BöHSE ONKELZ - Onkelz wie wir...
Mehr über Böhse Onkelz
- Genre:
- Deutsch-Rock
- Label:
- Metal Enterprise / Bellaphon
- Onkelz wie wir
- Von Glas zu Glas
- Erinnerungen
- Bomberpilot
- Dick & durstig
- Falsche Propheten
- Am Morgen danach
- Schöner Tag
- Heut’ Nacht
- !
Es gibt Alben, die zwar einen weniger hohen Bekanntheitsgrad haben, dafür aber in einer Bandgeschichte eine einschneidende Zäsur darstellen. Bei den BÖHSEN ONKELZ trifft das sicherlich auf "Onkelz wie wir" zu, war es doch das erste Album nach der offiziellen Abkehr von der Skinhead-Szene. Rückblick: 1980 als Punkband gegründet, hatten sich die vier Jungs aus Frankfurt ab '82 langsam die bunten Haare abrasiert. Nach dem (später indizierten) '84er Debüt "Der nette Mann", nach "Böse Menschen - böse Lieder" (schon mit nicht mehr ganz so kurzen Haaren) und "Mexico" distanzierte sich die Band Ende '85 von der Szene und ihrem früheren Label, das immer mehr rechte Bands unter Vertrag nahm.
Diesem Umstand wurde mit der Ballade 'Erinnerungen' auch der inzwischen bekannteste Song dieses Album gewidmet. Musikalisch erinnerte noch vieles an den Oi-Punk der ersten Stunden, doch bei manchem Bandmitglied waren die Haare schon länger gewachsen. Rau und rotzig ging es hier noch zu: Ganz in Tradition des "netten Mannes" (ein Jahr zuvor wegen angeblicher Gewaltverherrlichung indiziert) war der Titelsong eine weitere provokante Nummer. 'Bomberpilot' beschrieb in sarkastische Weise den Flug im Düsenjäger, während 'Falsche Proheten' Vergötterung jeglicher Art geißelte (bemerkenswerterweise auch schon damals die eigene Vergötterung durch Fans). Ansonsten überwiegt vor allem ein Thema: Alkohol. Gleich vier Songs widmen sich dem Gerstensaft, der damals noch einen wichtigen Bestandteil im Freizeitvergnügen der Band einnahm. Hirn ausschalten, Bier kaltstellen und mitgrölen! Zu guter Letzt gaben die Jungs mit einem schnellen Instrumental, in dem erstmals die Vorliebe für Metal in den folgenden Jahren anklang, noch mal Gas.
Da neben dem indizierten Debüt auch die folgenden beiden ONKELZ-Alben eher selten erhältlich sind – wie die Band selbst will auch kaum ein Händler etwas mit der hier nicht näher erwähnten ersten Plattenfirma zu tun haben - ist "Onkelz wie wir" die frei erhältliche Platte, die noch am ehesten an den alten Rotz-Sound der Ursprungstage erinnert. Im Vergleich zu späteren CDs mit einem fast schon unterirdischem Sound, sägenden Punkrock-Akkorden und einer noch etwas höheren sowie heiseren Kevin-Russel-Stimme. Textlich wie Musikalisch ein starker Kontrast zu den High-End-Produktionen der vergangenen Jahre, aber eben auch ein Teil der ONKELZ-Geschichte. Dass die ONKELZ mit ihrem Labelwechsel zum geldgeilen Ingo Nowotny (der später ebenfalls Faschobands signte) vom Regen in die Traufe kamen, war damals noch nicht abzusehen und wurde ein paar Jahr später ohnehin mit einem weiteren Wechsel korrigiert.
PS: Da sich die ONKELZ mit Nowotny nie über die Rechte an der Scheibe einigen konnten, will die (inzwischen bekanntlich aufgelöste) Band das Album noch einmal neu einspielen. Wann dieses Vorhaben jedoch in die Tat umgesetzt wird, steht noch in den Sternen.
Anspieltipps: Onkelz wie wir, Erinnerungen, Bomberpilot
- Redakteur:
- Carsten Praeg