BON JOVI - Forever
Mehr über Bon Jovi
- Genre:
- Pop / Rock
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- Island Records
- Release:
- 07.06.2024
- Legendary
- We Made It Look Easy
- Living Proof
- Waves
- Seeds
- Kiss The Bride
- The People's House
- Walls Of Jericho
- I Wrote You A Song
- Living In Paradise
- My First Guitar
- Hollow Man
Leider eine Fortsetzung des weichgespülten Pop-Rock-Kurses.<br />
Ja, ich weiß, eigentlich ist BON JOVI mit dem handzahmen Radio-Pop der letzten Langspieler kein Fall mehr für POWERMETAL.de. Aber haben wir nicht alle irgendwie eine Schwäche für die Klassiker, die Jon Bon Jovi und seine Mitstreiter auf Krachern wie "Slippery When Wet" oder "New Jersey" veröffentlicht haben? Und wenn ich ehrlich bin, mag ich auch den radiotauglichen Hard Rock der frühen Zweitausender auf Werken wie "Have A Nice Day" oder "The Circle" durchaus gerne. Spätestens seit Richie Sambora der Band allerdings den Rücken gekehrt hat und Jon Shanks die Produzenten-Zügel in der Hand hält, ist aus den einstigen Hair-Metallern ein weichgespülter Pop-Act unter so vielen geworden. Als Fan komme ich aber natürlich nicht umhin, mir trotzdem ein Bild des neuen Studioalbums "Forever" zu machen.
Fangen wir dabei erst einmal mit den positiven Aspekten an, denn wer die übrigens sehr sehenswerte Dokumentation "Thank You, Goodnight: The Bon Jovi Story" gesehen und von Jons stimmlichen Problemen erfahren hat, dürfte nicht damit gerechnet haben, dass der legendäre Fronter überhaupt je wieder so gut singen könnte wie auf den neuen zwölf Kompositionen. Klar, die hohen Register liegen auch weiterhin außerhalb Jons Reichweite, doch die tiefere und rauere Stimmfarbe der späten Jahre, die mich immer etwas an BRUCE SPRINGSTEEN erinnert, steht dem Frontmann auch irgendwie ganz gut zu Gesicht. Im Gegensatz zum Boss tut sich Jon aber auch anno 2023 etwas schwer, relevante, flotte oder gar hart rockende Songs zu verfassen, was die vorab veröffentlichte Single 'Legendary' leider schon deutlich klar gemacht hat. In besseren Tagen hätte der Track dabei durchaus das Potential von Hits wie 'Lost Highway' gehabt - ohne jeglichen Druck bei den Gitarren und eine viel zu moderne Produktion klingt die Nummer aber leider mehr nach austauschbarem Radio-Pop, den man heuer tausendfach um die Ohren gehauen bekommt.
Und ein ähnliches Schicksal erleiden leider auch nahezu alle Tracks auf "Forever". Dabei lassen gerade Nummern wie 'We Made It Look Easy' oder 'Waves' immer die typische BON JOVI-DNA erkennen, ziehen aber immer dann die Handbremse, wenn der Song einfach mal ein paar knarzende Gitarren oder eben etwas Kantigkeit gebrauchen könnte. Andere Nummern haben selbst das Potential im Kern nicht, wenn sich 'I Wrote You A Song' oder 'Kiss The Bridge' als belanglose und ziemlich langweilige Balladen entpuppen und fast schon müde aus den Boxen plätschern. Von Klassikern wie 'I'll Be There For You' oder 'Bed Of Roses' sind wir da einfach meilenweit entfernt. Und auch ein paar Up-Tempo-Nummer wie 'Living In Paradise' kommen von Beginn an nicht über den Popsound hinaus, der sich nur im entferntesten bemüht, mit handzahmen Gitarren die Kategorisierung als Rockmusik zu rechtfertigen, und dessen Gesangslinien so austauschbar sind, dass man sie nach zwei Stunden bereits wieder verdrängt hat. Doch wie gewohnt gibt es zumindest auch drei Lichtblicke. So könnte 'Walls Of Jericho' mit seinen endlich einmal drückenden Gitarren auch durchaus aus dem Spätwerk des bereits erwähnten Mr. Springsteen stammen und 'The People's House' hat immerhin viel Dramatik und ein tolles Solo zu bieten. Höhepunkt bleibt für mich die Single 'Living Proof', die zwar mit dem präsenten Talkbox-Einsatz etwas zu sehr versucht, die Hits der eigenen Vergangenheit heraufzubeschwören, aber immerhin einen feinen Text und eine große Hookline im Gepäck hat. Mit Samboras Genie an der Gitarre und einer ordentlichen Produktion von Bob Rock hätte das hier ein Hit im Stile von 'Have A Nice Day' werden können.
So bleibt "Forever" aber leider ein weiteres Spätwerk von BON JOVI, das man wohl der Komplettheit halber am Grabbeltisch einsammeln wird, wenn der Preis für die CD zeitnah fällt. Danach pickt man sich die drei Höhepunkte heraus und schmeißt sie auf eine Playlist mit selbigen spärlichen Höhepunkten aller Alben seit "What About Now", die man dann anmachen kann, wenn man mal Lust auf die seichte BON JOVI-Variante hat. Oft passiert das bei mir nicht, denn am Ende greife ich doch zu den Klassikern aus den Achtzigern, die schlicht unantasbar bleiben.
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs