BOREALIS - Purgatory
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2015
Mehr über Borealis
- Genre:
- Melodic Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- AFM (Soulfood)
- Release:
- 19.06.2015
- Past The Veil
- From The Ashes
- The Chosen One
- Destiny
- Darkest Sin
- My Peace
- Place Of Darkness
- Welcome To Eternity
- Sacrifice
- Rest My Child
- Purgatory
- Revelation
Das kanadische Fegefeuer klingt erstaunlich gut.
Der Promoter hat da schon recht. Kanada ist nicht gerade die Wiege des melodischen Metals. Aber es muss ja auch nicht alles gleich klingen, nur weil es aus einem bestimmten Teil des Erdenreichs stammt. So kommen die fünf Herren von BOREALIS aus der Kleinstadt Orangeville im kanadischen Ontario und legen mit "Purgatory" schon das dritte Album vor. Den Namen habt ihr noch nie zuvor gelesen? Ja, geht mir ähnlich. Doch für Songsammlung Nummer drei hat man sich an das tolle deutsche Label AFM Records gewandt, das sollte dafür sorgen, dass der Name BOREALIS etwas bekannter wird.
Die Nordamerikaner spielen europäische geratenen Melodic Metal, gehen aber durchaus düster und tiefgehend zu Werke, was mich immer wieder an VANISHING POINT erinnert. Das liegt zum einen an Sänger Matt Marinelli, der mit seinem dunklen, leicht heiseren Organ interessante Akzente setzt, zum anderen sind die Sounds, die Keyboardist Sean Werlick seinem Instrument entlockt nicht etwa freudig-fanfarisch, sondern melancholisch und traurig. Oft gibt es Streicher zu hören, manches Mal auch ein Klavier. Im Gegensatz dazu steht das sehr moderne Gitarrenarragement, das dem gesamten Sound eine intensive Dramatik verleiht. Was ich damit meine, kann man schon am Opener 'Past The Veil' gut nachvollziehen. Eingeleitet wird der Song durch Frau-rennt-mit-Hackenschuhen-einen-Gang-entlang-Geräuschen, Krankenhausgepiepse und einem schreienden Baby. Dann hört das Herz auf zu schlagen. Tot. Still. Und bevor man sicht versieht kriegt man volle Elle mit der Defibrillator-Gitarre eine geklatscht. Heidewitzka - was für ein geiler Sound!
Nicht minder fantastisch ist der Songaufbau der Halbballade 'Rest My Child' später im Albumverlauf. Traurig beginnt das Meisterwerk, akustische Gitarre mit Streichern und klagendem Gesang und Text. Doch die Stimmung wird intensiver und bedrückender, bis es aus der Band förmlich herausbricht. Die harte, schroffe Gitarre streitet sich mit dem Gesang um die Pole Position, das Klavier gestaltet das Rennen zu einem traurigen. Ich erwarte dieses Stück auf meiner Jahresendabrechnung ganz weit vorne.
Doch so unerwartet und für das Genre überraschend die sehr harte und rhythmische Gitarre auch ist, etwas fehlt. Jeder Song bietet die gleiche limitierte Riff-Auswahl. Es gibt beinahe keine Erholungspausen und mir persönlich fehlen auch ein paar Soli, die mit etwas mehr Hingabe und Gefühl gespielt werden, als es Michael Briguglio auf "Purgatory" tut. So verkommen die zwölf Stücke zunehmend im Einheitssound, was wegen der eigentlich angenehmen Herangehensweise etwas schade ist. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass BOREALIS hier ein tolles Album gelungen ist, dass ich jedem ans Herz legen möchte, der auch nur im Entferntesten etwas mit Bands wie NOCTURNAL RITES oder EVERGREY anfangen kann.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Marius Luehring