BORKNAGAR - Urd
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2012
Mehr über Borknagar
- Genre:
- Progressive Black Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Century Media (EMI)
- Release:
- 23.03.2012
- Epochalypse
- Roots
- The Beauty Of Dead Cities
- The Earthling
- The Plains Of Memories
- Mount Regency
- Forstrite
- The Winter Eclipse
- In A Deeper World
Die aktuelle Besetzung schürt Erwartungen – und kann diese vollends erfüllen.
BORKNAGAR sind nie eine gewöhnliche Black-Metal-Band gewesen und präsentieren sich auch auf ihrer neuen Langrille originell und vielschichtig - mit einem eigenständigen Mix zwischen Black, Epic und Progressive Metal. Es gelingt den Norwegern um Øystein G. Brun vorzüglich, die progressiven Strukturen mit ausladender Epik - die fast schon WHILE HEAVEN WEPTsche Ausmaße erreicht - und harschen Black-Metal-Ausbrüchen (die natürlich früher noch viel roher waren) zu einer natürlich klingenden Einheit zu verbinden. Zudem melangieren sie das Ganze ungemein mitreißend und stellenweise regelrecht schwelgerisch. Man kann bei entsprechender Präferenz das Gebotene natürlich zu gefühlvoll und eingängig, zu wenig rau und ungezügelt finden, aber es überwiegt einfach der fesselnde, hypnotische Charme der durchgehend sehr gelungenen Stücke, sodass der im Vergleich vielleicht etwas zu geringe Anteil an wirklich krachig-wilden Passagen nicht ins Gewicht fällt. Der warme Klang und die schwermütig-schönen Melodien (die sogar den spröderen Nummern einen gewissen melancholischen Touch verleihen) drücken dem Album von der ersten bis zur letzten Sekunde ihren Stempel auf.
Nachdem nun auch Simen "ICS Vortex" Hestnæs (wieder) fest mit an Bord ist (er war bis 2000 die Stimme von BORKNAGAR und in der Vergangenheit live bereits wieder mit der Band unterwegs), hat man nun natürlich beste Möglichkeiten, ein unvergleichliches gesangliches Wechselspiel zwischen ihm, Andreas "Vintersorg" Hedlund und Keyboarder Lars "Lazare" Nedland (SOLEFALD) in allen denkbaren Facetten auszuloten (wobei sich dankenswerterweise keiner auf Backing Vocals beschränken muss). Dabei wurden etliche tolle Momente auf die Platte gebracht.
Bei Stücken wie 'The Earthling' und 'Mount Regency' kann man die Black-Metal-Ursprünge der Band gut heraushören, doch entwickelt sich zwischen epischen, teilweise auch symphonischen Klangteppichen und dynamischer bis wilder Raserei eine fast monumentale Atmosphäre, die sich mit jedem Durchlauf noch intensiver manifestiert. Neben dem abwechslungsreichen Gesang, den griffigen Hooks, der tollen Gitarrenarbeit und den sehr einprägsamen Melodien sind es einige originelle Elemente wie die Hammondorgel, die bereits auf früheren Alben zur Geltung kommen durfte, oder Wah-wah-Effekte, die zusätzlich für Kurzweil sorgen. Man kauft es dem BORKNAGAR-Kopf Øystein G. Brun sofort ab, wenn er sagt, dass "Urd" für ihn der Höhepunkt ihrer bisherigen musikalischen Reise ist (üblicherweise ja ein inflationär gebrauchter und wenig aussagekräftiger Allgemeinplatz), denn dieses Album klingt so homogen, ausgefeilt und bis ins letzte Detail durchdacht, dass man sich viele Durchläufe gönnen kann, ohne dass die Spannung darunter leiden würde. Zumal auf gleichbleibend hohem Niveau und mit einem erstaunlich hohen Maß an Abwechslungsreichtum (nicht nur gesanglich, sondern auch in der instrumentellen Begleitung) musiziert wird. Ein erstklassiges Album - für nicht wenige BORKNAGAR-Fans wird dies im "test of time" wohl tatsächlich zur gefühlt bislang besten Scheibe der Norweger avancieren.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer