BOSCHER, XAVIER - Starseeds IV
Mehr über Boscher, Xavier
- Genre:
- Progressive instrumental Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Eigen
- Release:
- 03.12.2024
- Galactic
- Vega
- Zeta Reticuli
- Avian
- Lyran
- Epsilon
- Apollonian
- Cygnus
- Annunaki
- Ursa Minor
Ein absoluter Könner an den Instrumenten!
Rein instrumentale Musik hat es bei uns allgemein etwas schwerer, nur im Bereich Post Rock hat sich inzwischen eine gehörige Reihe guter Bands ohne Stimme etabliert, ich gehöre auch zu denen, die Musik mit Gesang bevorzugen, aber wenn sich Xavier Boscher schon die Mühe macht, uns sein neues, selbst produziertes Album zu schicken, wäre es unfair, das Album "Starseeds IV" ungehört zu lassen. Da ich immer mal wieder schaue, was in der wöchentlichen Menge an Veröffentlichungen liegen geblieben ist, wurde mir dieser vierte Teil der Tetralogie des wahrlich versierten Gitarrenspielers in die Inbox gespült.
Ich bin ja alt genug, noch die kleine Welle an instrumentalen Schred-Scheiben der Achtziger, gerne auf Mike Varneys Label, in Erinnerung zu haben. Wahrscheinlich wurde damals der Grundstein gelegt für meine Abneigung gegen instrumentalen Metal, denn die Gitarrenorgien waren nicht immer gut anzuhören. Zum Glück schlägt Boscher aber eher in die Kerbe Satriani, der mehr Melodie als Geschwindigkeit in den Vordergrund stellte. Nur versetzt der Franzose das ganze komplett in den Progressive Metal und gibt ihm einen modernen Sound, der das Ergebnis wirklich anders klingen lässt und meine Bedenken im Nu wegwischt.
Boscher hat in den letzten zwei Jahren vier Scheiben mit dem Titel "Starseeds" produziert. Da dies mein Erstkontakt ist, kann ich sie nicht vergleichen, aber was ich sagen kann, ist, dass Freunde instrumentalen Progs mit deutlichem Metaleinschlag dringend die Ohren spitzen sollten, denn der Herr aus Nizza ist tatsächlich ein ziemlicher Könner! Auf dem vorliegenden Werk hat er alles allein eingespielt, programmiert, produziert und wohl auch das sehr gelungene Cover selbst gemalt.
Sagte ich programmiert? Ja, ich denke, die modernen Möglichkeiten eines Studios hat er weidlich ausgenutzt, ich denke, das Schlagzeug ist programmiert, aber auch das empfinde ich nicht als störend. Ich weiß nicht, ob menschliche Fills dem Ganzen irgendetwas gegeben hätten, denn es passiert so schon genug, manchmal auch mehr als das. Boscher hat "Starseeds IV" mit zehn Stücken gefüllt, die gut angeordnet sind und immer wieder deutliche Kontraste bieten, sodass man die einzelnen Kompositionen gut gegeneinander abgrenzen kann und sie Charakter bekommen. Ein Beispiel dafür sei die Riege aus 'Avian', 'Lyran' und 'Epsilon', bei der das Erstgenannte mit verzerrt-kratzigen Sounds ein Stück in der Melange aus Nu Metal und Melodic Metal generiert, das in ein ruhiges, melancholisches, geradezu neoprogressives 'Lyran' übergeht, nur damit 'Epsilon' dann über einen gemächlichen Beginn den Kontast als ein sphärisch-progressives Stück mit Metalausbrüchen darstellt.
Ich habe das Gefühl, dass ich Xavier Boscher wirklich gerne mal in einem Bandkontext sehen würde, aus einem Kracher wie 'Apollonian' ließe sich bestimmt noch etwas mehr herausholen, was dann auch den Mainstream abholen könnte. Ich bin wirklich beeindruckt, speziell die letzten vier Stücke, die alle unter vier Minuten durch das Ziel gehen und in denen Boscher nochmal die ganze Bandbreite seiner Sounds und Stile durchmisst, sind wirklich großartig und teilweise wirklich schwermetallisch. Und wenn da jetzt noch ein Sänger dazukäme, ich glaube, da könnte uns in Zukunft eine echte Sensation ins Haus stehen, denn spielen, komponieren und arrangieren kann der Gitarrenhexer wahrlich. So sehr, dass ich sogar ein Instrumental-Album gelegentlich gerne auflege, das kein Post Rock ist. Das hätte ich nicht für möglich gehalten.
Hier ist ein Beispiel für einen der metallischen Tracks, das abschließende 'Ursa Minor'. Top, nicht wahr?
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger