BRAINSTORM - Midnight Ghost
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2018
Mehr über Brainstorm
- Genre:
- Heavy/Power Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- AFM / Soulfood
- Release:
- 28.09.2018
- Devil's Eye
- Revealing The Darkness
- Ravenous Minds
- The Pyre
- Jeanne Boulet (1764)
- Divine Inner Ghost
- When Pain Becomes Real
- Four Blessings
- Haunting Voices
- The Path
Volle Lautstärke zur Geisterstunde.
Es schlägt Mitternacht bei den süddeutschen Power-Metalisten BRAINSTORM. Zum zwölften Album wählte man passenderweise eben diese Thematik, sehr bunt veranschaulicht das Artwork auf der Frontseite (vom Ungarn Gyula Havancsak, der für so gut wie jede Band schon Cover erschaffen hat) die vielen grusligen Gestalten, die uns um Punkt zwölf Uhr nachts im Schlafzimmer erwarten. Und das wiederum passt zum Vorgängeralbum "Scary Creatures". Schön durchdacht.
Dabei verbinde ich die Musik BRAINSTORMs gar nicht mit Horrorclowns und wandelnden Skeletten. Nein, das Urgestein wirkt auf mich eigentlich etwas intellektueller. In den Texten geht es selten um Gruselgeschichtchen, sondern es geht mehr um Emotionen, um Lebenssituationen. Aber an dieser Diskrepanz störe ich mich nicht lang, denn auch "Midnight Ghosts" besticht schon rein musikalisch. Und vielleicht interpretiere ich auch viel mehr in die Texte, als da ist.
Wie dem auch sei, Album Nummer zwölf begeistert auch, wenn man den Songtexten gar nich wirklich lauscht. Denn obwohl ich alle Alben der Heidenheimer liebe, könnte "Midnight Ghosts" tatsächlich in der bandinternen Top-3 landen. BRAINSTORM klingt angriffs- und spiellustig wie schon lang nicht mehr. Ich ziehe sogar Parallelen zum Überdreher "Soul Temptation", einem Album für die einsame Insel. Man möge sich nur mal die beiden vorab veröffentlichten Stücke 'Ravenous Minds' und 'The Pyre' einverleiben. Das ist der Gehirnsturm in Reinkultur: feinstes Riffing, überraschende und eingängige Melodien und Andys Charisma-Stimme. Und dabei könnte erstgenannter Song tatsächlich auch auf dem schon erwähnten 2003er Werk stehen, während 'The Pyre' auf dem ebenfalls genialen "Ambiguity" seinen Platz finden könnte.
Doch natürlich klingt BRAINSTORM fünfzehn Jahre später ganz anders. Fetter drückt es aus den Boxen, fast etwas triefend. Doch die Zusammenarbeit mit dem Wunschkandidaten (der Band und mir) Seeb Levermann (ORDEN OGAN) als Produzent hat sich ausgezahlt. Denn obwohl das Gesamtwerk sehr dicht in die Ohren stürmt, ist alles differenziert zu belauschen. Die vielen Spuren überlagern sich nicht, auch nicht, wenn zum ganzen Instrumentarium noch Chorpassagen und leichte Orchestrierung stoßen.
So gibt es wirklich nichts zu meckern an "Midnight Ghosts", nein, es ist alles zu loben! Sound, Songs, Performance, das ist alles genau auf dem Niveau, das ich von einer meiner Lieblingsbands erwarte. Egal ob ein Epos wie 'Jeanne Boulet (1764)', in dem es übrigens um die lesenswerte Geschichte um die "Bestie des Gévaudan" geht, die im 18. Jahrhundert in Südfrankreich ihr Unwesen trieb, oder ein klassischer BRAINSTORM-Hit wie 'Haunting Voices' zum Besten gegeben wird.
Dass zwischendurch noch der ziemlich untypische Gröl-Stampfer 'Four Blessings' seinen Weg auf das Album gefunden hat, stört gar nicht, denn selbst in diesem Metier ist das Gebotene einfach Weltklasse. Liegt auch daran, dass nicht durchgestampft, sondern auch soliert wird und dass die Gesangsmelodie wirklich packt. In der abschließenden mitreißenden Powerballade 'The Path' verliere ich mich dann sogar so sehr, dass ich manches Mal vergesse, die Repeat-Taste zu drücken. Dabei will ich doch, dass diese Mitternacht nie endet.
Ach, eins noch - Andy ließ im Vorfeld der Veröffentlichung verlauten, dass für das zwölfte Album natürlich auch zwölf Songs aufgenommen würden. Bitte her damit! Von BRAINSTORM kriege ich wohl nie genug.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Marius Luehring