BROTTHOGG - The Die Is Cast
Mehr über Brotthogg
- Genre:
- Black Metal / Black'n'Roll
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 01.08.2020
- Nokturne
- Behind The Gateways
- Liberation
- Draugen
- Forlis
- Resurrection
- Iacta Alea Est
Mutiger Blick über den Black-Metal-Tellerrand!
Das norwegische Bandprojekt BROTTHOGG präsentiert wohl das ungwöhnlichste Lineup, das ich seit einiger Zeit gesehen habe. So zeichnet Bandkopf und Mastermind Kristian Larsen Moen für das gesamte Songwriting und nahezu alle Instrumente verantwortlich, außer dass sämtlichen Gitarren-Soli (aber auch nur diese) von Stephen Carlson eingespielt wurden. Dazu gesellen sich mit Jonas Moen und Craig Furunes direkt zwei Sänger, deren Growls und Shouts sich aber so sehr gleichen, dass es für den Hörer nicht besonders einfach ist, die beiden Gesangsleitungen voneinander zu trennen. So ungewohnt diese Besetzung auf dem Papier dabei auch aussieht, so gut scheint sie zu funktionieren, denn nach dem beachtlichen Debüt "Echoes Of The Past" aus dem letzten Jahr steht mit "The Die Is Cast" schon der zweite Langspieler in den Startlöchern.
Und musikalisch haben es die sieben Kompositionen erneut in sich, auch wenn ich weiterhin nicht verstehe, warum sich das Quartett selbst als Mix aus Black und Death Metal kategorisiert. Ich jedenfalls höre hier nahezu keine Todesstahl-Referenzen, sondern werde stattdessen ganz stark an den Black'n'Roll erinnert, den die Landsmänner SATYRICON auf ihrem selbstbtitelten Langeisen aus dem Jahr 2013 so perfekt zelebrierten. Die beiden Silberlinge teilen dabei nicht nur einen Hang zu epischen Melodien, sondern setzen auch bei den Gitarren auf einen ähnlich spröden Sound, der jedoch perfekt zum dargebotenen Songmaterial passt. So ist es dann auch kein Wunder, dass sich Songs wie 'Nokturne', 'Draugen' oder 'Forlis' auch bestens auf "Satyricon" gemacht hätten, was wohl allein für die Qualität der drei Kompositionen sprechen sollte.
Doch die Norweger belassen es nicht einfach bei einer schnöden Kopie der Landsmänner, sondern mischen ihrem Grundsound auch immer wieder teilweise recht überraschende Elemente bei. So zitiert 'Behind The Gateways' mit seinen Gitarrenmelodien Galder und Silenoz von DIMMU BORGIR, während 'Resurrection' die schwarzmetallischen Gefilde sogar gänzlich verlässt und ein paar Power-Metal-Riffs in den Sound integriert. So abwegig das klingen mag, so gut funktioniert diese Kombination in besagtem Track und macht selbigen zu einem echten Höhepunkt der Scheibe. Der musikalische Ausflug hin zum Bay-Area-Thrash in 'Iacta Alea Est' ist da schon wieder deutlich weniger überraschend, dröhnt aber nicht minder überzeugen aus den Boxen, auch wenn der Song für mich persönlich mit der extrem hohen Qualität der übrigen Spielzeit nicht ganz mithalten kann.
Bleibt eigentlich nicht mehr viel zu sagen, außer dass BROTTHOGG vollkommen zu Recht als einer der vielversprechendsten Newcomer Norwegens gehandelt wird. Der Stilmix des Vierers ist erfrischend, das Songwriting ist packend und zu guter Letzt hebt man sich dank der SATYRICON-Anleihen und des beherzten Blicks über den Tellerrand des eigenen Genres wohltuend von der Masse an Newcomern ab, die dieser Tage die Szene mit Black Metal nach Schema F überrennen. Für alle Fans finsterer Töne heißt es daher auch: antesten - und zwar dringend!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs