BURY YOUR DEAD - You Had Me At Hello
Mehr über Bury Your Dead
- Genre:
- Hardcore
- Label:
- Alveran / SPV
- Release:
- 13.12.2004
- Sunday's Best
- Tuesdays Night Fever
- Dragged Out And Shot
- So Fucking Blues
- Burn Baby Burn
- 33rpm
- Cammo Is My Favourite Color
- 69 Times A Charm
- Ten Minute Romance
- Mosh N' Roll
In einem Zeitalter, in dem sich der europäische Musikmarkt einen Dreck darum schert, was auf der anderen Seite vom großen Teich so veröffentlicht wird, kommt es nicht selten zu einem Fall wie bei BURY YOUR DEAD. Bei den Herren aus New England kommen die beiden Alben, "You Had Me At Hello" und "Cover Your Tracks" gleichzeitig heraus. Somit könnte uns eigentlich egal sein, welches denn nun zuerst da war. Eigentlich ist es das bei BURY YOUR DEAD auch. Aber um der Sache wirklich auf den Zahn zu fühlen, sollte erwähnt werden, dass dieses "You Had Me At Hello" mittlerweile schon über zweieinhalb Jahre alt ist!
Damals bemühte man sich zumindest beim Albumtitel um Diskretion im Tom-Cruise-Wahn, dem die Band scheinbar verfallen ist. Nicht jeder merkt, dass dies ein Zitat von Renee Zellweger aus "Jerry Maquire" ist. Das ist sehr viel stilsicherer als gleich, wie auf dem Nachfolge-Album "Cover Your Tracks", mit Filmnamen um sich zu werfen. Und wo wir gerade beim Nachfolger und der langen Zeitspanne zwischen den beiden Alben sind: Es ist in höchstem Maße faszinierend, wie wenig man sich in so langer Zeit weiterentwickeln kann! Das kriegen nicht mal SOULFLY so hin.
"You Had Me At Hello" stellt die Wurzeln dar, nach denen man, da wollen wir gar nichts beschönigen, sicherlich mit dem Motto "Es kann nur besser werden!" in die Zukunft starten wollte.
Ohne irgendeine Vorwarnung wird losgeknüppelt, denn man will sich ja nicht ohne Grund auf der offiziellen Homepage als härteste Band von New England verkaufen. In 'Sunday's Best' zeigen sie erstmal allen, was Hardcore ausmacht … genauso wie in jedem anderen Lied des Albums. Soll heißen: Von Innovation und Abwechslung ist leider keine Spur. Stattdessen gibt es Monotonie satt. Der damalige Sänger Joe Krewko prügelt seine kaum verständlichen Lyrics auf das Dauerfeuer der Drums und die Standardriffs der Gitarren. Was bei dem ersten Lied noch locker-flockig klingt, führt bald zu der Ernüchterung, dass es diese Band gar nicht anders kann. Und spätestens nachdem das dritte Lied genauso klingt wie das erste und zweite, ist es auch mit dem letzten bisschen guten Willen, diesem Album etwas abzugewinnen, vorbei. Die Songstrukturen vom Reißbrett führen so weit, dass man lediglich aufgrund der Anzeige im Display bemerkt, wann ein Lied endet und das nächste beginnt.
Richtig unterirdisch wird es bei der Laufzeit des Albums. Nach dem zweiten Lied "Tuesdays Night Forever" schafft es kaum noch ein Track, die Zwei-Minuten-Grenze zu knacken. Aber eigentlich ist man ab der Hälfte des Albums darum gar nicht mehr böse.
Aber Halt, 'Mosh N' Roll' wartet doch immerhin mit fetten zwölf Minuten Laufzeit auf! Na wenn das nichts ist! Es ist nichts. Kaum hat man dafür bei SLIPKNOTs 'Only One' die Machart der Vocals geklaut, folgt Stille. Irgendwann nach zehn Minuten geht es dann genauso stupide weiter, wie es angefangen hat, und löst sich endlich in Wohlgefallen auf. Somit beschränkt sich die Laufzeit auf schmale 24 Minuten! Und da die Mannen in so kurzer Zeit nichts außer Langeweile hervorbringen, ist das wohl das bitterste Armutszeugnis, das man sich vorstellen kann.
Wenn es überhaupt ein Lied gibt, das in irgendeiner Form hängen bleibt, dann ist es 'Burn Baby Burn'. Da kam so etwas wie Melodie drin vor.
Nun könnte man BURY YOUR DEAD vielleicht noch zugute halten, dass dies das Debüt war, denn vorher hatte man lediglich eine Selftitled-EP herausgebracht. Weiterhin ging man seinerzeit noch nicht wirklich ernsthaft zu Werke. BURY YOUR DEAD war mehr oder weniger offiziell ein Side-Project. Aber wenn man sich überlegt, dass man es nach Line-up-Wechseln und zwei Jahren Denkerpause immer noch nicht schafft, ein Album zu veröffentlichen, das über dieses grottige Debüt hinwegkommt, dann kommen einen die Tränen.
Gegen diese Scheibe wirken Bands wie CALIBAN wie eine Offenbarung. Wem aber sämtliche Art von Eigenständigkeit oder Abwechslung egal ist, der kann sich diese Platte ruhig anhören. Doch fest steht: Der Titel ist und bleibt das mit Abstand Ideenreichste an diesem Album. Mich hatten sie nicht, als sie "Hallo" sagten, und erst recht nicht, nachdem ich ihr Album gehört habe. BURY YOUR DEAD sollten sich für ihre Musik endlich ein Beispiel an Tom Cruise nehmen, der war in der "You Had Me At Hello"-Szene nämlich "Oscar"-reif.
Anspieltipps: mit viel Wohlwollen 'Burn Baby Burn'
- Redakteur:
- Michael Langlotz