BYZANTINE - Harbingers
Mehr über Byzantine
- Genre:
- Modern Progressive Groove Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Metal Blade Records
- Release:
- 13.06.2025
- Consequentia
- A Place We Cannot Go
- Floating Chrysanthema
- The Clockmaker's Intention
- Riddance
- Harbinger
- The Unobtainable Sleep
- Kobayashi Maru
- Irene
Ein Album zwischen den Progressive-Groove-Metal-Stühlen.
Wow, seit mehr als zwanzig Jahren treiben die Amerikaner von BYZANTINE also ihr Unwesen in der Szene und legen mit "Harbingers" bereits ihr siebtes Studioalbum vor. Bisher ist die Band aus Charleston, West Virginia, komplett an mir vorbeigerauscht. Was sagt das bloß über mich aus? Oder über das Quintett?
Seine musikalische Spielwiese ist definitiv modern, progressiv und verdammt groovig. Die Band zeigt stets Kante, drückt, treibt und schiebt mächtig. Die Gitarrenarbeit der Herren Ojeda, Henderson und Rohrbough ist dabei das absolute Prunkstück. Ihre tiefen Klampfen feuern ein Riff nach dem anderen in den Orbit, sprühen dabei vor Spielwitz und Ideenreichtum. Die Soloarbeit und Melodien werden dezent, aber effektiv eingesetzt. Das ist oberstes Regal, sofern die Lauscher auf modernes Stakkato und Polyrhythmik eingestellt sind. Auch Schlagzeuger Matt Bowles und Bassist Ryan Poslethwait sind technisch über jeden Zweifel erhaben. Da wird gewirbelt, geknarzt und Takte hin- und hergeschoben. Eine wahre Freude.
Jedoch verpassen die Herrschaften ab und an mal die richtige Ausfahrt und sie schaffen es auch nicht zwingend, den Songs die dringend notwendige Krone aufzusetzen. Was mich total verwirrt, sind die Stimmen. Vielleicht muss ich noch tiefer und konsequenter in den Kosmos der Band einsteigen, aber mir erschließt sich manchmal nicht, wer jetzt gerade was und warum wie singt. Gitarrist und Sänger Chris Ojeda scheint mehr für den räudigen, gutturalen Stil zu stehen. Sein kehliger, sehr harscher Thrashgesang ist ordentlich, aber nicht unbedingt spannend. Die Harmonien sind ebenfalls gut, aber auch nicht immer packend genug. Im Eröffnungssong 'A Place We Cannot Go' hingegen vernehme ich einen rockigen Sänger, der ein wenig an Mark Tremonti erinnert. Davon hätte ich gerne ein bisschen mehr. Nicht falsch verstehen: Die Gesänge sind grundsätzlich in Ordnung, aber mir streckenweise zu verwirrend, weil zu viele unterschiedliche Farben und Attitüden aufgeboten werden. Mir gefällt BYZANTINE vor allem dann, wenn die Amerikaner eine klare Thrash-Kante zeigen ('Riddance', 'Floating Chrysanthema') oder modernen Groove Metal auspacken ('The Unobtainable Sleep', 'Kobayashi Mura'). Da hat Papa einen roten Faden, dem er folgen kann.
Die von Peter Wichers (SOILWORK, NEVERMORE) angenehm lebendig produzierte Scheibe "Harbingers" steckt für mich zwischen verschiedenen musikalischen Stühlen, wirkt dadurch nicht ganz so flüssig. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass das Album einfach noch mehr Durchläufe benötigt und sich im Laufe der Zeit durchaus entwickeln könnte. Gefühlt stehe ich aber aktuell von BYZANTINE nicht abgeholt am Bahnhof der verspielten Möglichkeiten.
Anspieltipps: Riddance, Floating Chrysanthema, The Unobtainable Sleep
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Chris Staubach