BYZANTINE - The Cicada Tree
Auch im Soundcheck: Soundcheck 07/2017
Mehr über Byzantine
- Genre:
- Modern Heavy Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Metal Blade
- Release:
- 28.07.2017
- New Ways To Bear Witness
- Vile Maxim
- Map Of The Creator
- Dead As Autumn Leaves
- Trapjaw
- The Subjugated
- Incremental
- The Cicada Tree
- Verses Of Violence
- Moving In Stereo
- Servitude
Ohne Gebrüll und mit ein paar Songs weniger wäre hier ein Meisterwerk entstanden!
Eigentlich hat "The Cicada Tree" alles, was ein modernes Power-Metal-Album benötigt und ausmacht: tolle aber immer unkitschige Melodien, ein hohes spielerisches Niveau, kraftvolles Songwriting, und das alles eingebettet in eine schön druckvolle und transparente Produktion. Und nebenbei hat man mit 'Vile Maxim´ und 'Dead As Autumn Leaves' zwei Hits am Start, für die so manche Band töten würde. Während der erstgenannte mit Power nach vorne geht und eine fantastische Melodie im Refrain auffährt, so ist letztgenannter ein getragenes Melancholiemonster, das sich leise anschleicht, den Hörer mit betörenden Melodien und progressiven Stukturen betört, nur um dann unvermittelt zuzubeißen.
Allerdings leidet die Platte unter einem Manko, das nicht verschwiegen werden darf: der zweistimmige Gesang. Während die cleane Stimme gut zu dem manchmal an FATES WARNING und Konsorten erinnernde Material passt, geht mir der später immer häufiger auftauchende Brüllgesang gehörig auf den Nerv. Dieser Umstand macht sich zum ersten Mal so richtig bei dem groovigen und nicht wirklich zündenden ´Trapjaw´ bemerkbar und zieht sich danach leider durch den Rest des Materials. Aber auch die Songs klingen mit jeder Minute mehr danach, als sei den Machern musikalisch nicht mehr allzu viel eingefallen. Stattdessen scheint man lieber auch den jüngsten Metalcore-Hörer abholen zu wollen und brüllt diesem die Ohren voll. Da ist es dann umso schöner, dass im Meer der schreienden Sirenen dann mit dem Titelsong doch noch eine Insel auftaucht, die zur Entspannung einläd, und wo man sich als Fan der eingangs erwähnten Tracks wieder wohlfühlt. Schön getragen, schön melancholisch, tolle Gitarren inklusive hochwertigen, fast schon rockigen Soli und guter Gesang. So lässt es sich aushalten. Fehlt nur noch ein ordentlicher Cocktail! Aber im Ernst: im letzten Drittel gelingt es den Männern tatsächlich wieder, an den Anfang anzuknüpfen, auch wenn kein Hit mehr gelingen will. Aber man setzt glücklicherweise wieder auf das, was die hitlastigen Songs ausmacht und schielt mit ´Moving In Stereo´ gar in eine wavige Richtung, was aber keineswegs negativ gemeint ist. Dafür funktioniert der Song nämlich einfach zu gut.
Irgendwie ist es schwierig, "The Cicada Tree" ordentlich zu bewerten. Auf der einen Seite stehen Songs, die (mich) wirklich begeistern, auf der anderen Seite gibt es einiges, was mich gewaltig nervt. Vielleicht wäre es besser gewesen, das Album auf sechs Songs zu beschränken und das Gebrülle in der Tonne zu lassen, denn dann hätte man fast von einem Meisterwerk reden können. So ist es leider nur ein Album geworden, das gegen viele andere Veröffentlichungen in diesen Tagen verlieren wird.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Michael Meyer