CALIGULA'S HORSE - Rise Radiant
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2020
Mehr über Caligula's Horse
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Inside Out (Sony)
- Release:
- 22.05.2020
- The Tempest
- Slow Violence
- Salt
- Resonate
- Oceanrise
- Valkyrie
- Autumn
- The Ascent
Ein erneutes Ausrufezeichen.
Es dürfte kein Geheimnis sein, dass CALIGULA'S HORSE bei mir längst den Status einer Lieblingsband inne hat. Die äußerst sympathischen Australier verfolge ich bereits seit der Zeit als erste Tracks bei der fantastischen australischen Seite "Triple J Unearthed" online gegangen sind, darunter 'The City Has No Empathy', der später das Debütalbum "Moments From Ephemeral City" eröffnete. Das ist jezt bereits knappe zehn Jahre her und Sam Vallen, Jim Grey und Anhang sind seitdem mit jedem Werk besser geworden. Das ganze gipfelte im letzten Werk "In Contact", bei dem ich mittlerweile ohne Wenn und Aber die Höchstpunktzahl ziehen würde und welches in meinen Ohren zu den zehn besten Alben der letzten Dekade gehört. Zumal Songs wie 'Song For No One' oder 'Graves' auch livehaftig in bestechender Manier dargeboten wurden und den ohnehin großartigen Eindruck nur verstärkten.
Die Erwartungshaltung an das neue Album "Rise Radiant" ist natürlich entsprechend hoch. Dass ich das Album in den letzten sechs Wochen locker 40x gehört habe, dürfte euch aber bereits deutlich machen, dass ich nicht enttäuscht bin. Ob es "In Contact" toppt, kann ich aber tatsächlich noch nicht sagen, denn wie jedes Werk der Band wächst auch "Rise Radiant" sehr nachdrücklich und verliert so gar nichts von seinem Reiz. Wahrscheinlich wird erst die Umsetzung auf der Bühne irgendwann in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft endgültig darüber entscheiden.
Wie gewohnt, klingt natürlich auch "Rise Radiant" nicht wie seine Vorgänger, aber dennoch absolut nach CALIGULA'S HORSE. Das wird wahrscheinlich immer der Fall sein, so lange Jim Grey singt und Sam Vallen die Saiten bearbeitet. Die zwei sind einfach ein kongeniales Duo und in ihrem Sektor jeweils absolute Speerspitze. Gerade Gitarrist Sam Vallen ist für mich immer unverkennbar. Sein abwechslungsreicher, farbenfroher Stil, der moderne und klassische Spielstile gleichermaßen bedient, sorgt dafür, dass ich ihn wohl zu meinen fünf Lieblingsgitarristen zählen würde. Auf dem neuen Werk agiert er etwas moderner und rhythmischer als auf "In Contact", wo es sehr viele melodische, klassische Gitarrensoli gab. Diese Soli gibt es weiterhin, allerdings sind sie eher Farbtupfer als großflächig aufgetragene Kleckse. Manchmal sind sie so subtil eingebaut, dass man sie bei den ersten Spins gar nicht so sehr bemerkt, doch dann fällt einem urplötzlich das Solo im Opener 'The Tempest' nach etwas mehr als drei Minuten auf und verzaubert.
Überhaupt ist es diese Subtilität und die Detailverliebtheit, die auch "Rise Radiant" wieder zu einem absoluten Hochgenuss werden lässt. Jim Greys Texte sind persönlicher als je zuvor, was für mich einige besonders emotionale Momente erzeugt. 'Salt' ist dafür ein Paradebeispiel, wenn er singt 'my words are a whisper but at least I can call them mine' berührt mich das einfach tief. Und die letzte Minute ist wieder eine dieser wunderbaren Steigerungen, die aus der ohnehin tollen Nummer einen der absoluten Höhepunkte des neuen Werks macht. Davon allerdings gibt es so einige, zumal sich bei mir mehr und mehr der Eindruck verfestigt, dass "Rise Radiant" einen bravourösen Spannungsbogen hat und so von Song zu Song besser wird. Nach dem kurzen akustischen 'Resonate' folgen mit 'Oceanrise' und 'Valkyrie' die zwei vielleicht offensichtlichsten Hits. So herrlich eingängig, obwohl im Hintergrund unglaublich viel passiert. Doch die Melodien, die Jim Grey hier zaubert, sorgen eben für besonders hartnäckige Ohrwürmer. Ich kann jetzt schon das Publikum 'be the flood, be the ocean' beim Konzert singen hören.
Meine absoluten Lieblinge hören dann aber auf die Namen 'Autumn' und 'The Ascent'. Ersteres ist eine herrlich melodische, sehr ruhige und getragene Komposition, die man fast Ballade nennen könnte, in dem Sektor aber doch völlig untypisch wäre. Und das abschließende, zehnminütige 'The Ascent' ist alles, nur nicht der typische Longtrack. Sam und Jim versuchen erst gar nicht ein zweites 'Graves' zu schreiben und das ist auch gut so. Viel mehr möchte ich zu dem Song auch noch gar nicht verraten.
Insgesamt wirkt "Rise Radiant" auf mich etwas kompakter und stimmiger, hat aber auf der anderen Seite vielleicht nicht die ganz so hohen Höhepunkte, die der Vorgänger mit 'Song For No One' und 'Graves' bereithielt. Von daher belasse ich es dieses Mal erneut bei 9.5 Punkten, auch wenn ich mir gut vorstellen kann, dass ich die nächste Rezension wieder damit beginne, dass dies hier ein lupenreines zehn-Punkte-Album ist. Aber Noten sind nun mal doch nur Momentaufnahmen. Klar ist, dass es in diesem Jahr nicht viele Alben geben wird, die "Rise Radiant" übertrumpfen werden. Wer modernen Progressive Metal hört, kommt an CALIGULA'S HORSE natürlich nicht mehr vorbei.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Peter Kubaschk