CANCER - Inverted World
Mehr über Cancer
- Genre:
- Death Thrash Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Peaceville Records
- Release:
- 25.04.2025
- Enter The Gates
- Until They Died
- Inverted World
- Bodies
- Test Site
- Amputate
- When Killing Isn't Murder
- Covert Operations
- Jesus For Eugenics
- Corrosive
Garstiger Death ('n'Thrash) Metal auf verdammt hohem Niveau!
Gelegentlich kommt es vor, dass wir die Bemusterungen von Alben leider erst zum Tag der Veröffentlichung oder erst danach erhalten, wie im Fall der aktuellen CANCER-Scheibe "Inverted World". Deswegen komme ich dazu, im Vorfeld das eine oder andere Review mehr der schreibenden Kollegen zu studieren, denn ich bin selbst gespannt wie ein Flitzebogen auf das neue Album.
CANCER stammt ursprünglich aus England, hat Anfang der 90er zwei mehr als respektable Referenzwerke britischen Todesstahls unters Volk gebracht, bevor es dann Mitte desselben Jahrzehnts qualitativ stetig bergab ging und Mitte der 00er Jahre ein erster Comeback-Versuch in die Büx ging. Mit zwei Ur-Mitgliedern startete Sänger und Gitarrist John Walker 2018 dann einen zweiten Versuch, dieses Mal allerdings mit mehr Fortune und vor allem, deutlich mehr Qualität in Form des Albums "Shadow Gripped".
Viele der von mir oben erwähnten Reviews fassten die neue Platte, sehr grob runtergebrochen, folgendermaßen zusammen: Solides Album, tut nicht weh, braucht aber nicht wirklich jemand. Nur wenige Schreiber zeigten sich hier deutlich euphorischer, zu denen auch ich mich nun geselle, denn das neue Werk ist in meinen Ohren nicht weniger als einen granatenknüppelstarkes Stück Todesblei, wie es im Buche steht.
Mastermind Walker hat seinen Lebensmittelpunkt zwischenzeitlich nach Spanien verlegt und so ist es kein Wunder, dass er für das neue Album nun eine komplett neue Mannschaft spanischer Musiker um sich geschart hat.
'Enter The Gates' startet den Todesreigen dann auch gleich amtlich mit gruftigen Nackenbrecher-Riffs aus der verkehrten Welt und macht deutlich, was da in der nächsten Dreiviertelstunde noch so alles lauert. Auch 'Until They Died' macht keine Gefangenen, wartet mit einem Killer-Refrain auf und lässt Riffs von der Leine, wie sie DARK ANGEL zu ihren besten Zeiten geschmiedet hat. Überhaupt ist CANCER ja dafür bekannt, seinen Death Metal traditionell immer noch mit ein bisschen Thrash-Würze abzuschmecken. Deutlich wird das im Titelstück, das mit seinen eingestreuten progressiven Parts ein wenig an DARK MILLENNIUM erinnert. 'Bodies' lässt sich erstmals im Midtempo gemütlicher nieder und atmet durch die schwerfälligeren Akkordfolgen ein wenig Doom-Luft.
Ein nur kurzer Moment des Verschnaufens, denn 'Test Site' beginnt mit rasenden Rifffolgen und offenbart mir endlich, an welchen prominenten Sänger mich Walker auf der neuen Platte hier und da erinnert. Aufgrund der verwendeten Growltechnik nämlich an keinen Geringeren als Tom G. Warrior. 'Amputate' entpuppt sich dann passenderweise auch wieder als garstigster Death-Growler mit schön abgefahrenem Gitarrensolo. Und wie in 'When Killing Isn't Murder' Solo- und Rhythmus-Gitarre nach einigen Momenten des nebeneinander Herspielens am Ende ineinander gleiten und zu einem Soundklumpen verschwimmen, ist einfach mal ganz großes Ohrenkino! 'Covert Operations' ist ein weiterer pfeilschneller Death'n'Thrash-Knaller, der in der Form hier ohne weiteres auch auf CARCASS' "Necroticism"-Album eine verdammt gute Figur abgegeben hätte. Überhaupt muss ich an dieser Stelle auch mal Felleverdrescher Gabriel Valcázar lobend erwähnen, der den Song hier nicht nur einleitet, als hätte er kurz vorher gerade eine halbe Trommel Speed inhaliert, sondern auch sonst extrem druckvoll und verspielt agiert und seine Stöckchen wirklich ganz vorzüglich im Griff hat. 'Jesus For Eugenics' versprüht mystisch-rätselhafte Vibes und steigert sich langsam und unaufhörlich Richtung infernalisches Songfinale. Wenn das an TRITPYKON erinnernde 'Corrosive' dann einen verdammt sauberen Schlussstrich zieht, lässt sich lediglich konstatieren:
Alle von V. Santura perfekt transparent produzierten Kompositionen überzeugen von der ersten Sekunde an und sind reich an Höhepunkten. CANCER hat nicht nur erstmalig seit über dreißig Jahren wieder zwei großartige Alben am Stück abgeliefert, sondern stellt meines Erachtens sogar die aktuellen, bockstarken Platten von BENEDICTION und SIJJIN noch in den Schatten und lässt "Inverted World" weit mehr sein als "nur" der Geheimtipp aus der zweiten Reihe. Da der Rundling den perfekten Mittelweg zwischen fantastischen Rifforgien, ultrabrutalen Hooks und dezent eingesetzten Frickelpassagen findet, können hier bedenkenlos all diejenigen zugreifen, die sowohl mit allen DEATH-Phasen etwas anfangen können als auch die Werke von frühen PESTILENCE sowie Bands wie MASTER und MORBID ANGEL zu schätzen wissen. Stand jetzt mein Däss Mäddl-Highlight des laufenden Jahres!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Stephan Lenze