CANTRELL, JERRY - I Want Blood
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/24
Mehr über Cantrell, Jerry
- Genre:
- Alternative/Grunge
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Double J Music
- Release:
- 18.10.2024
- Villified
- Off The Rails
- Afterglow
- I Want Blood
- Echoes Of Laughter
- Throw Me A Line
- Let It Lie
- Held Your Tongue
- It Comes
Them Bones!
"I Want Blood"? Die neue von JERRY CANTRELL gibt schon im Titel neue britische Härte vor. Doch vor der Besprechung noch dies: Produziert wurde das Opus von CANTRELL und Joe Barresi, der bereits mit TOOL, QUEENS OF THE STONE AGE und anderen staubigen Heroen herumwerkelte. Als Gastmusiker sind die Bass-Axemen Rob Trujillo von METALLICA und Duff McKagan von GUNS N' ROSES und zudem Drummer Mike Bordin von FAITH NO MORE mit an Bord.
Zurück zur Härte: So werden wir mit dem Opener 'Villified' auch gleich ansatzlos vom Damm gefegt, dass die Stahlträger krachen. Der Song ist gespickt mit Oldschool-Trademarks und erinnert so schön an ALICE IN CHAINS, dass hier Tränen der Freude nicht ausbleiben dürfen. Diese schrägen Vocals, schiefe Leads, dabei so derbe gut hörbar, das muss man erst einmal hinkriegen. Ein geiler Einstieg, der mit 'Off The Rails' seine Fortsetzung findet: Wesentlich härter als auf seinem letzten Soloalbum geht unser Jerry zu Werke.
Hier werden Zweifel und Qualen in unfassbar lässige Tracks verpackt. Nach dem Hören geht es einem sofort spürbar besser. 'Afterglow' fährt dann diese nölige Coolness auf, das Schlendern zum Club, wir kommen nicht rein? Scheißegal, wir haben Besseres vor, greifen zur Klampfe und die Leute bleiben vor uns stehen, Club und Türsteherpumper sehen älter aus, als sie werden können. Okay, er hat Muckis und kann zuschlagen, aber die Dorfschönheit kommt mit uns und cruised im Camaro der Nacht und tausend Möglichkeiten und Abenteuern entgegen.
'I Want Blood' gibt uns nach Bassgewummer ordentlich stahltragenden Groove. Hier werden auch jene angesprochen, die wirklich nur 4/4-Takt hören. Das Basismotiv ist schon recht stark, still kann man da nicht sitzen bleiben. 'Echoes Of Laughter' führt wieder in die AIC-Spur. Träge, monolithisch und schräg entfaltet sich der Track, der uns so angenehm leiden und schmollen lässt, wie wir es ja erwarten, wenn Jerry zu Stimme und Klampfen greift.
'Throw Me A Line' rifft sich in die Hirnrinde, die Gitarre tönt laut neben dem Gesang, für mich ja seit 'Strong Arm Of The Law' von SAXON Grundlage und immer einen Bonuspunkt wert. Wir sind auch ohne Line geflashed und weggetreten, so soll das! Eins muss man dem Manne auch lassen: Wirklich keiner klingt so wie er, seine Epigonen sind in unteren Ligen versammelt. Ein filigranes Solo, eine dritte Strophe und wir sind bei 'Let It Lie'. Die Lava walzt sich durch das Dorf, langsam, aber unaufhaltsam. Die schiefen Akkorde im prachtvollen Prechorus sind das, was man an Jerry so liebt: Aus kreuz und quer gestaltet er einen Melodiebogen, der gerade deshalb so großartig tönt, weil er Notengebirge überspringt, beziehungsweise sie nicht künstlich harmonisch, sondern schroff anordnet.
'Held Your Tongue' ist dann noch so eine 10-Punktegranate. Melodisch, schräg, windschief wie unser Valiant auf der Flucht vor dem rostigen Truck, der uns seit Stunden durch die kalifornischen Wüstenhighways jagt. Das softe und dennoch rätselhafte 'It Comes' endet versöhnlich, der Truck ist inzwischen Schrott, wir recken die Faust, hören JERRY CANTRELL und cruisen heimwärts, ganz ohne Pulle oder Line, so soll es sein.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Matthias Ehlert