CARACH ANGREN - Franckensteina Strataemontanus
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2020
Mehr über Carach Angren
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Season Of Mist / Soulfood
- Release:
- 26.06.2020
- Here In German Woodland
- Scourged Ghoul Undead
- Franckensteina Strataemontanus
- The Necromancer
- Sewn For Solitude
- Operation Compass
- Monster
- Der Vampir von Nürnberg
- Skull With A Forked Tongue
- Like A Conscious Parasite I Roam
- Frederick's Experiments
Orchestraler Black Metal mit Horrorstories ohne Hochglanzpolitur.<br />
Die niederländischen Schwarzstahlsymphoniker CARACH ANGREN beschäftigen sich auch auf ihrer sechsten Studiolangspielplatte in gewohnt sinistrer Manier mit Gruselgeschichten, Horrorlegenden, mörderischen Strolchen und vielem mehr aus dem Requisitenkabinett der Geisterbahn, und das machen sie mit symphonischen Arrangements und ordentlich Bombast und Theaterdonner. Allerdings kommt der orchestrale Bombast mit deutlich weniger Hochglanzpolitur aus, als dies bei manch artverwandter Kapelle der Fall ist, so dass die seit siebzehn Jahren aktive Truppe aus der Provinz Limburg ein gutes Stück erdiger, bodenständiger und weniger überkandidelt herüber kommt als etwa CRADLE OF FILTH.
Diese für die orchestrale Ausprägung des Black Metals doch eher ungewöhnliche, basischere Ausrichtung werte ich erst einmal als Pluspunkt, denn sie lässt CARACH ANGREN ein Stückchen weit weniger generisch wirken, wozu auch hörspielartige Passagen und Erzählerparts beitragen. Doch einzelne originelle Elemente allein sorgen nicht für ein großes Album, denn da muss dann auch das kompositorische Moment passen und da fehlt bei den Niederländern manches Mal der letzte Funken Genialität. Der Opener 'Scourged Ghoul Undead' ist rifflastig, schnell und breakreich irgendwo zwischen der besagten schmutzigen Wiege und MELECHESH zu verorten, kann aber nicht vollends zünden, während das folgende, sehr eingängige Titelstück sich zwar direkt einprägt, aber mit seinem elektronischen Touch und simplen Beat doch eine gewisse Toleranz für Elaborate Rob Zombies oder THE KOVENANTs verlangt.
Der zunehmende Streicher-Overkill dominiert dann das ziemlich lässige 'Sewn For Solitude', dessen Orchestrierungen möglicherweise auch Mirai Kawashima für SIGH in Betracht ziehen könnte. Auch Seregors vielseitige Gesangsdarbietung könnte hier besonders für Fans der japanischen Genre-Vorreiter interessant sein, wenngleich die klar gesungenen Backing Vocals dafür sorgen, dass der Song nicht zu sehr ins Fahrwasser von Nippons Bannerträgern gerät. Ein Hörspiel-Intro und ein guter Schuss mehr Death Metal und durch Hörner- und Cello/Bass-Synths getragene, finstere Doomigkeit charakterisieren sodann 'Operation Compass', bevor 'Monster' den groovenden Bombast noch stärker betont und der 'Vampir von Nürnberg' in bester CRADLE-Manier eine wahre, historische Moritat um Kuno Hofmann vertont, in der auch zahlreiche deutschsprachige Textelemente eingesetzt werden. Auch die übrigen Stücke präsentieren CARACH ANGREN solide im Handwerk, das die Band beherrscht und verweben theatralische Horrorgeschichten mit Orchester, Kammermusik und Gothic Black Metal zwischen Raserei und leicht industriellem Groove.
Am Ende ist "Frankensteina Strataemontanus" ein recht vielseitig inspiriertes, höchst theatralisch interpretiertes Werk mit viel orchestralem Bombast, der indes nicht draunter leidet, dass er überproduziert wirkt. Eine gewisse untergründige Aura des Selbstproduzierten, Basischen bleibt trotz der massiven Orchestrierungen stets erhalten. Was manchen Hörer abschrecken könnte, das sind neben der nicht immer allzu zielstrebigen Kompositionsweise jedoch auch manche theatralischen Elemente, die man als überzogen und damit unfreiwillig komisch wahrnehmen könnte. Wenn man sich allerdings vergegenwärtigt, dass die Niederländer keine todernsten Überbringer diabolischer Botschaften sind, sondern sich eher als Horrortheater in der Tradition von Alice Cooper, King Diamond oder Steve Sylvester sehen, dann geht das so schon klar. Wer sich an den zahlreichen genannten Referenzen nicht nur nicht stört, sondern vielleicht sogar von ihnen angezogen fühlt, der möge CARACH ANGREN unbedingt eine Chance geben.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle