CARCARIASS - Afterworld
Mehr über Carcariass
- Genre:
- Prog Metal / Prog Rock / Gothic
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Seasons Of Mist
- Release:
- 14.04.2023
- No Aftermath
- Billions Of Suns
- Identity
- Angst
- Fall Of An Empire
- Black Rain
- Generational Rot
- The Hive
- Machine Kult
- Afterworld
Eigenartige Grenzerfahrung zwischen Prog, Synth-Pop und Gothic Rock.
Angesichts der mir bisher unbekannten Band CARCARIASS stellte sich mir sofort die Frage, woher dieser eigenartige Bandname stammt. Ist es eine Abwandlung von CARCASS? Gut, dass die Franzosen die Antwort direkt mitliefern und zu Protokoll geben, dass der Name von der lateinischen Bezeichnung für den Weißen Hai abstammt, der eben auch "Carcharodon Carcharias" genannt wird. Ein "H" weg, ein "S" dazu, fertig ist der Name für eine vierköpfige Truppe, die sich laut eigener Aussage dem progressiven Death Metal mit melodischer Schlagseite verschrieben hat. Dass die Jungs mir bisher noch nicht untergekommen sind, grenzt übrigens an ein kleines Wunder, immerhin ist "Afterworld" bereits das sechste Album der Bandgeschichte, die im Jahr 1994 mit dem ersten Demo begonnen hat.
Dass die musikalische Einordnung des Vierers anno 2023 nicht ganz so einfach ist, wie es sich die Band selbst macht, zeigt schon der Opener 'No Aftermath' recht deutlich. Zu Beginn getragen von Keyboards mit gehöriger DEPECHE MODE-Schlagseite, übernimmt nach kurzer Zeit die Lead-Gitarre das Zepter und Fronter Jérôme Thomas steuert einen heftig verzerrten Mix aus Sprechgesang und Shouts bei. So weit, so gut, doch durch ständige Kurswechsel, die wahrscheinlich den Prog-Aspekt der Musik unter Beweis stellen sollen, kommt der Track nie so richtig in Fahrt, sondern wechselt immer dann, wenn man gerade einmal gefallen an einer Melodie gefunden hat, abrupt und recht unvermittelt die Richtung. Als wäre die ganze Angelegenheit so nicht schon verwirrend genug, präsentiert 'Billions Of Suns' im Anschluss eine durchaus coole Lead-Melodie, die schnell ins Ohr geht, allerdings von einem reichlich stumpfen SABATON-Beat in Grund und Boden gestampft wird. Dazu teilt der Track ebenfalls die Sprunghaftigkeit des Vorgängers, weshalb auch hier kein rechter Fluss aufkommen mag.
Mit dem erneut eingängigen 'Identity' und dem mit gotisch angehauchten Klargesängen garnierten 'Angst' servieren die Franzosen im Anschluss zwei weitere Songs, die einen eigenartigen Synth-Pop-Vibe versprühen und mit elektronischer Instrumentierung durchaus in eben jenem Genre eine gute Figur gemacht hätten. Immerhin werden hier die guten Ansätze einmal zuende gedacht und man könnte beide Nummern als catchy bezeichnen, wäre da nicht der großteils reichlich eintönige Sprech-Shout-Gesang von Fronter Jérôme, der mir mit zunehmender Spielzeit immer mehr zum Dorn im Auge wird. Den Tod im Stahl aus Frankreich, der uns im Promotext versprochen wurde, suche ich übrigens bis zum Ende der Platte hin vergebens, denn mehr als Prog-Rock-Härtegrade werden nur ganz selten einmal erreicht.
Dass "Afterworld" nicht liefert, was auf der "Verpackung" versprochen wird, ist aber eigentlich kein großes Problem, denn in Ansätzen haben die Franzosen schon einen durchaus eigenständigen Sound in der Hinterhand. Das Problem auf dem sechsten Silberling ist vielmehr, dass die Band ihre Stärken nicht konsequent einsetzt, sondern versucht, etwas zu erzwingen, das einfach nicht funktionieren kann. So ist die poppige Eingängigkeit, auf die oftmals abgezielt wird, mit der recht eintönigen Stimme des Fronters kaum umzusetzen und bei Prog-Experimenten verliert der Vierer die tollen Melodien aus den Augen, die sonst zu seinen Stärken gehören. Am Ende bleiben so nur sechs Punkte für ein recht zerrissenes Album mit vielen guten Ansätzen, die zu selten zu zwingenden Songs zusammengefügt werden.
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs