18.07.2011 | 12:43
Nachdenklich statt prollig.
"Oh, Gott! Was hat denn eine Hip Hop-Rezension auf powermetal.de zu suchen?!" Genau das werden sich sicherlich einige fragen. Ich mich selber sogar. Doch CASPER ist mittlerweile zu präsent, um sein neues Album "XOXO" einfach zu ignorieren. Selbst die Zeit und andere renomierte Blätter schreiben über den Bielefelder. Man mag schon fast wieder "Hype!" rufen. Das ungewöhnliche ist, dass er seine Fans eher unter den partywütigen Szene-Kindern und Hardcore-Fans findet. Dies könnte am eigenen musikalischen Background liegen, oder auch daran, dass der Emo-Rapper meist nachdenklicher und tiefsinniger klingt als 99% seiner Kollegen.
Schon die Instrumentierung beim dem Opener 'Der Druck Steigt (Die Vergessenen Part 1)' klingt mehr nach einer wirklichen Band als nach Samples. Und genau dies ist es, was sein drittes Album doch ziemlich gut und auch für sonstige Genre-Ablehner (zu denen ich auch gehöre) interessant macht. Seinen Höhepunkt nimmt dies im Titeltrack, der eher an die letzte TOMTE-Platte erinnert. Dieser Eindruck wird dadurch verstärkt, dass deren Sänger Thees Uhlmann im Refrain zu hören ist. 'Michael X' besitzt einen Refrain für den selbst BLOC PARTY töten würden.
Schön an "XOXO" ist die eher triste Grundstimmung, welche sich auch in den Texten widerspiegelt. Liebeskummer, Suizid und Abschied sind die zentralen Themen, die dieses Album behandeln. Auch die vereinzelten Verneigungen von THE SMITHS, JOY DIVISION oder Bon Scott lassen das Rock-Herz leicht höher schlagen.
Natürlich ist hier nicht alles düster und traurig. Songs wie 'So Perfekt' oder 'Die Letzte Gang der Stadt' sind schon etwas tanzbarer, behalten sich textlich aber immer noch vor nicht in übliche Hip Hop-Themen abzudriften.
Insgesamt ist "XOXO" ein gutes Album, welches sicherlich in vielen Besten-Listen dieses Jahr auftauchen wird. Bei mir wird es zwar sicherlich nicht ganz vorne dabei sein, aber anhören kann man sich das Teil schon mehr als locker. Nur frage ich mich wie die Hip Hop-Gemeinde auf dieses Werk reagieren wird, denn CASPER scheint auf seinem neusten Output der Gitarrenmusik näher zu stehen als den Beats.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Sebastian Berning