CASTLE - Welcome To The Graveyard
Auch im Soundcheck: Soundcheck 07/2016
Mehr über Castle
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Van Records
- Release:
- 12.07.2016
- Black Widow
- Hammer And The Cross
- Welcome To The Graveyard
- Veil Of Death
- Flash Of The Pentagram
- Traitors Rune
- Down In The Cauldron Bog
- Natrual Parallel
Auf das Wesentliche reduziert und dabei des Wesens beraubt.
CASTLE hat sich mit "Blacklands" und vor allem dem Nachfolger "Under Siege" in mein Ohr gespielt. Mit dem Spirit alter JEX THOTH und einer im Vergleich zu JESS AND THE ANCIENT ONES simpleren, und relativ zu BLOOD CEREMONY eher metallischeren Ausrichtung konnten mich Liz Blackwell und ihr Ehe-Partner Mat Davis nachhaltig gefangennehmen. Gerade diese sehr eigene, mystisch-okkulte Spukschloss-Atmosphäre und die intelligenten, satten Riffs schätze ich an diesen Alben sehr. Mehr Musik dieses coolen Pärchens ist ergo ein Anlass zur gesteigerten Vorfreude.
Leider gelingt es dem Duo mit "Welcome To The Graveyard" diesmal nur sehr bedingt, meine Glückshormone anzuregen. Schon ein Blick auf das Cover zeigt, dass sich bei der Band ein paar Dinge verändert haben. In den die Vorgänger zierenden, detailreichen, leicht unheimlich und skurril wirkenden Gemälden konnte man versinken, hier auf der neuen sieht man "nur" die beiden Musiker. Echt jetzt? Wie langweilig. Dieser Ersteindruck überträgt sich dann sogleich auch auf die Musik. Denn es geht hier in der Tat weitaus nackter und direkter zu als zuvor. Klar erkennt man am Riffing und beim Gesang die CASTLE-Handschrift, und hier hat sich Band sicherlich einen Wiedererkennungswert geschaffen. Aber etwas Entscheidendes fehlt mir diesmal. Nämlich das Gewürz. Der Pfiff. Der kreative Geistesblitz, der bislang fast jeden CASTLE-Song ausgezeichnet hat. Beim Opener 'Black Widow' - aber nicht nur da - erinnert mich die Musik - vor allem Liz - fast schon ein wenig an SAVAGE MASTER, was explizit nicht als Kompliment gedacht ist. Die Entscheidung, rauher und metallischer zu singen, steht dieser Sängerin in meinem Ohr überhaupt nicht. Auch bei 'Hammer And The Cross' kommt kaum alte CASTLE-Atmosphäre auf, dem schleppenden Song mangelt es Spielwitz, alles wirkt hier lahm und verstaubt. Der hüftsteife Titelsong rauscht dann sogar völlig teflonmäßig an mir vorbei. Ist das dieselbe Band, die 'Blacklands', 'Be My Ghost' oder 'Powersigns' geschrieben hat?
Ja, das ist sie. Auf 'Veil Of Death' verwandelt sich Liz mit ihren unwiderstehlichen, immer haarscharf am richtigen Ton vorbei schrammenden Schlossgespenster-Gesangslinien in die Hexenmeistern, die ich hören will. Auch das atmosphärische 'Down In The Cauldron Bog' hat ein paar schöne, geisterhafte Okkult-Rock-Harmonien. Und was gibt es sonst noch?
Mit 'Flash Of The Pentagram' wieder einen Song mit Duettgesang, der allerdings wie ein Abzug der "Under Siege"-Single 'Evil Ways' wirkt, und mit 'Traitors Rune' und 'Natural Parallel' leider noch einmal zwei völlig entbehrliche Songs. Alles in allem ist "Welcome To The Graveyard" also für mich ziemlich enttäuschend.
Dennoch kann ich mir vorstellen, dass CASTLE mit ihrem Viertling gut aufgenommen werden. Man wird ihr das bunt leuchtende Zertifikat für besonders ehrliche Authentizität ausstellen, die hundertprozent handgemachte Musik mit den schicklichen Stickern "pathosfrei" und "kitschfrei" anpreisen, die allen bösen Trends entsagende Attitüde und die bodenständige Produktion loben. Voll toll also. Allzuoft sind diese Attribute für mich jedoch eher Warnhinweise für öde Musik, und leider trifft dies auf die neue CASTLE dann auch voll zu. Zwei tolle Songs sind mir einfach zu wenig für eine Gesamtwertung "gut". Echt schade.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Thomas Becker