CATAPLEXY - Lunar Eclipse, Chaos to the Ruin
Mehr über Cataplexy
- Genre:
- Fast Depressive Black Metal
- Label:
- Twilight Vertrieb
- Release:
- 09.01.2009
- Dawn Of The Black Sun
- Hideous Path Of Hate From The Abyss
- Under The Moonlight Of Sorrow
- Graces Of Infidel Blood
- Blazing Choir Under The Secrets Of Hell
- Burn The False Idols
- Elegy Of Rotten Angels
- Desolate Winds From The Debastated Souls
- Groan Of Eternal Hate
<strong>Gewisse allopathische Ärzte sind sich dann und wann nicht ganz sicher, welche Symptomatik sie in der entsprechenden Akte eines Patienten verschriftlichen sollen, doch eine Kataplexie gehört sicherlich eher zu der Klasse der Abnormitäten des medizinischen Alltags und nicht bloß zu der Gruppe vorübergehender Wehwehchen… die akkurate Schubladisierung kann man sich beizeiten sogar sparen.</strong><br />
Manchen Tags ist man ganz stumm und still, paralysiert, verzagt oder einfach nur vehement vereinnahmt von einem besonders denkwürdigen Moment, einer atemberaubenden Sekunde, einem tief schürfenden Gedankengang oder dergleichen mehr. Hingegen – auf der anderen Seite – begibt es sich hin und wieder auch mal, dass man klammheimlich überrumpelt wird von pathologischen Ungewohnheiten wie einer Kataplexie, die in der medizinischen Fachsprache eine Schrecklähmung oder Schreckstarre ausdrückt – eine abrupte Lähmung der gesamten Muskulatur aufgrund von entsetzlichstem Erschrecken, wegen dem Auftreten eines förmlichen Zu-Tode-Erschreckt-Seins. Bei näherer Innaugenscheinnahme sicherlich ein guter Name für eine Extreme Metal Band.
Und so oder so ähnlich dachten es sich wahrscheinlich auch die Jungs von CATAPLEXY. Für den stets nach innovativen Kategorisierungen Ausschau haltendem Schwarzheimer, haben sie ihre Musik prompt "Fast Depressive Black Metal" (soll das bedeuten, man wird schnell depressiv davon? Kann ich mir gut vorstellen. - PK) tituliert, was meiner Ansicht nach weniger aussagekräftig ist als wenn man anginge die Band als eine "japanische Speed-Black-Metal-Variante von BURZUM" zu nennen. Denn genau so roh, primitivistisch und stracks gebären sie sich an ihren Instrumenten. Dass die Band gebürtig aus Japan stammt, ist erstaunlich, denn exotische Einsprengsel sucht man vergeblich, der waschechte norwegische Old-School-Hammer beherrscht jede noch so kleine Geräuschprovinz. Die Band ist weder uneigenständig, noch langweilig, noch herausragend oder für-sich-allein-stehend. Dienerisch unterwerfen sie sich einem bis zum Exzess der Ausgelutschtheit zeremoniell schmutzig gewaschenen "Kodex der Trueness". Stark klingt die Platte nichtsdestotrotz, im Falle, dass man "menschenverachtenden, grobschlächtigen, pechschwarzen, antihumanistischen, biestigen, frostkalten, bösartigen, verfluchten, geschändeten, suizidalen und sadomasochistischen" Ultratrue Black Metal als das einzig Wahre im Leben ansieht. Das ist aber ein alter Hut.
Selbstverständlich gibt es Bands, die in nimmer endender Selbstaufgabe gegenüber dem von Fanatikern hoch gepriesenen Schwarzmetall bockbeinig-konservativ sind (und bleiben) und dabei eine mehr als gute Figur machen. Sicherlich. Wenn für die bösartigste und destruktivistischste Musik aller Zeiten ein Laufsteg in Paris entwickelt werden würde, so würden die durch die Gesetze der lagerfeldschen Modemethoden fabrizierten Handlanger des ultimativen Anti-Lebens unmissverständlich alles Licht in den Schatten stellen. Und beim Hörkonsum von "…Lunar Eclipse, Chaos To The Ruin" wird einem nicht zwingendermaßen langweilig und der nach Monotonie und tunnelhafter Geradlinigkeit trachtende Schwarzkopf wird sicherlich seinen Gefallen an diesem speziellen Ergebnis der Internationalisierung von Kultur finden, aber erleuchtet wird er davon noch lange nicht. Die über alle Maßen straighte, der Ursprünglichkeit loyalen Interpretation vom "einzig wahren Black Metal" wird dieser Combo nicht nur auf der Kopiervorlage ihrer Notationen, sondern ebenso auch in ihren allzu typischen Texten satanistischen Couleurs gerecht. Aber ob Satan auch in Japan seine Finger im Spiel hat und eine gute Figur macht – das ist eine Frage ganz anderer Natur.
- Redakteur:
- Markus Sievers