CELL DIVISION - Tsunami
Mehr über Cell Division
- Genre:
- Psychedelic Rock
- Label:
- Thunderdome.ch
- Release:
- 17.05.2004
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- Peculiar
- Backstage
"Irgendwie was mit Wave..", versprach man mir, als ich die neue Platte der Schweizer Kombo CELL DIVISION in die Hände bekam.
Beim ersten Anhören traf mich sogleich der Schlag: Was zum Teufel ist das denn? Aber der erste Eindruck täuscht:
Durchlauf 1:
Verqueres Gitarrengeplänkel, dazu ein stampfender Drumstil, Melodien, die eigentlich keine sind, und eine Sängerin, die einen durch teils quäkende, teils energisch ins Mikro gesprochene Passagen an den Rand des Wahnsinns treibt. Chaos pur.
Durchlauf 2:
Das Gitarrengeplänkel erweist sich als stakatohaft gespielter Rhythmus, der Drumstil passt sich in die Lücken des Gitarrenspiels ein und die Sängerin bekommt plötzlich Stil. Sehr seltsam.
Durchlauf 3:
Gitarren. Überall Gitarren. Man merkt es zwar nicht, aber die Gitarren stellen ein unerschütterliches Fundament an Rhythmus und Klang dar. Darauf baut sogar der Drumsound auf, der normalerweise als Grundgerüst für den Sound fungiert. Dazu erweisen sich die Songwriter als halbe Genies, Songstrukturen werden zerhauen und wieder zusammengebaut. Die Sängerin tut ihr Übriges hinzu. Sie fesselt die Ohren an die Musik und sorgt für die richtige Stimmung, auch die teils eigenartige Heransgehensweise an die Songtexte hat etwas für sich. Abstraktionismus in der Musik. Krass.
Danach wird es immer besser. Der Sound bleibt auf dem Level und stellt danach keine großen Überraschungen mehr dar, als Grundgerüst fungiert er ohne Makel. Jedoch macht er die Steigerung nicht mit, die die Platte von jedem Mal Anhören mitmacht.
Stilistisch bedient man sich ohne Hemmungen an den Schubladen, die die Welt zu bieten hat. Ein krasses Gericht aus Rock, Jazz und Funk wird einem da serviert, mit einer nicht zu verachtenden Portion Psychedelic und schon fast Trip Hop als Beilage, mit Wave hat das recht wenig zu tun.
Diese Mixtur aus Sound wird souverän ausgespielt, gekonnt setzt man die verschiedenen Stile in Szene und erzeugt so ein düsteres Kaleidoskop der Musik. Dazu kommt dann noch der Tropfen, der den Verstand zum Überlaufen bringt: Sängerin Gelgia hat eine Stimme, die tausendprozentig zu der nervösen Stimmung passt. Das erste Bild, das mir durch den Kopf rauscht, ist eine Szene aus David Finchers "Fight Club". Genau dies selbe anstrengende und verwirrende Stimmung wird hier aufgebaut, der Hörer muss genau wie im Film zweimal hinhören um sicher zu gehen, dass genau das passiert, was er da gerade mitbekommt. Die Stimme der Sängerin dient als Fixpunkt. Sie gibt nichts auf Melodie und widersetzt sich stellenweise dem Rhythmus der Musik, um ihr eigenes Ding durchzuziehen, mit sehr eigensinnigen Auffassungen, was das Darbieten der eigenen Stimme angeht.
Bei jeder anderen Musik würde mir die Frau wahrscheinlich tierisch auf die Nerven gehen, aber hier hat sie meine Ohren im Griff, und den Rest sowieso (die Platte läuft jetzt seit zwei Wochen in Dauerrotation).
CELL DIVISION haben mit "Tsunami" ein stark verstörendes Album abgeliefert, das sich nicht mit Grenzen aufhält und durch die eigenwillige Interpretation von Musik besticht, die leider viel zu schnell vorbei ist.
Die Scheibe ist ein Soundtrack, zu dem der Film noch gedreht werden muss. Würden sie nicht schon CELL DEVISION heißen würde ich sie auf "Stanley Kubrick and David Fincher Orchestra" taufen.
Die geilste Scheibe des Jahres. Definitiv.
Anspieltipps: Chef sei gnädig und lass mich schreiben: Alles!!!
- Redakteur:
- Michael Kulueke