CHAPEL OF DISEASE - Echoes Of Light
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/24
Mehr über Chapel Of Disease
- Genre:
- Progressive Death Metal / Heavy Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Van Records
- Release:
- 09.02.2024
- Echoes Of Light
- A Death Though No Loss
- Shallow Nights
- Selenophile
- Gold / Dust
- An Ode To The Conqueror
Musikalische Klasse ohne jegliche Scheuklappen!
Es gibt wohl kaum eine Band, die sich im deutschen Death-Metal-Sektor so schnell und nachhaltig etabliert hat wie CHAPEL OF DISEASE. War das Debüt "Summoning Black Gods" noch eine vielversprechende und ungestüme Oldschool-Death-Metal-Breitseite, die kaum einen Fan des Genres kalt gelassen hat, legte das 2008 in Köln gegründete Trio spätestens mit dem dritten und noch immer aktuellen Langspieler "...As We Have Seen The Storm, We Have Embraced The Eye" sämtliche Genre-Fesseln ab und wandelte sich in einen progressiven Schmelztiegel all der Dinge, die den Metal so liebenswert machen. Sechs Jahre später steht nun mit "Echoes Of Light" endlich der vierte Langspieler der Bandgeschichte in den Startlöchern und die größte Frage ist natürlich, wohin die musikalische Reise dieses Mal geht.
Schon das Motto, mit dem das Trio sich bereits im Oktober 2022 in den Q7 Studios in München gemeinsam mit Produzent Michael Zech einschloss, scheint eine Fortsetzung des eingeschlagenen Weges zu bestätigen, denn für die Bandmitglieder ergeben die sechs Tracks der Scheibe eine gemeinsame musikalische Landschaft, die Hörer und Hörerinnen durch die verschiedensten Emotionen führen möchte. Schon der eröffnende Titeltrack untermauert das gesetzte Ziel eindrucksvoll, denn musikalisch ist der Song eine wundersame, melodische und teils wunderbar sphärische Achterbahnfahrt, die maximal noch von den heiseren Screams von Fronter Laurent Teubl mit dem Death Metal verbunden wird. Ansonsten wildern die Kölner munter in sämtlichen Genre-Kategorien und haben vor allem die progressive Ader ihrer Musik noch einmal deutlich ausgebaut. Klassische Songstrukturen sucht man auf "Echoes Of Light" dann auch oftmals vergeblich, sondern man muss sich auf den metallischen Trip erst einmal einlassen, der einem hier wie ein kalter Sturm um die Ohren gepfeffert wird.
Mit diesem Umstand geht natürlich auch einher, dass die Scheibe, wie so viele progessiv angehauchte Platten, am besten mit einem ordentlichen Paar Kopfhörer in Ruhe und vor allem am Stück genossen wird. Gerade dann kann man sich am besten in die Musik fallen und sich von den wandelbaren und fesselnden Kompositionen hinforttragen lassen. Natürlich schälen sich aber auch hier mit jedem Durchlauf doch ein paar ganz besondere Höhepunkte heraus, die euch vielleicht den Einstieg in den CHAPEL OF DISEASE-Kosmos erleichtern könnten. 'A Death Though No Loss' drängt sich hier besonders als Anspieltipp auf, denn mit seinen wirklichen coolen Lead-Gitarren wird der Song schnell zu einem Ohrwurm, bevor er im akustisch angehauchten Mittelteil eine komplette Kehrwende vollzieht und sich für einen paar Minuten in TOOL'esquen Prog-Spielerein verliert, bevor zum Abschluss die harten Gitarren wieder das Zepter übernehmen und fast schon ein untrügliches Black-Metal-Flair versprühen. Übrigens sind die amerikanischen Prog-Werkzeuge generell ein gutes Stichwort, wenn man zumindest leichte Anhaltspunkte für eine musikalische Beschreibung finden möchte, denn gerade wenn es etwas hypnotischer wird, sind die Parallelen zwischen beiden Bands kaum von der Hand zu weisen. Abgerundet wird das nahezu perfekte Hörerlebnis von einer tollen Produktion, die modern und druckvoll aus den Boxen schallt und trotzdem roh und ungeschliffen genug ist, um zur oftmals eher traditionellen musikalischen Ausrichtung zu passen.
Solltet ihr die bisherige Entwicklung von CHAPEL OF DISEASE befürwortet haben und keine Oldschool-Death-Keule erwarten, dann könnt ihr im Falle von "Echoes Of Light" blind zuschlagen und euch in dieser grenzüberschreitenden, packenden und trotzdem ungeahnt homogenen musikalischen Reise verlieren, so wie es mir für mehrere Stunden gelungen ist. Weniger als zehn Zähler wären dann auch ein Frevel, denn für von Scheuklappen befreite Musikliebhaber und -liebhaberinnen ist dieses Album schlicht und ergreifend ein Ohrenschmaus, den man zumindest einmal gehört haben muss. Stark!
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs