CHIEFLAND - Sentiment Valley
Mehr über Chiefland
- Genre:
- Alternative / Post Hardcore
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Eigenproduktion / Eigenvertrieb
- Release:
- 08.11.2024
- Blame
- Gravity
- Cannibal
- Bad Move
- Silent Decay
Musikalisch gemäßigter, aber noch immer mit tollen Hooklines ausgestattet.
Gute fünf Jahre sind ins Land gezogen, seit die Niedersachsen CHIEFLAND mich mit ihrem Debüt "Wildflowers" extrem positiv überraschen konnten. Satte 8,5 Zähler gab es damals für das Erstwerk, weshalb ich mich natürlich auch gefreut habe, als nun die neue EP "Sentiment Valley" auf meinen Schreibtisch flatterte. Der beiliegende Pressetext dämpfte die Vorfreude dann allerdings etwas, denn laut eigener Aussage hat sich die Band inzwischen bedingt durch einige Rotationen des Besetzungskarussels in Teilen vom Melodic Hardcore des Erstwerks verabschiedet und ihren Sound irgendwo zwischen Emo, Alernative und Post Harcdcore gefunden. Ob die musikalische Klasse von "Wildflowers" dabei verloren gegangen ist?
Nun, der Opener 'Blame' untermauert auf jeden Fall schon einmal die von der Band beschriebene musikalische Evolution, denn gerade der teils fast schon zerbrechliche Gesang der Nummer lässt eher an Emo-Kollegen denken und sorgt dafür, dass der melancholische Unterton bei CHIEFLAND heuer deutlich stärker in den Vordergrund tritt. Keine Sorge, die spröden Gitarrenwände sorgen dabei aber dafür, dass wir uns nie in zu weichgespülte Gefilde begeben. Restlos überzeugt die Eröffnungsnummer allerdings dennoch nicht, denn auch wenn handwerklich alles in Butter ist, zündet gerade die Hookline im Refrain nicht wirklich und so treibt 'Blame' als gefälliger Alternative-Track an Hörer und Hörerinnen vorbei.
Noch auffälliger wird die Schwäche beim Refrain des Openers durch die folgenden 'Gravity' und 'Cannibal', die beide ganz klar die kompositorische Klasse des von mir so gemochten Erstwerks heraufbeschwören. Ja, auch hier bleibt das Augenmerk weiterhin auf Melancholie statt Bissigkeit, doch die treibenden Drums und starken Gitarren sorgen in beiden Kompositionen für ordentlich Vortrieb und die grandiosen Gesangsmelodien im Refrain sorgen schlussendlich für mächtiges Hit-Potential. An gleicher Stelle knüpft dann auch 'Bad Move' an, das von Gastgesängen von Christine Goodwyne veredelt wird und im Refrain erneut zu Höhenflügen ansetzt. 'Silent Decay' geht dann mit eingeschobenen Screams trotz präsenter Emo-Note stärker zurück zu den Post-Hardcore-Wurzeln, was sich vor allem in der Gitarrenarbeit wiederspiegelt. Wie gewohnt punktet aber wieder die Hookline im Refrain am meisten, sodass man auch diese Nummer so schnell nicht mehr aus dem Gedächtnis schütteln kann.
Vermisse ich somit am Ende bei "Sentiment Valley" den Melodic Hardcore des tollen Debüts? Mit Sicherheit, denn "Wallflower" passte einfach noch besser in mein musikalisches Beuteschema, aber auch mit neuer Ausrichtung bleiben die Niedersachsen CHIEFLAND eine hiesige Band, die man auf dem Radar haben muss. Kompositorisch wird hier nämlich weiterhin Qualitätsarbeit abgeliefert, die sich in hartnäckigen Ohrwürmern niederschlägt und auch mit mehr Emo-Schlagseite für Begeisterung sorgt.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs