CHTHONIC - Mirror Of Retribution
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2009
Mehr über Chthonic
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Spinefarm/Soulfood
- Release:
- 21.08.2009
- Autoscopy
- Blooming Blades
- Hearts Condemned
- Venom In My Veins
- The Aroused
- Sing-Ling Temple
- 1947
- Fort-Nine Theurgy Chains
- Rise Of The Shadows
- Bloody Waves Of Sorrow
- Spell Of Setting Sun: Mirror Of Retribution
- Unlimited Taiwan (Bonus Track)
Ghostpaint? Black Metal aus Taiwan? Geisha-Rock oder was? Zeit, mit Klischees aufzuräumen
"Horror made in Asia" heißt die Devise, nach der CHTHONIC seit 1995 die Welt terrorisieren. 14 Jahre nach ihrem Debut flattert mit "Mirror Of Retribution" die neueste Kreation der Taiwanesen auf einem durch Ascheregen fliegenden Drachen nach Europa. Gut, dieser heißt in diesem Fall zwar Spinefarm Records, das tut dem Exotenstatus der Band jedoch keinen Abbruch.
Black Metal recht moderner Kunst fabrizieren die Krieger aus dem Dschungel. Dabei regieren weniger Riffwände wie bei den Vorzeigebands à la DIMMU BORGIR, als viel mehr schnellere Melodien, wie man sie zwar auch aus modernem Black Metal, in dieser Form aber eher aus modernem Death Metal und Metalcore kennt. Die Atmosphäre der Platte ist allerdings durchweg düster und schwarz – allerdings nicht mit bluttriefenden Racheengel sonder vielmehr mit Leiber-zerfetzenden Geishas angetan.
Absolut großartig sind die Momente, in denen sich die Er-hu, ein chinesisches Streichinstrument, über die rasenden Gitarren erhebt. Dieser exotische Black Metal verbreitet sogleich die Atmosphäre nebelverhangener Reisfelder und spitzer Strohhüte, erschafft gleichzeitig eine interessante Wendung im Gesamtsound und passt sich dennoch außerordentlich gut in das Songwriting der Band ein. Der Sound der Platte ist fett, unter der Regie von Rob Caggiano (ANTHRAX) produziert, bleiben da überhaupt gar keine Fragen offen.
Die Geschwindigkeit des Albums ist, abgesehen von dem ein oder anderen Instrumental, durchweg hoch bis sehr hoch. Das mag Geschwindigkeitsliebhabern gefallen, mir fehlt dadurch allerdings der Moment des Durchatmens. Gut, es gibt Midtempo-Parts, wie z.B. der Chorpart bei 'Bloody Waves Of Sorrow', diese sind jedoch recht unspektakulär und kurz – und gehen dadurch im Gesamtkonzept unter. Das lyrische Konzept der Band verfolgt die jüngere Geschichte Taiwans und entlässt den Hörer in eine recht eigene und fremde Welt.
Bleiben wir noch einen Moment beim Stichwort "unspektakulär": Irgendwie kommen CHTHONIC über ein grundsolides Niveau, was Riffing und Songwriting angeht, nicht hinaus. Technisch auf erwartungsgemäß hohem Level, ist mir die Gitarren/Bass-Kombo im großen und ganzen zu unspektakulär. Die Momente, die wirklich mitreißen und hängen bleiben sind jene, in denen der Fokus der Kompositionen auf das asiatische Erbe der Band gelenkt wird.
Deswegen bleibt summa summarum der gleiche Kritikpunkt bestehen, den Kollege Rüdiger Stehle für den Vorgänger "Seediq Bale" feststellte: Bei dem hohen Ansatz des Werkes würde es der Band gut tun, noch mehr auf fernöstliche Melodien und Konzepte einzugehen, allein um sich nicht in unspektakulärem Riffing zu verlieren – und dadurch schlussendlich eben doch im Brei der Veröffentlichungen im extremen Metal unterzugehen.
Fazit: Ein Werk, das das Potential der Formation bei weitem noch nicht ausgereizt hat. Für Fans von einerseits ungewöhnlichem, andererseits komplexerem Black Metal mit sehr modernem Anstrich ist das Album genau das Richtige. Die Momente, in denen uns die Band in feine, klagende und durchaus traurige fernöstliche Klangseiden einwebt, stellen die Höhepunkte des Album dar. Allein deshalb sollte man sich von den recht unoriginellen Metalgitarren nicht abhalten lassen. Aus diesem Grund wird das Album wohl auch in Zukunft immer mal wieder den Weg in meine Stereoanlage finden.
Anspieltipps: Blooming Blades, Hearts Condemned
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Julian Rohrer