CLEMMONS, DAVID JUDSON - Tribe & Throne
Mehr über Clemmons, David Judson
- Genre:
- Doomericana, Noise Rock, Alternative
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- www.djclemmons.com
- Release:
- 10.04.2020
- Our Love Our War
- My Trust
- Dark Walk Home
- It Or The Dome
- Servants
- The Loyalty
DJC lebe hoch.
Sprechen wir hier über den Musiker David Judson Clemmons, nachdem ich mich erst mal verbeugt habe.
So, fertig. Noch einmal.
Vor dem Schaffen dieses freien und freigeistigen Musikers, der in und mit seiner Tonkunst immer erkennbar ist. Der neben seinem jetzigen Soloprogramm in vier weiteren Bands als Richtungsmitgeber zu finden war und noch ist: In den Progressive Thrash Bands MINISTERS OF ANGER, DAMN THE MACHINE, im feinfühlig tastenden Multifolkbluegrass in THE FULLBLISS und wahrscheinlich am prominentesten: in JUD.
Wenn ich an Clemmons denke, denke ich immer an Melancholie, eine hellere Schwärze als andere Schwärzen, einen trotzigen Optimismus, der sich mit der Verzweiflung an den Umständen abwechselt, die uns so umgeben. Der Mann weiß Schönheit zu verstecken in dunklen Tönen. Ich erinnere mich an ein Herzens-Konzert im Berliner DunckerClub, wo ich endlich JUD sehen konnte: drei oberkörperfreie Typen, alle mit Dreimillimeterfrisur und ab dem dritten Stück schon vollkommen durchschwitzt. Meine Erinnerung glaubt daran, dass dieses Konzert ungefähr fünf Stunden ging und trotzdem zu kurz war. Ein sehr schönes und intensives Erlebnis.
DJC ist nun seit Jahren einer, der in Berlin lebt, seine Ideen immer wieder in diversen musikalischen Zusammensetzungen und Korrespondenzen ausprobiert, sich immer wieder an den Verhältnissen der Umgebung reibt. Diese Unsicherheiten und Beobachtungen schafft, in Ausdrucksweisen zu überführen. Mir ist gerade aufgefallen, als ich in alle JUD-Alben mal reingelauscht habe, dass diese alle einen Sog entwickeln und ich erst einmal … alle JUD-Alben anhören muss.
So fertig. Toll.
Zurück zu seiner ganz eigenen, ganz aktuellen Meldung: "Tribe & Throne", komplett allein ersonnen, arrangiert mit engagierten Mitmusikern, eingespielt und nun verbreitet. Davor gibt es erst einmal und immerdar einen Verbeuger. Draußen dräeuen die ersten Regenwolken seit etwa... neun Wochen und Clemmons kann mit 'Our Love, Our War' den rechten Soundtrack dazu liefern. In Sachen leuchtender Melancholie macht dem Mann aus dem US-Bundesstaat Virginia so schnell oder langsam niemand was vor. Die Stücke reihen sich aneinander wie in einer Autofahrt, der Blick verschwindet in der Weite und die Finger tippen auf die Säume der Fenster. Ja, man kann sich in "Tribe & Thrones" verlieren.
Stilistisch ist das irgendwie Doomericana, Melancholy Core, Noisiger Rock mit New Wave Einschlag. Clemmons, der Gitarre spielt, wie immer und wiedererkennbar, hart im Anschlag, weich im Abgang, drückt jedem der sechs langen Stücke immer ein solches Saitenmotiv auf. Was den Stücken immer auch ein Vorwärtsdrängen vermittelt.
Hat der Opener noch ruhiger begonnen, so ist mit 'My Trust', 'Dark Walk Home' und auch 'It Or The Dome' das Level spannender Rockmusik erreicht. Alle sechs Beiträge versprühen den Charme von Abschied und aber auch dem Gefühl, sich bald wiederzusehen. Ganz nebenbei gelingen dem Wahlberliner auch ein paar tolle Melodien, die sich in die vertonten Trostlosigkeiten schleichen und das Ganze sehr hörbar abrunden. Ganz nebenbei sind auch die Wiederholungen sehr gut portioniert, vielleicht auch dem geschuldet, dass David in weiterer Leidenschaft alte Möbel wiederherstellt und die beruhigende Wirkung handwerklichen Könnens einfließen läßt. Der Effekt ist, dass ich das Album höre und es wächst und wächst und … mit jedem Durchlauf.
Ich freue mich, das Clemmons sich so gut am Musikmarkt der Eitelkeiten und Überflüssigkeiten behauptet hat – und "Tribe & Throne" ein weiterer Beweis seiner gesamtkünstlerischen Qualitäten geworden ist. Schön, ihn zu haben.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben