CODE - Nouveau Gloaming
Mehr über Code
- Genre:
- Avantgarde Black Metal
- Label:
- Spikefarm / Universal
- Release:
- 27.05.2005
- The Cotton Optic
- Brass Dogs
- An Enigma In Brine
- A Cloud Formed Teardrop Asylum
- Aeon In Cinders
- Tyburn
- Radium
- Ghost Formula
Es ist unter Szenegrößen des Black Metal ja recht weit verbreitet, gemeinsame Projekte auf die Beine zu Stellen, die sich mehr oder weniger stark von den Stammkapellen der jeweiligen Musiker unterscheiden. So wurde auch <CODE> vor drei Jahren von Kvohst, dem Sänger der britischen Industrial Black-Metal-Band VOID gegründet, der dabei von ULVERs Aiwarikiar und VED BUENS ENDEs Vicotnik unterstützt wurde. So entstand eine britisch-norwegische Zusammenarbeit auf schwarzmetallischer Ebene, die mittlerweile zum Quintett angewachsen ist und es sich zum Ziel gesetzt hat, den archaischen Black Metal der Neunziger mit einem avantgardistischen Element zu verbinden. Dies ist zwar kein völlig neuer oder gar bahnbrechender Versuch, da es ja besonders in Norwegen diverse Vorreiter für derartige Experimente gibt, aber das Unterfangen ist den Herrschaften recht gut gelungen.
Mit dem Opener 'The Cotton Optic' versuchen sich die Musiker sehr überzeugend am Schwarzmetall aus der Schnittmenge zwischen SATYRICON und KHOLD. Das Lied ist mit der düsteren Atmosphäre und seinen garstigen Vocals ein echtes Highlight dieser Spielart, während bereits das zweite Stück 'Brass Dogs' gänzlich anders gelagert ist. Hier hören wir zunächst verhalltes Flüstern und die Klänge eines Spinetts, begleitet vom Knistern einer Vinylscheibe, bevor uns ein Walzertakt und elegische Klargesänge in die Sphären geleiten, in denen Bands wie ARCTURUS zu schweben pflegen. Doch auch hier sind aggressive Passagen vorhanden, die schön mit der getragenen Epik kontrastieren. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch 'An Enigma In Brine', das von seinen Wechseln zwischen harten und psychedelischen Elementen lebt. Eine düster-epische Seite von <CODE>, die durchaus mit einem sehr starken Doom-Einschlag und diversen Space-Rock-Anklängen daherkommt, können wir in Gestalt von 'A Cloud Formed Teardrop Asylum' erleben, bevor 'Aeon In Cinders' wieder die garstige Dynamik und den rockigen Groove einiger Moonfog-Flaggschiffe zitiert. Dem setzt bei 'Tyburn' die anfängliche Raserei und das später hinzutretende epische Element im Stile von ULVERs "Bergtatt" noch eins drauf. 'Radium' beginnt mit monumentalen Akkorden und schmerzverzerrten Vocals, entwickelt sich dann vorübergehend zu einem recht traditionellen Stück schwarzen Metalls, bevor auch noch dezente Industrialelemente hinzutreten und das Ende sich erneut getragen zeigt. Im Anschluss endet die Scheibe mit 'Ghost Formula' sehr avantgardistisch. Das Stück ist geprägt von teilweise recht klaren Gitarrenklängen und sehr vielschichtigen, in der Tat geisterhaften Vocals zwischen Hauchen, Klagen und Flüstern. So wirkt das Ende des Albums sehr entrückt und eindrucksvoll.
Alles in allem ist "Nouveau Gloaming" ein starkes, wenn auch recht uneinheitliches Werk geworden, das aber vermutlich den meisten Hörern zusagen dürfte, die sowohl KHOLD und SATYRICON als auch ARCTURUS, die neueren DØDHEIMSGARD und die älteren ULVER zu ihren Lieblingsgruppen zählen. Wenn ihr Black-Metal-Puristen seid, dann ist ein wenig Vorsicht geboten, weil das avantgardistische Element doch sehr dominant ist. Aber auch euch sollten Stücke wie der geniale Opener oder 'Aeon In Cinders' sehr gut reinlaufen. Für beinharte Verehrer der Avantgarde lässt das Album kaum Wünsche offen, wobei mir persönlich hier die traditionelleren Elemente noch mehr zusagen als die progressiven.
Anspieltipps: The Cotton Optic, Aeon In Cinders, Tyburn
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle