CODE - Nouveau Gloaming
Mehr über Code
- Genre:
- Avantgarde Black Metal
- Label:
- Spikefarm / Universal
- Release:
- 27.05.2005
- The Cotton Optic
- Brass Dogs
- An Enigma In Brine
- A Cloud Formed Teardrop Asylum
- Aeon In Cinders
- Tyburn
- Radium
- Ghost Formula
Die Mitglieder von CODE hatten schon in anderen Bands (VOID, DHG, VED BUENS ENDE, ULVER) Erfahrungen sammeln können, bevor sie mit "Nouveau Gloaming" ein Debüt-Album veröffentlichten, welches seinem Namen durchaus gerecht wird.
Da finden sich zunächst einmal altbackene Black-Metal-Gitarrenwände im Stile der frühen Neunzehnhundertneunzigerjahre und teils atemberaubend dicht gefügte Drumpatterns, die schon einen gehörig thrashigen Einschlag aufweisen. Auch gurgelndes Gefauche gibt es zuhauf zu hören. Doch all dies ist nur die Leinwand, auf die hier allerlei morbides Liedgut von Post Punk bis Avantgarde geworfen und danach wieder mit einer dicken Patina alter Schwarzmetallschule überzogen wurde. Unter dem den Hörer anstrengend dauerbeharkenden Akustiksperrfeuer verborgen lauern nämlich nicht nur wirklich atmosphärische und zutiefst morbide Texte abseits billiger Gruselheftchen-Schockeffekte und abgeschmackter Pennäler-Poesie, wie sie die das BM-Genre nur allzuoft für seine Jünger bereithält, sondern auch allerlei Abwechslung für diejenigen Stimmungsfanatiker, deren Ohr dem schwarzmetallischen Härtefaktor zu trotzen weiß und auch schwer zugänglichen oder gar bewusst hässlich gehaltenen Werken noch etwas abzugewinnen vermag.
So lassen sich, schön abwechslungsreich über die Stücke verteilt, die unterschiedlichsten Elemente im aggressiv düster rauschenden Sound ausmachen: Etwa im Stile der Chansons von Weill intonierter Sprechgesang zum Leierkastenrhythmus, verstörender Gothic alter Schule, aber auch schon mal eine fies progressive Sinfonie in Schwarzmetall. Doch meistens eben gespiegelt durch einen stumpfen, fleckigen Gesamtklang, verzerrt durch Prismen des Wahnsinns oder das psychotische Objektiv einer schartigen Seele. Zwischendurch gibt es dann freilich auch schon mal das volle Brett, direkt nach vorne geprügelt, durch Sturm und Dornenhecke, in all seiner schaurigen Monotonie.
"Nouveau Gloaming" ist auf keine Fall leichte Kost, hascht weder nach den großen Effekten moderner Produktionsmittel noch nach dem Truenessfaktor der Oldschool-Nostalgie, sondern setzt sich bewusst und selbstsicher zwischen die Stühle, zieht sich zurück ins Niemandsland der Schützengräben zwischen den Genres und richtet sich den bröckelnden Unterstand dort so ein, wie man es heutzutage, in einer Welt, die im Shellshock der nahezu alltäglich und allseits plakativ verkündeten Grenzüberschreitungen immer abgestumpfter erscheint, kaum noch für möglich gehalten hätte: grotesk.
Es wird sicherlich nicht viele Leute geben, die sich mit solchem Material anfreunden können, aber für die dürfte es ein durchaus gefundenes Fressen sein. So ist nämlich die Feinabstimmung bei aller Schroffheit technisch absolut überzeugend, und die Mischung zumindest in Sachen Stilsicherheit gelungen. "Nouveau Gloaming" ist also ein reifes Album. Alles andere ist bekanntlich Geschmackssache. Mir persönlich sagen die Stücke im getragenen Tempo am meisten zu.
Zum Überblick-Gewinnen anhören sollte man: 'The Cotton Optic', 'Brass Dogs', 'A Cloud Formed Teardrop Asylum' & 'Radium'.
- Redakteur:
- Eike Schmitz