CONCEPTION - State Of Deception
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2020
Mehr über Conception
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Conception Sound Factory
- Release:
- 03.04.2020
- In Deception
- Of Raven And Pigs
- Waywardly Broken
- No Rewind
- The Mansion
- By The Blues
- Anybody Out There
- She Dragon
- Feather Moves
Zwei Jahrzehnte übersprungen, aber nichts verlernt.
In den Neunzigern war CONCEPTION eine meiner absoluten Lieblingsbands. Als die Norweger nun zurückkehrten und in Eigenregie die EP "My Dark Symphony" veröffentlichten, musste ich mich erst ein wenig daran gewöhnen, klang man doch eher nach mittelalten QUEENSRYCHE als nach den wirklich proggigen Eigenwerken der Jahre 1991 bis 1997 und hatte sogar einige stilistische Experimentalschlenker eingebaut. So erlebe ich "State Of Deception" mit Spannung, aber auch etwas Anspannung, denn immerhin sind alle vier Musiker an Bord, die auch die Alben von "The Last Sunset" bis "Flow" eingespielt haben, darunter auch Roy Khan, der lange KAMELOT frontete, und Tore Ostby, den wir nach CONCEPTION bei ARK liebten.
Aber ich kann Entwarnung geben. Das neue Album ist kein Abklatsch der alten Scheiben, sondern eine durchaus selbstbewusste Weiterentwicklung, ohne die eigenen Trademarks komplett über Bord zu werfen, ja, mit 'She Dragoon' gibt es dann doch sogar einen Song, der auch in den Neunzigern eine gute Figur auf "Flow" gemacht hätte. Aber zuerst einmal erschwert uns die Band den Zugang nach Kräften. Nach einem symphonischen Intro, das an Sänger Khans vorherige Kapelle KAMELOT erinnert, geht es mit dem modernen, wilden, Industrial-Stück 'Of Raven And Pigs' los. Ich brauchte einige Spins, bis mir das Lied gefiel, aber mittlerweile verstehe ich, warum die Band ihr Album damit eröffnet, zumal der Refrain das Lied wieder auf CONCEPTION-Territorium einnorded.
Anschließend enfaltet sich ein vielfältiges, modernes Progressive-Metal-Album, das offenbart, dass die Musiker nichts verlernt, aber vieles dazugelernt haben. Die Kompositionen sind vielschichtig, das Album abwechslungsreich, auch düsterer als die anderen vier Scheiben, aber wenn die Vier tief in die Harmoniekiste greifen, überziehen sie ihren Stacheldraht mit Plüsch wie beispielsweise in 'Waywardly Broken' oder 'No Rewind'.
Die ruhigen Phasen, derer es einige gibt, nehmen der Scheibe dann die anfängliche Härte. Ab 'The Mansion' gibt es viele Melodiemonster und dazu noch das an EUROPE erinnernde 'By The Blues', bevor das auf der selbstveröffentlichten Single zuvor erhältliche 'Feather Moves' ein tolles Album beschließt, das es locker mit "Flow" aufnehmen kann und für Freunde der alten CONCEPTION-Werke ein Freudenfest sein wird, dem man aber den einen oder anderen Durchgang gönnen sollte, bevor es in Gänze zündet. Und man sollte keine "Parallel Minds"-Kopie erwarten.
Für Fans der Band hier noch der Hinweis, dass von der 2018er EP kein Lied auf dem Album enthalten ist, nur eben 'Feather Moves' die parallel veröffentlichte Single obsolet macht. Die EP ist also ebenfalls eine zu schließende Sammlungslücke, falls das noch nicht geschehen ist.
No deception here - das ist CONCEPTION 2.0, mindestens genauso gut wie früher, aber angekommen in den neuen 20ern.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger