CONTROL DENIED - The Fragile Art Of Existence
Mehr über Control Denied
- Genre:
- Death Metal
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 25.10.1999
- Consume
- Breaking The Broken
- Expect The Unexpected
- What If ...?
- When The Link Becomes Missing
- Believe
- Cut Down
- The Fragile Art Of Existence
1999 war es, als DEATH-Mastermind Chuck Schuldiner seine "Drohung" wahrmachte und eine melodiöse, eher im traditionell US-powermetallischen Bereich verwurzelte Scheiblette unter dem Banner CONTROL DENIED veröffentlichte, das die Wogen der Begeisterung bis heute hochschlagen lässt. Hatte Chuck doch bereits mit seinem elitären Songwriting auf der ein Jahr zuvor erschienenen DEATH-Scheibe "The Sound Of Perseverance" bewiesen, dass jazzige Instrumentalstrukturen sehr wohl mit todesmetallischer Wucht und Härte eine harmonische Symbiose eingehen können, die auch der großen Masse (was auch immer man unter diesem Begriff hinsichtlich eines Death-Metal-Publikums verstehen mag) schmeckt. Die vertrackten Arrangements von "The Sound Of Perseverance" entwirrte der Meister ein wenig, breitete den Melodieteppich noch einen Tick mehr in orientalische Bereiche aus und holte sich mit Tim Aymar einen reinrassigen Metalshouter an Bord, der immer mal wieder an NEVERMORE-Legende Warrel Dane erinnert. Die CONTROL DENIED-Backingmannschaft ist selbstredend von wahrhaft progressiver Beschaffenheit. An den Drums der Tank Richard Christy, am Bass der mittlerweile weltberühmte Steve DiGiorgio und an der zweiten Klampfe Langzeitmitstreiter Shannon Hamm. Somit waren alle Vorzeichen gegeben, den stilistischen Brückenschlag zwischen der wohl progressivsten DEATH-Scheibe "Symbolic" und ICED EARTHs "Something Wicked This Way Comes" zu vollziehen.
Eines vorweg: "The Fragile Art Of Existence" ist eine kleine Perle im Metalzirkus, verführt mit einer Detailvielfalt und einem instrumentalen Aktionsspektrum, die selbst ausgewiesene Könner an den Rand der Verzweiflung bringen dürften. Allein Christy und DiGiorgio bilden ein Fundament, das in einer einerseits losgelösten Verspieltheit, anderseits in einer punktgenauen Durchschlagskraft glänzt. Hinzu kommen teils richtig jazzige Zungenschnalzer, die man im Allgemeinen von der Rocklegende RUSH gewohnt ist. So geschehen bei 'Breaking The Broken', das immer mal wieder technisch die Muskeln spielen lässt, um im nächsten Moment in einen Pfuhl musikalisch powernder Härte zu stürzen.
Der größte Hit des Albums und eines meiner Lieblingslieder überhaupt stellt 'Expect The Unexpected' dar, das vor allem durch seinen mörderischen Beat und die tierische Beckenarbeit Little Richies getragen wird. Ein göttliche Gesangslinie, eine perfekt getimte Axtfraktion, in der wieder einmal der Bass die Farbtupfer bestimmt, und ein paar unwiderstehliche Refrains später sitze ich auch heute noch völlig ergriffen vor meiner Anlage. Intelligenter Power Metal und eine Offenbarung instrumenteller Kultur!
Aber kein Song der Scheibe ist schlecht. Jeder Track ist durchdacht und bis ins Letzte ausarrangiert. Jeder Schlag sitzt und jede Harmonie, Melodie und instrumentelle Figur passt wie Arsch auf Eimer. Das von einer waghalsigen Basslinie hofierte 'What If ...?' sei als erster Anspieltipp genannt, der die Quintessenz des gesamten Albums darstellt, alle Stärken auf einen Punkt bringt und schon beim ersten Hören süchtig macht. Was man zum Beispiel vom abschließenden, monströsen Titeltrack nicht behaupten kann, der knappe zehn Minuten lang vollste Konzentration fordert, danach aber mit der Garantie belohnt, dieses Kleinod musikalischer Genialität nicht mehr so schnell zu vergessen.
Die Produktion von Jim Morris pfundet wie eine Schelle von Dr. Eisenfaust und auch das Artwork ist sehr geschmackvoll ausgefallen. Somit kann man einmal mehr dem leider viel zu früh verstorbenen Chuck Schuldiner attestieren, einer der genialsten Köpfe des Heavy Metal gewesen zu sein. Diese progressive Verspieltheit mit einer melodischen gesanglichen Grundausrichtung zu verbinden und im Endeffekt eine der eingängigsten Prog-Scheiben im Metalzirkus zu erschaffen, ist große Kunst und eine extra Verneigung wert.
Anspieltipps: Breaking The Broken, Expect The Unexpected, What If ...?, Believe, The Fragile Art Of Existence
- Redakteur:
- Alex Straka