COPPELIUS - Tumult!
Mehr über Coppelius
- Genre:
- Kammermusik Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- F.A.M.E. Recordings / Edel
- Release:
- 30.01.2009
- Vorwort
- Habgier
- Rightful King
- Zu Dir
- Komposition
- Der Advokat
- Schöne Augen
- Die Glocke
- Mondeslicht
- Coppelia
- Lilienthal
- Charlotte The Harlot
- Das Amulett
- Viel Zu Viel
- Spring Doch!
- Gedicht
- Nachwort
<p>Wer herrlich lebendige, klug gemachte Rock- und Metal-Songs mit Klarinette, Cello und Kontrabass in romantisch-literatisches Kerzenschein-Feeling taucht, hat Respekt und Aufmerksamkeit mehr als verdient: Ich ziehe meinen Hut vor COPPELIUS!!</p>
Stellt Euch mal folgendes Szenario vor: Da erscheinen sechs Musiker auf der Bühne, die aussehen wie eine Mischung aus irren Zirkusdirektoren und Napoleon-Film-Komparsen. Sie reden wie Friedrich Hölderlin und E.T.A Hofmann geschrieben haben und spielen Schlagzeug, Klarinette, Cello und Kontrabass. Mit diesen Instrumenten lassen sie Songs erklingen, die aus etwas romantischer Klassik und viel Rock/Metal bestehen und durchaus zum Kopfschütteln und Rumhüpfen Anlass geben. Heavy Wood sozusagen – oder eben Kammermusik-Metal, wie die Band selbst zu sagen pflegt. Neugierig geworden? Dann befasst euch mal näher mit COPPELIUS und ihrem aktuellen Tonträger "Tumult!". Schon beeindruckend, was Comte Caspar, Graf Lindorf, Bastille, Sissy Voss (vielleicht das coolste Pseudonym aller Zeiten...), Nobusama und Max Coppella auf dieses Album gezaubert haben. Ganz schön heavy, unbekümmert und mit hoch dosiertem kompositorischem Witz und Feingefühl führen uns die werten Herren durch eine musikalische Landschaft aus jeder Menge SUBWAY TO SALLY, APOCALYPTICA-Cello-Riffing und gehobenem (Musik-)Theater mit gesundem Pop-Appeal.
Die Nähe zu Bodenski, Eric Fish und Konsorten ist schließlich kein Geheimnis, gelten COPPELIUS, die als Gründungsjahr der Band 1815 angeben, doch landläufig als Dauerkartenbesitzer von Sallys U-Bahn und waren auch schon auf Tour mit den berühmten Freunden aus dem Raum Potsdam. Eric und Geigerin Frau Schmitt sind auf "Tumult!" als Gastmusiker zu hören. In den Fundamenten der Songstrukturen und der Melodieführung im Gesang ist die "Foppt den Dämon"- und "Bahnkreis"-Phase der großen Vorbilder allgegenwärtig. Mich stört das nicht besonders, denn COPPELIUS erschaffen durch die konsequent klassische Instrumentierung und die ästhetische Orientierung an der Epoche der Romantik ein eigenwilliges Klangbild und haben genügend interessante Einfälle, um so gut wie keine Langeweile aufkommen zu lassen. Zwar zündet nicht jede Songidee gleich gewaltig, doch die Hits und Highlights sind ganz klar in der Überzahl. Da hätten wir zum Beispiel gleich zum Einstieg das äußerst eingängige und mächtig tanzbare 'Habgier'. Sehr gelungen ist das folk-rockige INCHTABOKATABLES-Cover 'Rightful King'. Die großartigsten Lieder der Scheibe sind jedoch das schleppend-schwere, unter die Haut gehende 'Komposition' mit seinem augenzwinkernden Text über Diebstahl geistigen Eigentums sowie das folgende, raffiniert zusammengebaute und spannungsgeladene 'Der Advokat'.
Ebenfalls rundum schön ist das in den Strophen träumerische, in der exzellenten Bridge knackig hart rockende, etwas Siebziger-Jahre-Flair verströmende 'Coppelia'. Erstaunlich gut funktioniert die schwungvolle und intensive Version von 'Charlotte The Harlot' (IRON MAIDEN). Nicht das erste Mal, dass COPPELIUS der vielleicht größten und wichtigsten Heavy-Metal-Band aller Zeiten auf ihre unvergleichliche Weise huldigen. Stellt euch nur mal vor, diese schrägen Vögel würden im Vorprogramm der Eisernen Jungfrauen mit einem MAIDEN-Set im Kammermusikgewand auftreten. Erwähnen muss ich auch unbedingt noch das atmosphärisch dichte, sich gnadenlos im Ohr festsetzende 'Spring Doch!'. Das alles zusammen ergibt unterm Strich ein sehr empfehlenswertes Album. SALLY-Fans im speziellen und Freunde eigenwilliger, klassisch verwurzelter, pathetisch geschichtsträchtiger Rock-Musik im allgemeinen dürften COPPELIUS und "Tumult!" schnell in ihr Herz schließen. Die Band ist ein wohltuender Farbtupfer im Musik-Zirkus und wird hoffentlich noch oft und lange schillern und strahlen.
Anspieltipps: Habgier, Komposition, Der Advokat, Coppelia, Spring Doch!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Martin van der Laan