COPPELIUS - Zinnober
Mehr über Coppelius
- Genre:
- Alternative
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- F.A.M.E. Recordings / Edel
- Release:
- 29.10.2010
- Intro
- Diener 5er Herren
- Der Handschuh
- I Told You So
- Risiko
- Gumbagubanga
- Damen
- Der Feuerwehrmann
- Nachtwache
- Stetig Fromm
- Klein Zaches
- Ein Automat
- Vergessen
- Genghis Khan
- Coppelius Hilft!
- Ade Mein Lieb
Merkwürden bitten zum Tanztee. <br /> <br />
COPPELIUS' eigenwillige Melange aus Rock, Punk und Metal, Gaukler-, Varieté- und Kammermusik lässt die Hörerfahrung von "Zinnober" zum virtuellen Besuch eines Kuriositätenkabinetts geraten. Der Groove von 'Diener 5er Herren' und die fehdeheischende Aggressivität von 'Der Handschuh' haben etwas Widerspenstiges. Doch sind es eher sehnsüchtige Songs wie 'I Told You So' oder in Stakkato gehaltene Stücke wie 'Risiko', in denen man stets dieses sich wiegende, zum Tanz einladende Element in der Musik spürt - auch wenn dem nachzukommen schon mal ins Groteske führen könnte.
Etwas verschroben wirken die Rhythmen, ob das nun an den Kompositionen selbst oder an deren Arrangements liegt. Der Beat von 'Risiko' klingt wie aus rein digital produzierten Tanzbodenfegern, ist aber instrumental umgesetzt. Die live zum Ohrwurm geadelte Seltsamkeit 'Gumbagubanga' lebt von einem dicken Bass in Kombination mit einer munter wiederholten, melodischen Bläserschleife.
Besingt man bei COPPELIUS die Damenwelt, dann wird zwar theatralisch gefiedelt und romantisch entflammt die Klarinette geblasen, wie im traditionellen Cabarét, doch die Basslinie darunter schäkert geradezu funkig modern. Stimmungsvoll wird es in der langsam lodernden Ballade vom Feuerwehrmann, dunkle Schatten durchzucken die bedrohlicher und schwerer arrangierte 'Nachtwache'. In 'Stetig Fromm' wird es mit Cembalo besinnlich, 'Klein Zaches' hingegen groovt mit vollem Schlagzeug- und Streichereinsatz richtig wild. Auch 'Ein Automat' heizt mit schwerem Rhythmus und zwingenden Melodieläufen auf Cello und Klarinette tüchtig ein. Seine geschickt eingebundenen Uhrwerk-Samples fügen sich als perkussives Element gut in den Song ein. Dazu passt auch das hektische IRON MAIDEN-Cover 'Genghis Khan' ausgezeichnet. Noch vor der Bandhymne 'Coppelius Hilft!' und der a capella dargebotenen Miniatur 'Vergessen', ist in der Schlussphase des Albums das ruhige 'Ade Mein Lieb' erwähnenswert, welches als fast schon klassisches Wanderlied Abschied nimmt.
Trotz der recht breit gestreuten Vielfalt bleibt mir "Zinnober" jedoch auch nach mittlerweile vielen, vielen Durchläufen immer noch seltsam fremd. Es ist nicht etwa so, dass es der Band nicht gelänge, ihre Einflüsse in geschlossener Form unter einen Hut zu bringen. Doch der eigenwillige Stil von COPPELIUS verhindert bei mir das Erwachsen des letzten Quentchens Eingängigkeit, die es bräuchte, damit sich die Stücke im Gefühlszentrum richtig festsetzen können. So bleibt der gespaltene Eindruck eines musikalisch gelungenen und vor allem eigenständigen Kunstwerks, das mich jedoch nur selten wirklich berühren kann. Aber vielleicht sollte man diese Band auch eher als Bühnenspektakel erleben.
Anspieltipps: Risiko, Damen, Ein Automat, Genghis Khan, Ade mein Lieb.
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Eike Schmitz