COWBOY JUNKIES - One Soul Now [Limited Edition]
Mehr über Cowboy Junkies
- Genre:
- Folk-Rock / Alternative Country
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Latent Recordings / Cooking Vinyl
- Release:
- 31.05.2004
- One Soul Now
- Why This One
- My Wild Child
- From Hunting Ground To City
- The Stars Of Our Stars
- Notes Falling Slow
- No Long Journey Home
- He Will Call You Baby
- Simon Keeper
- The Slide
- Thunder Road
- Seventeen Seconds
- Lungs
- Darkness, Darkness
- Helpless
"Abandon all your precious things..."<br />
So singen die COWBOY JUNKIES im eröffnenden Titelsong von "One Soul Now", und dann fahren sie in 'Why This One' eine Nebelwand schummriger Basslinien auf. "Carry on what twilight brings", und "Watch the colour drain from the sky", und "I don't understand how these things move the way they do", heißt es in 'One Soul Now', und "Feel the weight of all those slings"; und geht in 'Why This One' so weiter: "Filled with could-have-been". Und danach? Wird es auch nicht einfacher: "Betrayed? It's the question", und "Confused. It's the issue." Fordernd, fragend, tastend, im Dunkeln stochernd, im Trüben fischend, so beginnt das Album, selbst wo es kurzzeitig hymnisch wird, im Liebeslied 'My Wild Child', das allerdings gleichermaßen auch ein Festhaltelied ist, ein Lied über die pragmatische Hoffnung, im großen Gefühl die bisherige Unsicherheit hinter sich lassen zu können.
Auch das bluesig verschleppte 'From Hunting Ground To City' klingt haltlos und wie von Vergessenheit umweht, trotz seines steten, beruhigenden Rhythmus. Bluegrass, Blues, Southern Rock, ganz zarte Postpunk-Einsprengsel hier und da - das sind die Zutaten, aus denen die COWBOY JUNKIES ihren Soundteppich knüpfen. Leichter und rockender tönt das bei 'Stars Of Our Stars', fast schon gelöst, doch längst noch erdig genug, um nicht in dudelnde Popgefilde abzudriften. Prärierock ist das, lagerfeueriger, halbakustischer, e-mandoliniger, countryesker, altweibersommernächtlicher Art. Am schönsten sind aber auch auf "One Soul Now" wieder einmal die ruhigen Momente geraten, in 'Notes Falling Slow' etwa, wo sich Rost ins Rotgold der Liebe mischt, und wo die Stille immer mehr Raum einnimmt, das Rauschen in den Adern weiter und weiter zurückdrängt, wo sich der traditionelle Countrysound mit zurückhaltendem Shoegazenoise vermengt, wo es langsam dunkler und kühler wird, so wie Novembertage, wo der Zweifel wie Nebel hineinkriecht, zunächst nur als vage Ahnung, um sich dann jedoch als Gefühl am Herz festzusetzen: "My love swears that he is made of truth / I do believe him though I know he lies. / I've caught him creeping 'round darkened holes. / I've caught him staring at distant skies." - "My love lives inside a haze of gloom. / He fears today, what might come tomorrow. / Seeks the shadow, shuns the light. / Bleeds for knowledge, prepares for sorrow." - "This ain't no depression, just notes falling slow. / An early snow and notes falling slow. / Do I have the strength to bear their passion? / An early snow and notes falling snow." - Ja, schon seltsam, wie einen manchmal überraschen kann, was sich doch lange angekündigt hat. - "This ain't no long journey home. / This ain't no trip across the tracks", so geht es weiter, immer weiter, Countryrock für rollende Wagen, ein Zwischenspiel mehr, doch auch in schlichten Songs wie 'No Long Journey Home' können die COWBOY JUNKIES überzeugen.
Noch einen Schleicher gefällig, danach? Aber sicher doch. 'He Will Call You Baby' ist eine tiefmelancholische Ballade, Liebeskummer in Noten gegossen, gut abgestanden, auf dass es still werde, das tiefe Tränenwasser. Das tönt wie eine gesetztere Fortsetzung von 'Misguided Angel' aus "The Trinity Session", einige Jahre später, ein paar Falten älter, ein paar Erfahrungen weiter, kaum ein halbes Leben weiser... "We should call them lucky / as they watch their babies dance. / Or maybe call them crazy / for even thinking they have a chance." Leiser und langsamer wird das dann auf "One Soul Now", aber darum nicht weniger bittersüß, wie schon die ersten Zeilen im traurig akkordeondurchwirkten 'Simon Keeper' verdeutlichen: "Jesus was a carpenter, / he died on a wooden cross. / Irony oh irony upon me it is never lost." Dazu kaum mehr als ein paar leer nachklingende Rimclicks. Das Leben ist flüchtig, und wir alle Flüchtlinge.
Zeitnehmen für etwas Rast und Rückschau während der Rast. Danach geht es weiter im walking rhythm, ein gesungenes Gebet auf den spröden Lippen, einen typischen Folksong, ein nahezu klares und wie zerrupfte Fieselwolken am Herbsthimmel dahin ziehendes Stück namens 'The Slide'. Gottvertrauen hilft, das Gemüt klart etwas auf, aber die Fragen bleiben: "Jesus, sweet Jesus if you're listening / can you pass me to your pa? / I'm having a hard time understanding / why he's so cruel and demanding / with his love."
Wer sich die Special Edition besorgt, kann zudem noch von einer zweiten CD ("Neath Your Covers, Part 1") hören, wie die COWBOY JUNKIES äußerst gekonnt Songs von BRUCE SPRINGSTEEN, THE CURE, TOWNES VAN ZANDT, THE YOUNGBLOODS und NEIL YOUNG in ihren eigenen Sound überführen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Eike Schmitz