CRADLE OF FILTH - The Screaming of The Valkyries
Mehr über Cradle Of Filth
- Genre:
- (Melodic) Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 21.03.2025
- To Live Deliciously
- Demagoguery
- The Trinity Of Shadows
- Non Omnis Moriar
- White Hellebore
- You Are My Nautilus
- Malignant Perfection
- Ex Sanguine Draculae
- When Misery Was A Stranger
Opulent, vielfältig und doch hörerfreundlich!
Letzteres Attribut trifft auf den neuen Longplayer der "Wiege des Drecks" deshalb zu, weil es dem metallisch geschulten Hörer auf "The Screaming Of The Valkyries" trotz aller symphonischen Keyboard-Einsprengsel, Frauenstimmen und mannigfachen instrumentalen Anklänge an nahezu jede klassische Spielart des Heavy Metal (Black/Heavy/Death/Thrash/Doom) leicht gemacht wird, Zugang zur Musik von Dani Filth und Konsorten zu finden.
Dies gelingt Dani als Hauptsongwriter und Zeremonienmeister der schwarzmetallischen Institution vor allem durch Aufbietung einer zuvor auf einem Longplayer seiner Band selten bis nicht dagewesenen Eingängigkeit. Die Melodien auf "The Screaming Of The Valkyries" wickelten mich nach einigen Durchgängen geradezu ein, ja nahmen mich gefangen, obschon ich aufgrund der Komplexität und breitwandartigen Opulenz und Großflächigkeit der Kompositionen attestieren muss, dass die Songs bei mir immer noch "im Wachstum" befindlich sind. Außerdem besteht ein CRADLE OF FILTH-Opus heutzutage mitnichten nur aus Geknüppel oder wüster Raserei, sondern präsentiert sich in vielen Teilen mit gemäßigter Extreme-Metal-Instrumentierung, und oftmals gar mit Anleihen im klassischen Heavy Metal, man höre dazu nur 'You Are My Nautilus'.
Ja, CRADLE OF FILTH und "die große Leinwand": Noch bevor ich vor einigen Jahren zum ersten Mal zaghaft in ein paar Alben hineingehört hatte, wusste ich, dass jene Floskel der Cineasten sehr gerne auf das ausufernde Klangbild dieser Band angewendet wird. Bereits der Opener 'To Live Deliciously' wartet mit weiblichen und choralen Backgroundstimmen, vielen Tempi und Parts, unterschiedlichen Stimmfarben von Dani und sehr vielseitiger, geschmackvoller Gitarrenarbeit - Rhythmus und Leads betreffend - auf. Auch der Songeinstieg von 'Demagoguery' mit Cembalo- und Streicheruntermalung klingt mehr nach Kostümfilm-Soundtrack als nach einer Metalkomposition, zumindest bis ein hartes, treibendes Riff die Oberhand gewinnt. An diesem Liedende fühle ich mich immer an die symphonischen Songbegleitungen auf LORNA SHOREs Meisterwerk 'Pain Remains' erinnert.
'The Trinity Of Shadows' ist eines dieser Lieder, die mich durch Anspruch, gepaart mit einer funktionierenden Hookline und einem sehr spannenden, abwechslungsreichen Songverlauf gerne den Repeat-Button tippen lassen. Sogar eine schöne Halbballade, wenn auch mit sehr heftigen Zwischenparts, hat sich auf das Album geschlichen und hört auf den lateinischen Titel 'Non Omnis Moriar', was ermutigenderweise so viel heißt wie "Nicht jeder wird sterben'. Gleich im Anschluss gibt es den stellenweise knüppelharten Melodierausch 'White Hellebore' auf die Lauscher, der erneut durch die vielen unterschiedlichen, aber immer zusammenpassenden Songteile gefällt. Der Einsatz der weiblichen Backgroundstimme kann auch dieses Lied veredeln. Etwas länger braucht 'Malignant Perfection' um sich klanglich für den Hörer zu entfalten, besticht dann aber durch einen langen Refrain, theatralische Sprechstimmen und vielfältige Stimmakrobatik von Dani, sowie einen kurzen Schub richtiger Black-Metal-Raserei.
Nun wird der von Dani Filth seiner Band selbst zugeschriebenen Stil-Bezeichnung "Vampyric Metal" alleine schon durch den Songtitel alle Ehre gemacht: 'Ex Sanguine Draculae', aus Blut von Dracula besteht der so benannte Song zwar nicht, er gestaltet sich jedoch mächtig treibend, temporeich und packend, immer mal wieder durch die charakteristischen hohen Kreischtöne des Sängers verziert. Das Geschrei der Walküren wird virtuos mit 'When Misery Was A Stranger' beendet, dessen tolle Gitarrenparts an einigen Stellen erneut mit Danis Signature-Stimmfähigkeit in Szene gesetzt werden.
Seitdem die teils geschminkte, von Album zu Album des Öfteren gerne mal an einigen Posten ausgewechselte Düster-Metal-Horde um Dani Filth vor beinahe zwei Jahrzehnten das erste Mal beim Summer Breeze Open Air vor mir über die Bühne fegte, ist viel passiert im Hause CRADLE OF FILTH. Diesen opulenten und schwarzmetallischen Klangteppichen kann ich mich mittlerweile kaum mehr entziehen, so gewaltig ist der Sog der Melodien und packenden Riffs, dargeboten in unwiderstehlichem, immer passenden und geschmackvollen Soundbombast.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Timo Reiser