CREMATORY - Infinity
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2010
Mehr über Crematory
- Genre:
- Gothic Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Massacre/Soulfood
- Release:
- 29.01.2010
- Infinity
- Sense Of Time
- Out Of Mind
- Black Celebration
- Never Look Back
- Broken Halo
- Where Are You Now
- A Story About
- No One Knows
- Auf der Flucht
Ein Urgestein und das langsame Mühlen alter... Mühlen.
Es ist immer ein Ereignis, wenn etablierte Urgesteine neue Alben veröffentlichen – und man kann sagen, was man will, aber CREMATORY starten in das neue Jahrzehnt mit ihrer immerhin elften Platte. Und das ist doch ein Grund zu feiern, immerhin ist "Inifinity" also die Schnapszahl unter den CREMATORY-Alben. Gerade live ist die Band immer wieder ein Erlebnis, bietet sie doch eine reich gefüllte Best-Of-Tour durch ihre Geschichte. Allein, auf Albenlänge schwächelt die Band doch das ein oder andere mal. Umso spannender ist also die Frage, was sich die Kreativtruppe um Gerhard "Felix" Stass diesmal schönes überlegt hat.
Beginnen wir mit den Problemen der Platte: Der hohen Eingängigkeit der Songs ist häufig ein Abrutschen in argen Kitsch geschuldet, da hier massiv Melodien auf eine gotisch angehauchte Dunkelheits-Attitüde hin geschrieben werden. Das funktioniert teilweise sehr gut, vielfach macht sich eine melancholisch-depressive Atmosphäre breit, nur, um im nächsten Moment im großen Kitsch unterzugehen. Dann werden CREMATORY schlicht und ergreifend – und man möge mir die Direktheit an dieser Stelle verzeihen – peinlich. Das reißt natürlich das ganze Album mit – zumindest phasenweise. Ein weiterer Kritikpunkt ist der stark in sich geschlossene Kreis, der den Horizont beschreibt, in dem das Songwriting der Band passiert. Und dieser ist gar nicht mal so groß. Deshalb ist zwar einerseits der Wiedererkennungswert der Kompositionen recht hoch, die Gefahr, ob des wiederholt gehörten in Langeweile zu versinken, allerdings auch.
Ob es Pluspunkt oder eher als Generalkritik zu begreifen ist, dass "Infinity" tatsächlich aus zwei Hälften besteht, mag der geneigt Hörer für sich selbst entscheiden. Tatsache ist allerdings, dass das Album ab der tollen Ballade 'Broken Halo' – in der der klare Gesang von Matthias Hechler die tragende Rolle spielt – stark an Qualität verliert. Aus diesem Grund lassen sich oben genannte Kritikpunkte vor allem auf die Songs 7 – 10 beziehen. Das heißt im Umkehrschluss allerdings, dass die Qualität der ersten Songs umso höher ist. Und in der Tat, beginnend mit dem stark groovenden Opener inkl. toller Gitarrenarbeit, zeigen CREMATORY, was jahrelange Erfahrung ausmachen können. Das verhaltene 'Out Of Mind' besticht durch subtile Momente und 'Never Look Back' durch seine knallharte NdH-Industrial-Attitüde. Gekrönt wird die Winners-Lounge allerdings durch den geheimen Titeltrack und damit offizielles Highlight 'Broken Halo'. Die ruhige Atmosphäre des Songs, erzeugt durch zurückhaltende Gitarrenarrangements und Orchestersamples, ergibt mit dem traurig-schaurig-schönen Gesang von Matthias Hechler ein ganz besonderes Schmankerl.
Fazit: Wie kommt es, dass gerade die Ballade das Highlight eines durchwachsenen Albums darstellt? Vielleicht deutet das darauf hin, dass es an der Zeit wäre, neue Dinge auszuprobieren. Denn CREMATORY verstehen ihr Handwerk, das demonstrieren sie eindrucksvoll mit der ersten Hälfte ihres Albums. Nach dem schwächelnden "Klagebilder" und dem etwas stärkeren "Pray" stellt "Infinity" keinen echten Fortschritt dar, dazu ist das Material in Teilen zu schwach. Weniger Wiederholungen, mehr Mut, weniger Ruhe auf Lorbeeren und mehr "lass uns mal was verrücktes tun" werden CREMATORY in Zukunft sicherlich wieder auf ihren angestammten Platz im Gothic-Himmel heben: Den Thron.
Anspieltipps: Broken Halo, Infinity, Out Of Mind
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Julian Rohrer