CREMATORY - Klagebilder
Mehr über Crematory
- Genre:
- Gothic Metal
- Label:
- Massacre Records/Soulfood
- Release:
- 04.08.2006
- Klagebilder
- Die Abrechnung
- Hoffnungen
- Kein Liebeslied
- Kaltes Feuer
- Der Morgen danach
- Warum
- Höllenbrand
- Nie wieder
- Ein Leben lang
- Der Nächste
- Das letzte Mal
- Spiegel meiner Seele
Ich würde mich selber niemals als großen CREMATORY-Fan outen und gehöre auf jeden Fall auch zu der Fraktion, die für das deutsche Gothic-Metal-Quintett nie etwas erübrigen konnte. Bis zuletzt, genauer gesagt bis zur Rückkehr mit "Revolution", fand ich die Ergüsse dieser Truppe sogar ziemlich amüsant und ziemlich einfallslos, wobei die Selbst-Hommage 'Time For Tears' wohl der peinliche Gipfel einer musikalisch ziemlich unterdurchschnittlichen Karriere bildete.
Aber wie gesagt: "Revolution" und vor allem die erste Single-Auskopplung 'Greed' konnten mich vor zwei Jahren überzeugen und zeigten, dass die Band tatsächlich mit ihrer Musik gewachsen ist und aus Fehlern gelernt hat.
Auf der neuen Platte "Klagebilder" setzt sich dieser Trend nun fort. Von den Gothic-Metal-Peinlichkeiten der ersten Jahre ist hier gar nichts mehr zu spüren - CREMATORY schreiben heuer wohl durchdachte, sehr ausgereifte Songs, über denen jeweils eine einprägsame Hookline steht. Hinzu gesellen sich in den meisten der 13 enthaltenen Stücke recht brachiale Riffs, die nicht selten die omnipräsenten Keyboards an die Wand drängen. Doch ohne Keyboard-Flächen kommen bei CREMATORY eben keine Melodien zustande, und so lässt sich ihr massiver Einsatz auch kaum eindämmen, was sich letztendlich dann aber überraschenderweise nicht als störend erweist. Es gibt zwar zwischendurch solche Stücke wie 'Das letzte Mal' oder das sehr melodische 'Kein Liebeslied', die durch die erhebliche Tastenuntermalung auf derr Kippe zum Pop-Bereich stehen, aber an für sich geht das vollkommen in Ordnung, denn die Songs sind einfach gut.
Wenn es überhaupt ein Problem gibt, dann sind das die wenigen Variationen, die CREMATORY hier bemühen. Die Strickmuster der Kompositionen ähneln sich im Gesamtüberblick doch gewaltig, und wenn man mal von der melancholischen Halbballade 'Spiegel meiner Seele' absieht, fehlt es dem Album infolge dessen besonders in der zweiten Hälfte an Abwechslung. Songs wie das starke 'Ein Leben lang' oder das heftige 'Höllenbrand' versuchen in dieser Hinsicht zwar ihr Bestes, können sich dem grundlegenden Schema aber kaum widersetzen.
Im Endeffekt ist aber auch dies kein Grund, dem Titel entsprechend über das neue Werk von CREMATORY zu klagen. Die Band hat sich ein weiteres Mal steigern können und den musikalischen Schatten der Vergangenheit mittlerweile vollkommen ausgelöscht. Vor allem durch den weiterhin verstärkten Einsatz von Matthias an den Vocals haben sich für CREMATORY gänzlich neue Wege geöffnet, denen man auf "Klagebilder" in Form von epischen Klangmalereien auch konsequent nachgeht.
Ein Fan bin ich deswegen zwar nach wie vor nicht, aber ich muss auf jeden Fall zustimmen, dass diese Band hier ein sehr überzuegendes Album abgeliefert hat, das für all die vielen Fehltritte aus vergangenen Tagen entschädigen kann. Und dazu gratuliere ich der Band, die nach zehn Jahren hier wieder ein "deutsches" Album bringt.
Anspieltipps: Die Abrechnung, Nie wieder, Spiegel meiner Seele
- Redakteur:
- Björn Backes