CRIPPLED BLACK PHOENIX - A Love Of Shared Disasters
Mehr über Crippled Black Phoenix
- Genre:
- Postrock / Acoustic Doom / Endtime Ballads
- Label:
- Invada / Cargo Records
- Release:
- 25.05.2007
- The Lament Of The Withered Mercenary
- Really, How'd It Get This Way?
- The Whistler
- Suppose I Told The Truth
- When You're Gone
- Long Cold Summer
- Goodnight, Europe
- You Take The Devil Out Of Me
- The Northern Cobbler
- My Enemies I Fear Not, But Protect Me From My Friends
- I'm Almost Home
- Sharks & Storms / Blizzard Of Horned Cats
"Totensonntagmusik" meinte meine Liebste, als sie "A Love Of Shared Disasters" das erste Mal hörte. Und in der Tat beginnen CRIPPLED BLACK PHOENIX das Album mit einem Stück, das wie ein Geisterschiff klingt. Auch 'Really, How'd It Get This Way?' gibt sich ganz der Melancholie hin, klingt nach Schifferklavier und Countrygitarre, nach Staub der Zeit und stoischem Lauf der Gezeiten; Acoustic Doom mit den Mitteln des Alternative Folk und des Postrock.
Da CRIPPLED BLACK PHOENIX aus Musikern von IRON MONKEY, TEETH OF LIONS RULE THE DIVINE, MOGWAI, GONGA, NORTH SEA NAVIGAOTR, TEAM BRICK, PANTHEIST, THOUGHT FORMS und ELECTRIC WIZARD besteht, nimmt das nicht Wunder. Das rein instrumentale 'The Whistler' ist noch langsamer, getragener, trauriger, klingt zugleich noch hingehauchter, verkühlter, ambienter, wie ein Nachbild der Vergänglichkeit an sich, das vage zurückbleibt, wenn das Vergangene selbst schon längt den Lethe hinabgetrieben ist.
'Suppose I Told The Truth' hätte auch von PAVEMENT, TEENAGE FANCLUB und CALEXICO stammen können, wenn diese direkt nach Kurt Cobains Tod gemeinsam den ein oder anderen Joint geraucht hätten. 'When You're Gone' erinnert uns daran, dass es einmal eine Zeit gab, in der "Emo" noch kein Schimpfwort war. Gerade in dieser entschleunigten unplugged Variante ist das Stück mit dem Trauermarschrhythmus, der stetigen Steigerung und dem Eiszapfenklavier schmerzlich schön. Endgültig bei Gloom & Doom angekommen ist der CRIPPLED BLACK PHOENIX in 'Long Cold Summer', einem von dunklen Gitarrenakkorden in Zeitlupentempo und hintergründigem Mundharmonikaspiel voller Todeserwartung geprägten Stück mit geisterhaftem Prairienachtambiente und seelenruhig psychedelisch verblutendem Finale.
'Goodnight, Europe' schließlich ist alternative Totensonntagmesse par excellence. Dieses Stück sollte auch jene Progressive-Rock-Liebhaber ansprechen, die mit Postrock und Doom sonst eher weniger am Hut haben. Ebenfalls progressiv, jedoch wieder stärker in Richtung Alternative Folk orientiert, ertönt 'You Take The Devil Out Of Me', bevor mit 'The Northern Cobbler' das wohl außergewöhnlichste und gewöhnungsbedürftigste Stück des Albums folgt. Dieses wartet nämlich mit einem langen Sprachsample von Alfred Tennysons gleichnamiger Ballade auf, welche in urigem Dialekt von Willensstärke und der Tragik der Alkoholsucht handelt. Begleitet wird diese Erzählung von der für CRIPPLED BLACK PHOENIX typischen Instrumentierung; dies alles dient quasi als Intro, denn sobald die Erzählstimme verstummt nimmt eine wunderschöne Streichermelodie ihren Platz ein, die sich ausgezeichnet in die Gesamtkomposition fügt, welche zwar sehnsüchtig, doch weniger traurig klingt als die übrigen Stücke auf "A Love Of Shared Disasters". Aber schon kehrt die Melancholie mit der Gothic-Überballade 'My Enemies I Fear Not, But Protect Me From My Friends' auf's Parkett zurück.
CRIPPLED BLACK PHOENIX haben eben alles richtig gemacht, was sowohl die Einzelkompositionen als auch deren Gesamtarrangement auf dem Album anbelangt. So folgt auch 'Sharks & Storms / Blizzard Of Horned Cats' in perfekter Ordnung. Bei diesem handelt es sich um weiteres Stück mit an Kirchenmusik gemahnendem Charakter, das sich allerdings in elegischem Trompetenspiel ergeht. 'I'm Almost Home' verknüpft wiederum CALEXICO-like getragene Folkloreanmut mit Elementen aus Postrock und akustisch gespieltem Funeral Doom, und liefert damit einen herrlich epischen Abschluss für dieses vollendete Album.
Anspieltipps? Nein: Gesamtkunstwerk.
- Redakteur:
- Eike Schmitz