CRIPPLED BLACK PHOENIX - No Sadness Or Farewell
Mehr über Crippled Black Phoenix
- Genre:
- Progressive Rock / Post Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Mascot Music / Cool Green Recordings
- Release:
- 22.10.2012
- How We Rock
- Hold On (So Goodbye To All Of That)
- What Have We Got To Lose?
- One Armed Boxer
- Jonestown Martin
- Long Live Independence
"No Sadness Or Farewell" vereint die Stile und schreibt die Geschichte des CRIPPLED BLACK PHOENIX angemessen fort.
Wandlungsfähig ist das in wechselnden Besetzungen musizierende Bandprojekt CRIPPLED BLACK PHOENIX in mancherlei Hinsicht. Das erste Album "A Love Of Shared Disasters" hat noch am ehesten einen durchgängigen Sound zu bieten, der im Details jedoch bereits äußerst variantenreich daherkommt. Endtime Ballads nannten die Musiker ihren damaligen Stil, was es recht gut trifft. Es folgte mit "The Resurrectionists" & "Night Raider" ein Doppelalbum, welches den Sound der Band um zahlreiche weitere Nuancen und neue Einflüsse anreicherte und somit gleichermaßen durch die abermals schier überwältigende, hörereinsaugende Atmosphäre als auch durch eine neu gefundene Varianz bestach. Mit der nachfolgenden EP "I, Vigilante" wurde man dann noch epischer, melodischer, ohne jedoch die neue Eingängigkeit zu generischen Rockismen gerinnen zu lassen. Wie variabel diese Band wirklich war, schien kaum zu ermessen. Dann folgte "(Mankind) The Crafty Ape" und damit bereits das zweite Doppelalbum von insgesamt vier Veröffentlichungen (sieht man einmal von der lediglich um einige Bonustracks erweiterten Kurzfassung von "The Resurrectionists" & "Night Raider", welche unter dem Titel "200 Tons Of Bad Luck" erschien, ab); und wiederum erweiterte der CRIPPLED BLACK PHOENIX seinen Sound. Das war zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, jedenfalls wenn man als anfängliches Hauptinteresse daran den progressiven Postrock vor prä-"I, Vigilante"-Zeit der eigenen Herangehensweise an die Hörerfahrung zugrunde legte. Weitaus klassischere Songgestaltungen fanden sich dort, statt zuvorderst innerlich wirkende Lautmalereien gab es vordergründig laute Riffs und auch sehr epischen Rock auf die Ohren, das elegische Moment wich zunehmend einer wilden Bewegtheit. Doch fanden sich freilich auch dort wieder reichlich bandsoundtypische Strukturen, die einem den Übergang vom Postrock- zurück in die Gefilde des (Art & Progressive) Rock schmackhaft machen konnten. Der zweite "normale" Longplayer "No Sadness Or Farewell" vereint nun alle vorangegangenen Elemente, homogeninisert und harmonisiert sie weiterhin, ohne dabei in etwas monolithischem zu erstarren.
"No Sadness Or Farewell" zeigt die Band in all ihrer Vielseitigkeit, gleichermaßen eindringlich wie verspielt, mal getragen, dann wieder treibend, stets schlüssig und doch überraschend. Wir haben es hier also mit einem weiteren Glanzstück aus dem Hause CRIPPLED BLACK PHOENIX zu tun, soviel gleich vorneweg. 'How We Rock' eröffnet das Album auf traditionelle Weise mit langmütig zelebriertem, instrumentalem Postrock, der ruhig beginnt und sich zum Ende hin gewaltig auftürmt und steigert. Man könnte sich an LONG DISTANCE CALLINGs "Avoid The Light" erinnert fühlen, je weiter das Stück seinem Finale zustrebt. In gemessenem Tempo rollt danach 'Hold On' heran, das von einer wunderschönen Gesangsmelodie getragen wird, und hier blüht dann inmitten der sphärischen Postrockschraffuren wieder ein sanfter Anklang an das Schaffen PINK FLOYDs auf, doch fließt diese Subnote eher beiläufig ein, ohne jemals aufdringlich oder epigonenhaft zu wirken. Gastsängerin Belinda Kortic veredelt das zaghaft schwelgerische, schwebende 'What Have We Got To Lose' mit ihrer Stimme, wodurch es im kongenialen Einklang mit dem zurückgenommenen, kosmisch glitzernden Instrumentarium in die Nähe des Schaffens von PORTISHEAD, BETH GIBBONS & RUSTIN MAN, PAATOS oder auch GOLDFRAPP auf "Felt Mountain" rückt. Cinematisch zieht hernach der 'One Armed Boxer' herauf, rhythmisch getragen und schneeberieselt einsam wie das Coverartwork zu "No Sadness Or Farewell", bevor 'Jonestown Martin' dann schwerer dräut, dunkel verspult und durchzogen von Miriam Wolfs verstörendem Gesang und mönchartigem Choral. Hier glimmt dann auch wieder floydig geprägtes Dunkelgitarrentum auf, leicht doomig verraucht, ein episch postrockender Longtrack wie ihn wohl nur CRIPPLED BLACK PHOENIX so schreiben und umsetzen konnte. Da wird emotional abgebrannt, was die Obsessionen hergeben. 'Long Live Independence' schließlich fährt noch einmal Breitwandrock mit Getrappel auf und passend dazu: John E. Vistics Gesang, der an Eddie Vedder in PEARL JAMs dichteren, eindringlicheren Momenten erinnert.
Anspieltipps: How We Rock, What Have We Got To Lose?, Jonestown Martin
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Eike Schmitz