CRIPPLED BLACK PHOENIX - White Light Generator
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2014
Mehr über Crippled Black Phoenix
- Genre:
- New Artrock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Mascot/Netinfect
- Release:
- 14.03.2014
- Sweeter Than You
- No! Part 1
- No! Part 2
- Let's Have An Apocalypse Now!
- Black Light Generator
- Parasites
- _______
- Northern Comfort
- Wake Me Up When It's Time To Sleep
- Caring Breeds The Horror
- We Remember You
- A Brighter Tomorrow
Der große schwarze Vogel fliegt in die Sonne!
Ich nenne ihn gerne den großen schwarzen Vogel, weil diese Bezeichnung so wunderbar auf seine Musik passt. Er erzählt gerne traurige, manchmal makabere Geschichten, das letzte Mal machte er sogar einen Streifzug durch alle Aspekte des Menschseins ("Mankind - A Crafty Ape"). Danach wechselte er ein wenig sein Gefieder. Wurde auf der EP "No Sadness Or Farewell" noch John E. Vistic als neuer Sänger präsentiert, so hört man auf "White Light Generator" schon wieder eine neue Stimme: Den Schwede Daniel Änghede zeichnet sich nun für die meisten Vokalspuren verantwortlich.
Nun kann der schwarze Vogel sich wieder in die Lüfte erheben, zunächst scheint es jedoch so, als müsse er erstmal ganz schüchtern aus seinem Ei schlüpfen. Bei 'Sweeter Than You' gibt es nur die einfache geschlagene Gitarre und Gesang und man könnte denken, man wolle Elvis und sein 'Love Me Tender' wieder aufleben lassen. Ein kleines Liebesliedchen von den Großmeistern der "endtime ballads"? Nein! Zweimal nein sogar. Beim Zweiteiler 'No!' breitet der Vogel langsam sein Schwingen aus und macht sich auf seine einsame Reise in die Welten des weissen und des schwarzen Lichts. Der typische, flächige Sound nimmt sofort wieder gefangen, obwohl man sich zunächst eher in den Lüften von INTERPOL anstatt in den Sphären PINK FLOYDs wähnt. Doch spätestens im zweiten Teil von 'NO!' verliert man sich wieder in den klanglichen Weiten des Weltalls. Weibliche Stimmen (Ich vermute mal, die von Daisy Chapman) sind auf dem Album meist nur im Hintergrund als Chöre zu hören, manchmal klingen sie wie Engelsgesänge. Doch der gelähmte Vogel ist ja eigentlich schwarz und seine dunkle Seele möchte aufgebaute Harmonie zerstören. Lieder mit düsteren, schwerfälligen Akkorden folgen, die Chöre wirken jetzt beschwörend und rufen die Apokalypse aus ('Let's Have An Apocalypse Now!'). Diese Schwerkraft erzeugt schwarzes Licht ('Black Light Generator'), das sich unbarmherzig walzend über dem Hörer ausbreitet (Schwarzlicht ist dasselbe wie UV-Strahlung; ein Schwarzlichtgenerator ist beispielsweise die Sonne; Weißlicht ist nichts anderes als Tageslicht - TB). Auch 'Parasites' schlägt musikalisch in dieselbe Kerbe, als wolle man das kleine Liedchen vom Anfang zermalmen. Nein, so düster habe ich den schwarzen Vogel noch nie erlebt!
Aber das Album hat zwei Hälften und nach einer Pausenansprache ('________') geht es merklich luftiger weiter. Beim flotten 'Northern Comfort' befreit sich der Vogel von der Schwerkraft des Schwarzlichtgenerators und saust geradezu losgelöst durch die Landschaften, befreit sich von dem, was auch immer ihn in der ersten Hälfte heimgesucht hat und fliegt dorthin, wo er sich seit Jahren am wohlsten fühlt: In immer noch weit ausladenden aber deutlich sanfteren Klängen wird einmal mehr klar, dass hier eine Band mit dem Geist von PINK FLOYD musiziert. Und nirgendwo ist dieser verwegene Vergleich angebrachter als hier. 'Wake Me Up When It's Time To Sleep', 'We Remember You' und der verträumte Schlusstrack 'A Brighter Tomorrow' (bei der die ehemalige Sängerin Belinda Kordic mitwirkt) sind Artrock-Glanzlichter, die trotz ihrer Gemächlichkeit zu keiner Sekunde langweilig werden, weil sie von Weltklassearrangeuren komponiert wurden.
So ist also auch "White Light Generator" wieder ein Klassealbum geworden. Im Vergleich zu "Mankind - A Crafty Ape", das teilweise größenwahnsinnig und kaum ausmessbar (und deshalb so ungemein faszinierend) war, ist "White Light Generator" einfach nur groß, in der ersten Hälfte schwarz und in der zweiten Hälfte vogelig. Kein Fan wird enttäuscht sein.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Thomas Becker