CROM - Of Love And Death
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/2011
Mehr über Crom
- Genre:
- Melodic Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Pure Legends Records / H'ART
- Release:
- 25.11.2011
- Reason To Live
- Lifetime
- Just One Blink
- My Song For All The Broken Hearts
- My Destiny
- This Dying World
- Eternal Dreaming
- The Fallen Beauty 2010
Ein sanftes, gefühlvolles Album, das den BATHORY-Einfluss deutlich reduziert und die Band neu positioniert.
Vor einigen Jahren durfte ich euch vom Debütalbum einer tollen bayerischen Band vorschwärmen, die seinerzeit von nicht wenigen als einer der legitimsten Erben der epischen BATHORY-Ära gesehen wurde. Auch ich gehörte zur feiernden Fangemeinde, und noch heute halte ich "Vengeance" für eines der besten Debütalben der letzten Jahre. Doch schon damals waren sich nicht alle Hordisten einig, ob CROM denn nun wirklich in der Lage sein konnte, die trauernde Fangemeinde nachhaltig zu trösten. "Zu glatt produziert, zu sauber gesungen, zu melodisch und insgesamt zu plüschig!" - diese Vorwürfe waren zu hören, und ein Stück weit trafen sie natürlich auch zu, denn Ecken und Kanten, Schroffheit und Unnahbarkeit, ja, das Unkonventionelle des offensichtlichen Vorbilds fanden sich nur selten, und doch konnte die Band mit ihren Songs das Epische, Erhabene und Leidenschaftliche großartig einfangen, das Quorthons Werk auszeichnete.
Nun ist aber der Nachfolger "Of Love And Death" am Start, und die gespaltene Gemeinde wartet auf die Antworten auf etliche dringende Fragen: Haben die Einflüsse des großen Vorbilds noch zugenommen, oder geht die Band eigenere Wege? Gibt es mehr Ecken und Kanten, oder doch eher mehr Sanftmut und Romantik? Die Antworten sind leicht zu finden, denn Frontmann Walter Grosse und seine Mitstreiter scheren sich nicht groß um die begleitenden Diskussionen, sondern folgen ihrer Vision konsequent weiter. Das bedeutet unmissverständlich, dass die alten Einflüsse nochmals ganz deutlich abnehmen und sich die Band sehr bewusst in noch melodischere und sanftere Bereiche begibt. So handelt es sich beim Opener 'Reason To Live' um einen sehr schön melodischen, leicht folkigen Song, der auch gut und gerne auf einem frühen FALCONER-Album hätte stehen können. Auch beim folgenden 'Lifetime' regieren die gemäßigten Töne. Zwar meint man, bei den akustischen Arrangements und den Chören kurz den Geist Quorthons vorbei huschen zu sehen, doch im Großen und Ganzen haben wir es mit einer teils akustischen Halbballade zu tun, die weit mehr Wert auf einschmeichelnde Melodien und ein wenig Herzschmerz legt als auf die Gefühlswelt der um ihre Götter beraubten Einwohner der Asenbucht.
Mit dem erneut balladesken 'Just One Blink' geht es doch tatsächlich noch mal einen Schritt weiter weg vom eigenen Frühwerk. Manch ein Kollege wittert gar schon Einflüsse aus den Ecken von H.I.M. und DEPECHE MODE. Doch so weit möchte ich nun wirklich nicht gehen. Die Leadmelodien der Gitarren gemahnen allerdings ein wenig an die METALLICA-Balladen der Neunziger, und in Verbindung mit der dunkel-warmen Stimme des Sängers, lässt sich die Assoziation zumindest nachvollziehen. Eine gewisse Neigung gen hochglänzender Dunkelromantik ist jedenfalls evident. 'My Song For All The Broken Hearts' fängt zwar ebenfalls balladesk an, entwickelt sich dann jedoch eher zum Epos der Platte, das eine gute dramaturgische Steigerung erfährt und in der Tat einmal mehr beim zweistimmigen Gesang und einigen Akustikfragmenten an typische BATHORY-Harmonien gemahnt. In Sachen Riffing gemahnt es aber eher an Teutonenmetal und bei einigen Gesangsmelodien auch an eine feine Mischung aus Klaus Meine und Ozzy Osbourne.
Zum Ende hin beginnt auch 'My Destiny' auf die für CROM völlig typische und hier fast schon zu häufig verwandte akustisch-epische Weise. Dafür passt die Gesangsarbeit im Stile der melodischen Stücke eines Brian Ross hervorragend. 'This Dying World' glänzt mit schönen Gitarrenmelodien, feinen Leads und erneut sehr sanfter Vokalarbeit, bevor die reguläre Scheibe mit dem instrumental-akustischen Dreiminüter 'Eternal Dreaming' so endet, wie es der Titel verheißt. Als Bonus folgt noch eine Neueinspielung des eigenen Frühwerks 'Fallen Beauty', das dann auch sehr klar und unmissverständlich zeigt, wie stark die alten Einflüsse früher einmal waren, und wie wenig davon auf den neuen Kompositionen noch übrig ist.
Letztlich hat sich CROM mit "Of Love And Death" von den allzu direkten BATHORY-Bezügen gelöst und sich selbst neu positioniert, ohne dabei völlig mit dem bisherigen Schaffen zu brechen. Das neue Album ist insoweit schon ein konsequenter Nachfolger zu "Vengeance", doch zeigt die Band durchaus selbstbewusst, dass die allzu laute Kritik an den weichen und schönen Tönen ihres Schaffens komplett an ihr abgeprallt ist. Denn genau diese Töne wurden verstärkt, genau diesen Weg geht CROM konsequent weiter. Dabei finden sich einschmeichelnde, angenehme, schöne Melodien mit viel Anmut, ja, auch mit einer ordentlichen Portion Herzschmerz und Kitsch und mit alten Einflüssen, die nur noch gelegentlich hauchzart durchschimmern. Von daher mag man den Kritikern zugestehen, dass CROM mit dieser Scheibe nicht mehr nach der Zielgruppe der BATHORY-Jünger trachten sollte. Manche davon werden zwar auch "Of Love And Death" schätzen, doch die Mehrheit eben jener wird "Vengeance" klar den Vorzug geben.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle