CROWBAR - Lifesblood For The Downtrodden
Mehr über Crowbar
- Genre:
- DoomCore
- Label:
- Candlelight / Plastic Head
- Release:
- 07.03.2005
- New Dawn
- Slave No More
- Angels' Wings
- Coming Down
- Fall Back To Zero
- Underworld
- Dead Sun
- Holding Something
- Moon
- The Violent Reaction
- Life's Blood
Nach vielen Jahren mal wieder ein Album von CROWBAR zu hören zu bekommen, ist für mich irgendwie ein Trip zurück in die Jugend. Anfang der 90er waren die Schwergewichte aus New Orleans, deren Videos des Öfteren beim "Headbangers Ball" liefen, einer meiner ersten Kontakte mit zähem Dampfwalzensound, der langsamer und heavier war als alles, was ich zuvor gehört hatte. Aber irgendwie waren mir die Jungs damals ein bisschen zu unmelodisch und zu nah am Hardcore. Als ich dann Jahre später - natürlich langsam - zum Doom-Fanatiker wurde, hab ich mich auch irgendwann wieder an CROWBAR erinnert, und weil ich mittlerweile offener für vielfältige Einflüsse geworden bin, stören mich heute auch die offensichtlich vorhandenen Hardcore-Elemente überhaupt nicht mehr. Die sind nämlich genau das, was CROWBAR zu etwas Besonderem macht, sie sind nicht nur düster und traurig, wie viele andere Doombands, sondern können auch richtig aggressiv werden.
"Lifesblood For The Downtrodden" ist mittlerweile die achte Scheibe der Mannen um Frontkoloss Kirk Windstein, der nach wie vor zähe, elegische Melodien aus seiner Sechssaitigen quält und dazu einen Gesangsstil präsentiert, der zwischen aggressiv-anklagend und gequält-leidend pendelt und wirklich sehr emotional rüberkommt. Diese Band fühlt sich einfach durch und durch authentisch an. Was sehr positiv auffällt ist, dass sich Kirk mittlerweile auch an wirklich melodisch gesungene Passagen heranwagt, wie sie beispielsweise das geniale 'Coming Down' an ein paar Stellen enthält, was irgendwie ein wenig and PIST.ON erinnert. 'Fall Back To Zero' pendelt sogar zwischen sehr fragilen, leicht psychedelischen Tönen und massiven, drückenden Riffs, und wächst sich dabei zu einer monströsen Doom-Hymne aus, die für mich sicher zum Besten zählt, was ich von CROWBAR bisher gehört habe. Es tut der Band gut, dass das neue Line-up sich traut, auch mit melodischeren Elementen zu arbeiten, ohne dabei auch nur ansatzweise die Durchschlagskraft der alten CROWBAR abzuschwächen. Die Musik der Truppe lebt immer noch von den schwersten Riffs, die man sich vorstellen kann und bahnt sich noch immer einer Dampfwalze gleich ihren Weg durch die Metal- und Hardcore-Szene. Die Musiker haben es gut verstanden, die Dimensionen von CROWBAR zu erweitern, dabei aber die neuen Elemente sparsam genug einzusetzen, um den Grundcharakter der Band nicht zu verändern, was nicht immer leicht ist. Was richtig experimentell geworden ist, ist das tolle Titelstück am Ende der Scheibe. Der siebenminütige Song ist mit sehr schönen akustischen Gitarren und entrückten Gesangslinien durchgängig sehr verträumt. Später gesellt sich gar noch ein ruhiger, trauriger Piano- und Synth-Part hinzu. Hier gestattet uns die Band einen Blick auf eine ganz andere Seite von CROWBAR.
Kirk selbst sagt, CROWBAR 2005 seien "teils aggressiv, teils melodisch, aber immer HEAVY". Das trifft den Nagel eigentlich perfekt auf den Kopf, denn besser kann man "Lifesblood For The Downtrodden" nicht beschreiben. Das Album enthält alles, was CROWBAR immer ausgezeichnet hat, im Überfluss und dürfte so die komplette Anhängerschaft der Band mehr als nur zufrieden stellen. Durch das teils etwas mehr auf Melodie ausgerichtete Songwriting könnte es Kirk & Co. vielleicht sogar gelingen, Leute zu überzeugen, denen die Band bisher nicht abwechslungsreich und eingängig genug war. Ansonsten sollte sich jeder Hardcoreler, dem seine Mucke nicht langsam genug sein kann, aber auch jeder Zeitlupenjünger, der seinen Doom gerne mal richtig brutal haben möchte, intensiv mit der neuen Brechstange aus Louisiana befassen.
Anspieltipps: Coming Down, Fall Back To Zero, Life's Blood
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle