CRUACHAN - Blood For The Blood God
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/2014
Mehr über Cruachan
- Genre:
- Black Metal / Folk Metal / Pagan Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Trollzorn Records / Soulfood
- Release:
- 05.12.2014
- Crom Cruach
- Blood For The Blood God
- The Arrival Of The Fir Bolg
- Beren And Luthien
- The Marching Song Of Fiach Mac Hugh
- Prophecy
- Gae Bolga
- The Sea Queen Of Connaught
- Born For War (The Rise Of Brian Boru)
- Perversion, Corruption And Sanctity - Part 1
- Perversion, Corruption And Sanctity - Part 2
Der Metal-Thron der grünen Insel gehört dieser Band!
Bald sechs Jahre ist es her, dass die irischen Folk-Metaller von CRUACHAN und ihre damalige Leadsängerin Karen Gilligan getrennte Wege gingen, und nun ist seit diesem Umbruch das zweite Studioalbum "Blood For The Blood God" in trockenen Tüchern. Dieses Werk setzt dort an, wo der bärenstarke Vorgänger "Blood On The Black Robe" aufhörte und präsentiert die Kelten wiederum harsch und hart, grimmig und unbarmherzig, ohne dabei die feinen, keltisch-folkigen Melodiebögen zu vernachlässigen oder allzu sehr ins Geprügel zu verfallen.
Trotz des zeitgemäßen Soundgewands ist die Band in stilistischer Hinsicht ihrem Frühwerk "Tuatha Na Gael" durchaus nahe. Keith Fays harsches Keifen, längst ein essentielles Markenzeichen der Band, prägt die Gesangselemente des Albums, dazu gibt es sehr oft aggressiv hackende Raserei, doch wird jene in fast jedem Stück an den passenden Stellen durch einprägsame Hooklines abgemildert, die mal von den traditionellen Folkinstrumenten, mal von der Gitarre selbst, und in seltenen Momenten auch von der Gastsängerin oder den Backing Vocals eingebracht werden.
Nach dem kurzen akustischen Intro mit Gitarre, Bouzouki, Mandoline und Streichern übernimmt sofort der Titelsong mit einer schwarzmetallisch flirrenden Leadgitarre, die allerdings eine keltisch-folkige Melodie singt, wie wir sie von CRUACHAN kennen und lieben. Keith singt hier weitgehend gemäßigt, so dass die aus alten Zeiten bekannten Vergleiche mit SKYCLAD zu Walkyier-Zeiten nicht abwegig sind, auch wenn es bei CRUACHAN nach wie vor deutlich harscher zu Werke geht. Das Stück besticht mit einem hohen Wiedererkennungswert und mit einem sehr melodischen, getragenen, melancholischen Break mit umfangreichem Streichereinsatz im Mittelteil.
Dass es bei unseren irischen Recken nicht ganz ohne Sackpfeifen (dieses Mal sind es die galizischen von Alex Shkuropatsky) und John O'Fathaighs Flöten geht, das belegt 'The Arrival Of The Fir Bolg', das es dennoch nicht an Härte und Durchschlagskraft vermissen lässt. Keiths Gesangsdarbietung ist hier sogar radikaler und kompromissloser als auf dem Opener, so dass wir uns hier so nahe an den frühen folkigen Black Metal der Band bewegen, wie seit langer Zeit nicht mehr. Die rasenden Gitarren und das unbarmherzig und doch vielseitig agierende Schlagzeug Mauro Frisons sind echte Hinhorcher. Mit 'Beren And Luthien' wird thematisch einmal mehr die Vorliebe der Band für Tolkiens "Silmarillion" betont, und musikalisch eindrucksvoll bewiesen, dass inzwischen auch getragenere, atmosphärische Stücke mit gediegener, doomiger Heaviness eine bemerkenswerte Stärke der Band geworden sind. Gerade Keiths klarer Gesang zur Mitte des Songs hin ist wirklich großartig gelungen.
Durch die Fiddle, den marschierenden Rhythmus der Bodhran und die allgemein sehr positive Aura bekommt das tolle 'The Marching Song Of Fiach McHugh' eine besonders deutliche SKYCLAD-Schlagseite, hebt sich aber durch die Flöte und durch den sehr passenden weiblichen Hintergrundgesang von Barbara Allen im Refrain auch ein gutes Stück ab. Im majestätisch-getragenen Epos 'Prophecy' kulminiert die schwarze Seite CRUACHANs, bevor das Instrumental 'Gae Bolga' zunächst mit traditionellen Instrumenten eingeleitet wird und dann walzende und schneidende Riffs addiert. Demgegenüber spielt der epische Siebenminüter 'The Sea Queen Of Connaught' mit tollen Harmonien, einer großen atmosphärischen Dichte und einem grandiosen kompositorischen Aufwand und Abwechslungsreichtum. Doch wer nun denkt, dass danach nicht mehr viel kommen kann, der sieht sich getäuscht, denn auch die kämpferische, verhältnismäßig straighte Hymne 'Born For War (The Rise Of Brian Boru)' vermag mitzureißen, ebenso wie der abschließende, nochmals sehr ausladende Doppeltrack 'Perversion, Corruption And Sanctity' der mit extrem schneller, pechschwarzer Raserei ebenso bestechen kann, wie mit thrash-lastigen Zwischenparts und seinem langen, instrumentalen, aber dieses Mal nicht folkloristischen Ende.
So bleibt am Ende zu konstatieren, dass CRUACHAN mit "Blood For The Blood God" das beste Album seit dem 2002er-Überflieger "Folk-Lore" gelungen ist, mit dem die Band beweisen kann, dass sie auch im harten Gewande und fast ohne weiblichen Gesang zu absoluten Höchstleistungen und kommenden Genreklassikern im Stande ist. Dass Gründungsmitglied John O'Fathaigh dieses Werk am Ende auch noch mit einem seiner besten Artworks überhaupt veredelt, rundet ein großes Ereignis für die Celtic-Metal-Gemeinde perfekt ab. Jedenfalls nehmen Keith Fay und seine Truppe aus meiner Sicht den Metalthron der grünen Insel im Sturm.
Sammlerhinweis:
Der Digipack enthält den Bonustrack "Pagan" (Neueinspielung des Stücks von 2004), das auf 1000 Stück limitierte Doppel-CD-Artbook zusätzlich sechs Demotracks. Für ein Album von diesem Kaliber mag man die nicht ganz günstige Anschaffung durchaus erwägen.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle