CRYPTA - Shades Of Sorrow
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/23
Mehr über Crypta
- Genre:
- Death Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 04.08.2023
- The Aftermath
- Dark Clouds
- Poisonous Apathy
- The Outsider
- Stronghold
- The Other Side Of Anger
- The Limbo
- Trial Of Traitors
- Lullaby For The Forsaken
- Agents Of Chaos
- Lift The Blindfold
- Lord Of Ruins
- The Closure
Schlicht und ergreifend toller Death Metal!
Ich bin ganz ehrlich: So richtig habe ich den Hype um das CRYPTA-Debüt "Echoes Of The Soul" im Jahr 2021 nicht verstanden. Für mich war die Scheibe im ersten Moment nur ein lauer DEATH-Abklatsch, der mich nicht wirklich packen konnte. Doch dann sah ich den Auftritt des Vierers im Livestream des Wacken Open Airs im vergangenen Jahr, und plötzlich sprang der Funke auch bei mir über. Seither hat der Erstling tatsächlich häufiger seinen Weg in meinen heimischen Player gefunden und entsprechend gespannt bin ich natürlich auch, was die Damen im Rahmen ihres Zweitwerks "Shades Of Sorrow" so für uns im Gepäck haben.
Bevor wir uns der frischen Musik widmen, müssen wir aber noch ein Wort zum Lineup der Band verlieren, denn selbiges hat sich im Vergleich zum Debüt am Gitarrenposten verändert. An der Sechsaitigen ersetzt seit 2022 Jéssica di Falchi die inzwischen abgewanderte Sonia Anubis, die irgendwie in den vergangenen Jahren häufiger Bandprojekte nach kurzer Zeit wieder verließ, um sich anderen musikalischen Aufgaben zu widmen. Auf das Songwriting scheint dieser Wechsel aber keinen Einfluss gehabt zu haben, denn nach dem atmosphärischen Piano-Intro 'The Aftermath' setzt das Quartett mit 'Dark Clouds' genau da an, wo es auf "Echoes Of The Soul" aufgehört hat. Soll heißen, dass CRYPTA weiterhin klassischen Death Metal zelebriert, der von einem Gespür für tolle Melodien sowie messerscharfen Riffs und dezenten Black-Metal-Ausflügen aufgelockert wird. Die Parallelen zu DEATH sind dabei weiterhin nicht zu überhören, neu ist dagegen der dezente SEPULTURA-Vibe, den die erste vollwertige Nummer gerade durch die eingeschobene Akustikgitarre mitsamt Tribal-Drums versprüht. Insgesamt ein solider Einstand, der mich aber noch nicht komplett aus dem Sitz haut.
Ganz anderes sieht das schon bei 'Poisonous Apathy' aus, das neben einigen herrlichen Soli eine tolle Melodie im Gepäck hat und wie ein perfekter Grenzgänger zwischen Death und Melodic Death Metal klingt. 'The Outsider' spielt dagegen wieder einmal massiv die Chuck-Schuldiner-Karte und hätte mit seinen Riffs durchaus auch in das Spätwerk der Todesstahllegende gepasst. Trotzdem entfernt sich der Vierer mit dem Zweitling in meinen Ohren immer weiter von den offensichtlichen Vorbildern, denn 'Stronghold' etwa spielt ganz gewaltig mit Black-Metal-Versatzstücken und 'The Other Side Of Anger' atmet gerade beim groovigen Drumming wieder den Geist SEPULTURAs, was mir persönlich ganz besonders gut gefällt. Mein persönlicher Liebling bleibt dennoch das von tollen Tapping-Licks veredelte 'Lullaby For The Forsaken', das sich zumindest bei mir am dauerhaftesten ins Gehirn gebrannt hat.
Neben dem Songwriting, das über weite Strecken hinweg unheimlich kompakt und zwingend ausgefallen ist, muss auch das handwerkliche Geschick aller Musikerinnen gelobt werden. So liefert das variable Drumming von Luana Dametto ein perfektes Fundament, auf dem sich Tainá und Jéssica an den Sechsaitern mit formidablen Riffs und halsbrecherischen Soli austoben können. Der Star der Show ist für mich aber weiterhin Fronterin Fernanda, deren brutale Growls und keifende Screams einfach absolut grandios sind und der Musik immer die nötige Portion Brutälitat verpassen. Doch nicht nur gesanglich ist die Brasilianerin eine Ohrenweide, auch ihre Basslines sind herrlich prägnant und auch recht prominent im Sound untergebracht, was mir persönlich ganz besonders gefällt, denn gerade in modernen Produktionen geht der Tieftöner oftmals doch etwas zu sehr unter.
Bei allem Lob gibt es dennoch einen winzigen Kritikpunkt, denn wie so viele moderne Platten ist auch "Shades Of Sorrow" mit dreizehn Tracks (drei davon sind Zwischenspiele) minimal zu lang ausgefallen und gerade im hinteren Teil hätte eine Straffung auf acht Tracks (für mich noch immer die ideale Anzahl von Titeln im Metal-Sektor) durchaus gut getan. Trotzdem ist der CRYPTA-Zweitling ein weiterer Schritt, um sich als veritabler Trostspender für alle DEATH-Fans in Stellung zu bringen, ohne dabei zu sehr die eigenen Idole zu kopieren. Ergo gibt es neun Zähler und eine Vormerkung für meine Jahresbestenliste!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs