CURE, THE - Songs Of A Lost World
Mehr über Cure, The
- Genre:
- Gothic Rock / Pop
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Fiction Records
- Release:
- 01.11.2024
- Alone
- And Nothing Is Forever
- A Fragile Thing
- Warsong
- Drone:Nodrone
- I Can Never Say Goodbye
- All I Ever Am
- Endsong
Zurück mit einem düster-atmosphärischen Paukenschlag!
16 Jahre (!) mussten THE CURE-Fans auf ein neues Werk ihrer Helden warten. Da befinden wir uns ja beinahe in GUNS'N'ROSES-Regionen, wenn wir über die Wartezeit sprechen. Dabei wäre ein Befreiungsschlag doch bitter nötig gewesen, denn "4:13 Dream" aus dem Jahr 2008 war nicht unbedingt das Meisterwerk der Briten, auch wenn der Silberling durchaus ein paar tolle Momente hatte. So recht hatte ich dann auch langsam den Glauben an einen Nachfolger verloren, war dafür aber umso überraschter, als ich plötzlich beim CD-Händler meines Vertrauens vor "Songs Of A Lost World" stand, dessen Veröffentlichung irgendwie komplett an mir vorbei ging, sodass ich auch nun mit etwas Verspätung ein Ohr auf das neue THE CURE-Material werfe.
Nach dem ersten Durchlauf des Silberlings, der acht unheimlich sperrige Tracks umfasst, bin ich dann allerdings erst einmal geplättet. Also wer Robert Smith und Co. wegen poppiger Radiohits wie 'Friday I'm In Love' oder 'Love Cats' liebt, der wird mit dem neuesten Output der Briten durchaus erst einmal seine Probleme haben. So düster, melancholisch und in dichte tiefschwarze Atmosphäre gehüllt hat man Fünfer seit dem legendären Langspieler "Disintegration" aus dem Jahr 1989 nicht mehr gehört. Während des Openers 'Alone' hat man dabei sogar teilweise das Gefühl, die Briten hätten heuer gänzlich auf den Gesang verzichtet, denn erst nach guten drei Minuten, in denen Gitarre, Bass und Keyboards eine unheimlich finstere Atmosphäre aufbauen, ertönt das charismatische Organ von Mr. Smith, dem der Zahn der Zeit weiterhin nichts anhaben kann. Ich jedenfalls höre in seinem gewohnt gequälten und herrlich inspirierten Vortrag keine Alterserscheinungen und bin spätestens beim verklingen der letzten Töne im Kosmos von "Songs Of A Lost World" angekommen.
'And Nothing Is Forever', angeführt von flächendeckenden Keyboards und einem herrlich wummernden Bass, zieht einen im Anschluss noch tiefer in die Untiefen der herrlichen Klanglandschaft, wirft einem aber eben auch erstmals ein poppiges Zuckerstückchen hin, wenn einen die gewohnt eingängige Gesangsarbeit wie eine wohlige Umarmung umschließt. Wo wir von Zuckerstückchen sprechen, muss auch 'A Fragile Thing' erwähnt werden, kommt die Nummer doch vielleicht strukturell noch am dichtesten an eine Single-Auskoppelung heran, auch wenn der Track für mich im Kontext des Albums deutlich besser funktoniert als auf sich allein gestellt. Was übrigens für alle Tracks des Silberlings gilt, der geradezu danach schreit, in seiner Gesamtheit genossen zu werden, um seine komplette Wirkung zu entfalten. Nur im Kontext kann man düstere Wave-Rocker, wie 'Warsong' oder das Pop-Gothic-Prunkstück 'Endsong', so richtig genießen und verstehen, auch wenn sämtliche Tracks natürlich in sich betrachtet ebenfalls sehr viele tolle Momente haben und von einer insgewamt herrlich aufgeräumten Produktion perfekt in Szene gesetzt werden.
Wie bei allen so dicht und atmosphärisch angelegten Alben braucht "Songs Of A Lost World" dann auch etwas Zeit, um zu wachsen, erspielt sich aber zumindest in meinem Herzen einen sehr festen Platz. Ich würde sogar so weit gehen, dass wir es hier klar mit dem besten THE CURE-Album seit "Bloodflowers" aus dem Jahr 2000 zu tun haben. Das lässt mich dann umso mehr hoffen, dass die zwei, bereits von Robert Smith angekündigten weiteren Langspieler, an denen die Band gerade arbeitet, nicht allzu lange auf sich warten lassen, denn in dieser Qualität ist THE CURE noch lange nicht reif für die Rente.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs