CYNIC - Focus
Mehr über Cynic
- Genre:
- Jazz Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Roadrunner (Warner)
- Release:
- 14.09.1993
- Veil Of Maya
- Celestial Voyage
- The Eagle Nature
- Sentiment
- I'm But A Wave To...
- Uroboric Forms
- Textures
- How Could I
Größtes Frickelkino.
Es gibt Alben, von denen behauptet wird, dass sie ihrer Zeit voraus waren. Wenn das tatsächlich auf irgendein Album zutrifft, dann wohl auf "Focus" von CYNIC. Bei Erscheinen 1993 wurde dieses Meisterwerk zunächst relativ wenig beachtet. Und das obwohl Sean Reinert (dr.) und Paul Masvidal (gt.) dafür gesorgt hatten, dass "Human" von DEATH ein echtes Meisterwerk wurde. Aber das hat offensichtlich nicht für genug Aufmerksamkeit gesorgt.
Was sich bei DEATH schon im Ansatz zeigte, wird auf "Focus" zur echten Erkenntnis: Wie kaum eine zweite Band verbinden CYNIC Jazz/Fusion mit Metal, ohne dabei vollends den Song aus den Augen zu verlieren. Nicht selten wurden CYNIC sogar dem Death Metal zugeordnet, wobei das eigentlich nicht wirklich richtig ist. Klar, Keyboarder Tony Teegarden streut immer mal wieder Growls ein, aber rein musikalisch sind CYNIC vom Death Metal und dem Härtegrad einer vergleichbaren Band wie ATHEIST weit entfernt. Fiese, brachiale Riffs sind nämlich ihre Sache nicht.
Nein, vielmehr gibt es ein Instrumental wie 'Textures', das einem Knoten in die Gehörgänge baut, während Masvidal, Reinert und ihre kongenialen Sidekicks Sean Malone (b.) und Jason Gobel (gt.) jazzige Figuren in rockigen Sound packen. Das ist sicher kein Easy Listening, lässt dafür aber alle Kinnladen gen Boden rasen. Das gilt auch für die Songs mit vokaler Unterstützung. Der Opener 'Veil Of Maya' hat dabei sogar etwas wie einen eingängigen Refrain. Verhältnismäßig. Allerdings muss man hier auch mit den verzerrten Masvidal-Vocals leben. Diese nach Roboter klingenden Passagen sind für mich der Schönheitsfehler auf diesem Album. Irgendwie wollen mir diese durch einen Sythesizer gejagten Vocals nicht wirklich reinlaufen. Eine schöne klare Stimme wäre da vielleicht besser gewesen, aber wahrscheinlich stand die gerade nicht zur Verfügung.
Dass die Songs auch durch eine Frauenstimme aufgewertet werden können, beweist 'Sentiment', wo die vokale Abwechslung zwischen weiblichen, klaren männlichen, gegrowlten und Roboter-Vokals mächtig Akzente zu setzen mag, auf einem Werk, das man vor allem für die jazzige Gitarren- und Rhythmusarbeit verehrt.
Und damit schließt sich dann auch ein wenig der Kreis. Denn auch wenn anno 1993 CYNIC mit "Focus" recht unbeachtet blieben und sich anschließend erst einmal frustriert auflösten, wurde es im Laufe der Zeit ein Meilenstein, der massiv viele Bands beeinflusst hat. VEIL OF MAYA oder TEXTURES haben ihre Bandnamen sicher nicht gescrabbelt. Und das sind bloss die offensichtlichen Einflüsse. Bands wie SPIRAL ARCHITECT, OPETH oder MESHUGGAH sind nur die bekanntesten auf einer langen Liste.
Ganz klar, "Focus" ist eine der wichtigsten und einflussreichsten Metalalben der Neunziger Jahre und sollte in jedem gut geführten Haushalt stehen. Wegweisend.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Peter Kubaschk