DARK MILLENNIUM - Acid River
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/2021
Mehr über Dark Millennium
- Genre:
- Dark Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Massacre
- Release:
- 07.01.2022
- The Verger
- Godforgotten
- Threshold
- Lunacy
- Essence
- Vessel
- Death Comes In Waves
Breitwand-Ohren-Kino für Düster-Gourmets!
Ein neues Album der nordrheinwestfälischen Ausnahmeband DARK MILLENNIUM steht ins Land! Zwar erst am 07.01. des nächsten Jahres, aber das bedeutet ja nur, dass das nächste Jahr mit etwas sehr Erfreulichem eingeläutet wird. Zumindest musikalisch. Was da sonst noch für Überraschungen auf uns zukommen werden, wird sich zeigen. Der gastgeschwängerte, monumentale Appetitanreger 'The Apocryphal Wisdom', der mir schon mächtig gut geohrt hat, ist, wie zu erwarten war, nicht Bestandteil von "Acid River". Dafür kommt das fünfte Album mit sieben siebenminutenlangen Songs um die Ecke, deren Tiefe man sich erst erarbeiten muss.
Wenn ein Rezensent von "erarbeiten" schreibt, glaubt man als mitdenkender Leser schnell, man hätte das böse Wort "schönhören" geschickt zu tarnen versucht. Ein Gedanke, den ich zwar nachvollziehen kann, der in diesem Fall aber komplett in die falsche Richtung geht. Die Musik auf "Acid River" ist bereits beim ersten Anhören hypnotisch, es umspielt sie ein beinahe beklemmendes Gefühl, welches man aber unbedingt näher ergründen möchte und man ist unwillkürlich gefesselt von der Tiefe, die ich bereits weiter oben erwähnte.
Schon die leisen Gitarrenklänge zu Beginn des Albums haben ein Klangbild, welches mystisch und dunkel klingt. Wenn dann nach einer knappen Minute die ersten schweren Riffs unter Christian Mertens' unverkennbarem Growlgesang ertönen, bebt die Erde ein bisschen. Mich hat die Band damit schon komplett am Haken und wer auf abwechslungsreichen, modrigen Sound steht, wird mir hier schnell zustimmen. Der beschwörend-flüsternde Part in der Mitte häutet dann einige Gänse, bevor es im zweiten Teil der Nummer mächtig nach vorne losgeht. Ein Auftakt nach Maß!
'Godforgotten' ist dann ein noch schwererer Brocken Musik, in welchem Christian sich so richtig schön austoben kann. Das klingt beinahe hysterisch! Lovely! Musikalisch wandert die Truppe hier auf extrem brutalen Beats, schmückt diese aber immer wieder in gewohnter DARK MILLENNIUM-Kunst mit düsteren Melodien aus, damit der Hörer den Faden nicht verliert. So geht es dann auch während der folgenden fünf Stücke gekonnt weiter, ohne dass es einen Qualitäts- oder Originalitätsabrutsch geben würde. Alles klingt wie aus einem Guss und möchte am Stück konsumiert werden. Bei mir ging das in den letzten Wochen so weit, dass ich die komplette Diskographie wieder aus dem Regal genommen habe und es ein regelrechtes Revival gab. Von daher kann ich "Acid River" jetzt auch ein bisschen genauer in den Backkatalog einordnen und würde sagen, so dicht an ihren Anfängen war die Band bisher noch nicht wieder. Der geübte Hörer mit einer leicht morbiden Faszination für überraschend düstere Klänge, wird an diesem Album seine helle Freude haben.
Natürlich könnte ich die Band jetzt mit HAIL OF BULLETS oder FIELDS OF THE NEPHILIM vergleichen, aber diese Bands streifen jeweils nur eine Facette des DARK MILLENNIUM-Kosmos. Die teils herrlich flirrenden Melodiegitarren erinnern mich etwas an den psychotischen Walzer und in Sachen Schwere fällt mir eigentlich nur TRYPTIKON als vager Vergleich ein. Der teils wirklich übelst gurgelnde Klargesang ist in dieser Form auch selten auf einer Konserve zu vernehmen und stellt für mich ein weiteres, riesengroßes Plus der Band dar, wie auch diese Gitarrenlasagne, die Saitenschichten übereinander zu legen scheint und damit Wälle aufbaut, die erschlagend klingen.
Monumentale Musik für Nischenhörer, Grenzgänger, Oldschooler und Freunde von modernen Klängen. Ganz famoses Album, welches mit der richtigen Promotion eigentlich RIESENGROSS werden müsste. Aber ich habe ja komische Ohren.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Holger Andrae