DARK QUARTERER - Pompei
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2020
Mehr über Dark Quarterer
- Genre:
- Progressive Metal / Epic Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Cruz Del Sur Music
- Release:
- 06.11.2020
- Vesuvius
- Welcome To The Day Of Death
- Panic
- Plinius The Elder
- Gladiator
- Forever
Meisterwerk
Bevor wir im Detail über das neue DARK-QUARTERER-Album reden, eine kleine Vorbemerkung: Es dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben, dass objektive Musikrezensionen eine Illusion sind. Desweiteren fällt es gerade mir sehr schwer, zwischen Künstler und Kunstwerk zu unterscheiden, die Theorie vom Tod des Autors war nie die meinige und all das solltet ihr, liebe Leser*innen im Hinterkopf haben, wenn ihr diesen Text lest, denn bei DARK QUARTERER kann und will ich nicht objektiv sein und zwischen Band und Musik unterscheiden. Ich liebe die Musik der Band seit langem, habe die Musiker mehrfach getroffen und selbst ein Konzert mit der Band veranstaltet und all dies spielt natürlich in meine Wahrnehmung des neuen Albums hinein.
Nun also das wichtigste zuerst: "Pompei" ist ein weiteres absolutes Meisterwerk und Ausnahmealbum einer absoluten Ausnahmeband und eines der emotionalsten, brilliantesten Alben, die ich dieses Jahr gehört habe. Niemand klingt wie das italienische Urgestein und niemand vermag es auf diesem Niveau intelektuellen Anspruch und emotionale Tiefe so gekonnt zu verbinden. Wie der Titel bereits klarstellt, geht es auf "Pompei" um den Ausbruch des Vesuvs im Jahre 79 c.e. und DARK QUARTERER geht den gleichen Weg wie bereits beim Vorgänger "Ithaca" und nähert sich dem Konzept über den Weg der Literatur. Wo es beim Vorgänger ein Gedicht war, das die Motive der Odyssee Homers weiterverarbeitete, ist es dieses Mal das Buch "Pompeji: Die größte Tragödie der Antike" von Alberto Angela aus dem Jahr 2014, das den Schlüssel zum Albumkonzept darstellt.
Von da aus wird die Katastrophe des Vulkanausbruchs mit über 20.000 Toten aus verschiedenen Perspektiven in insgesamt sechs überlangen Kompositionen aufgefächert. Sänger und Bassist Gianni Nepi schlüpft dabei in die verschiedensten Rollen und füllt diese mit seiner gefühlvollen, einzigartigen Stimme perfekt aus, bis hin zum verzweifelten Leiden des Vulkans selbst, der damit ringt, sich seiner Schmerzen zu entledigen und somit den Untergang über die Menschen Pompejis zu bringen. Die schiere Stimmgewalt des Mannes ist beeindruckend, genau wie die Tatsache, dass er und sein Bandkumpan und Schlagzeuger Paolo "Nipa" Ninci bereits seit über 40 Jahren gemeinsam musizieren und eine gemeinsame Musikschule betreiben, in der sie nicht nur Jazz und Blues unterrichten, sondern unter anderem auch der nächsten Generation des ganz besonders eigenständigen Metals ihr Wissen weiterreichen.
Zusammen mit Gitarrist Francesco Sozzi und Keyboarder Francesco Longi haben die beiden seit der Jahrtausendwende endgültig ihren ganz eigenen Stil des progressiven Epic Metals erschaffen, in dem Einflüsse von MANILLA ROAD und MANOWAR gleichberechtigt neben GENESIS, MARILLION oder URIAH HEEP stehen. Das Album durchweht, dem Thema angemessen, die Finsternis und Melancholie, die DARK QUARTERER schon immer auszeichnete, die Songstrukturen sind komplex, das instrumentale Niveau schwindelerregend hoch und dennoch ist es vor allem die emotionale Wucht, die "Pompei" ausmacht. Vom drohenden Spannungsaufbau im eröffnenden 'Vesuvius' über die schiere Verzweiflung in 'Panic' oder 'Welcome To The Day Of Death' bis hin zur melancholischen Zerbrechlichkeit des abschließenden 'Forever' wird man hier als Hörer emotional komplett durch die Mangel gedreht und das ist es letztendlih, was "Pompei" zu einem der stärksten Kandidaten für das Album des Jahres macht.
Vier absolute Meister ihres Fachs, Musiker mit Leib und Seele erschaffen ein Album, in dem sie trotz aller technischen Finesse die Gefühle an erste Stelle setzen und das mit seinem Thema einer grausamen Naturkatastrophe und den versöhnlichen letzten Klängen in unsere Zeit bestens passt, dieses Jahr widerspiegelt wie wenige andere Alben und uns am Ende doch etwas Hoffnung für die Zukunft gibt.
Wer sich von Musik emotional berühren lassen will, der kommt im Jahre 2020 an "Pompei" nicht vorbei, der muss DARK QUARTERER hören und ich hoffe weiter, dass dieser absoluten Ausnahmeband endlich der Erfolg vergönnt ist, den sie schon so lange verdient hat.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Raphael Päbst