DARK TRANQUILLITY - Endtime Signals
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/24
Mehr über Dark Tranquillity
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Century Media Records
- Release:
- 16.08.2024
- Shivers And Voids
- Unforgiveable
- Neuronal Fire
- Not Nothing
- Drowned Out Voices
- One Of Us Is Gone
- The Last Imagination
- Enforced Perspective
- Our Disconnect
- Wayward Eyes
- A Bleaker Sun
- False Reflection
Klare Steigerung zum Vorgänger, aber deutlich hinter den Klassikern des Katalogs.
Mikael Stanne ist heuer ein vielbeschäftigter Mann. Erst hat er mit THE HALO EFFECT gemeinsam mit ehemaligen IN FLAMES-Mitgliedern eine Melodic-Death-Supergroup aus der Taufe gehoben, die praktisch aus dem Stegreif zu einem der heißesten Eisen des Genres geworden ist, dann kündigte er erst kürzlich seine neue Band CEMETERY SKYLINE an, bei der er sich primär mit seinem Klargesang in Szene setzt und eher melancholischen Tönen frönt. Natürlich darf aber auch die legendäre Hauptband DARK TRANQUILLITY bei soviel Nebenbeschäftigungen nicht auf der Strecke bleiben und so steht mit "Endtime Signals" dieser Tage auch das dreizehnte Studioalbum der schwedischen Melodic-Death-Urväter in den Startlöchern, das die vierjährige Wartezeit seit dem Vorgänger "Moment" beendet.
Musikalisch bin ich dabei durchaus gespannt auf die insgesamt zwölf Kompositionen, denn auch wenn DARK TRANQUILLITY weiterhin kein schlechtes Album veröffentlicht hat, empfinde ich den aktuellen Stand der Band seit "Atoma" aus dem Jahr 2016 "nur" als Stillstand auf hohem Niveau. Gerade "Moment" hatte dabei zu Beginn mit 'Phantom Days' oder auch 'Identical To None' einige Kracher zu bieten, ließ aber in der zweiten Hälfte deutlich nach und hatte nicht nur Volltreffer im Gepäck. Ob die Formkurve mit "Endtime Signals" nun wieder komplett nach oben zeigt? Nun, 'Shivers And Voids' ist jedenfalls schon einmal ein Einstand nach Maß, der von wuchtig riffenden Strophen bis hin zu einem dezent postig-melodischen Refrain alles zu bieten hat, was einen guten DARK TRANQUILLITY-Song ausmacht. Gerade der etwas proggige und sperrige Mittelteil gefällt mir dabei unheimlich gut, während Mikael Stanne mit seinen wunderbar charismatischen Growls auftrumpft.
'Unforgivable' legt im Anschluss ebenfalls ordentlich nach und hätte mit seiner temporeichen Herangehensweise auch durchaus auf ein Album wie "Fiction" gepasst, während 'Neuronal Fire' überraschend melancholisch daherkommt. Trotz des getragenen Refrains mischt der Song aber genügend klassisches Gothenburg-Riffing unter die präsenten und sehr epischen Keyboards, um mich restlos zu überzeugen. Gleiches gilt auch für 'Not Nothing', das erstmalig auch Mikaels Klargesängen etwas Platz einräumt, insgesamt als wuchtiger Melodic-Death-Brocken aber in der Tradition von Tracks wie 'Identical To None' steht und für mich ganz klar den Höhepunkt dieser Scheibe markiert, die danach aber zumindest zeitweise wieder in die gleiche Falle tappt, die auch schon "Moment" in Teilen zum Verhängnis wurde. Zur Mitte hin geht "Endtime Signals" nämlich gefühlt auch ein wenig die Luft aus, wobei mir schon der sehr verträumte Mittelteil von 'Drowned Out Voices' nicht restlos gefällt. Als Tiefpunkt entpuppt sich aber 'One Of Us Is Gone', das wahrscheinlich bei Stannes Nenbenschauplatz CEMETERY SKYLINE deutlich besser aufgehoben gewesen wäre und für mich den bis hierhin aufgekommenen Hörfluss komplett ausbremst. 'Wayward Eyes' wirkt für mich ebenfalls etwas deplatziert und scheint eher die Keimzelle für die musikalische Idee des neuen Nebenprojekts gewesen zu sein, was sich auch im primären Einsatz von Klargesängen und den unheimlich präsenten Keyboards bemerkbar macht. Glücklicherweise gibt es aber mit 'A Bleaker Sun' und 'The Last Imagination' auch noch späte Glanzpunkte zu vermerken, die den Gesamteindruck ordentlich nach oben korrigieren und die kleineren Durchhänger vergessen lassen.
Nennt mich altbacken, aber als Liebhaber des Meisterwerks "Damage Done" kann ich mich oftmals mit den sehr präsenten Klargesängen und melancholisch-verträumten Nummern im DARK TRANQUILLITY-Kosmos nicht so richtig anfreunden. Entsprechend wird "Endtime Signals" auch meine Lieblinge im Werk der Schweden nicht verdrängen können, doch im Kontext der letzten Veröffentlichungen ist die Hit-Dichte auf dem dreizehnten Langdreher doch wieder deutlich höher, weshalb ich schlussendlich auch zu guten 8,5 Zählern komme. Mit dem THE HALO EFFECT-Debüt oder auch "Foregone" aus der IN FLAMES-Schmiede kann das aktuelle Werk von Mikael Stanne und Co. allerdings nicht mithalten, womit man dann im Kampf um die Melodic-Death-Speerspitze aktuell den Kürzeren zieht.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs