DARK TRANQUILLITY - Fiction
Mehr über Dark Tranquillity
- Genre:
- Melodic Death Metal
- Label:
- Century Media Records
- Release:
- 23.04.2007
- Nothing To No One
- The Lesser Faith
- Terminus (Where Death Is Most Alive)
- Blind At Heart
- Icipher
- Inside The Particle Storm
- Empty Me
- Misery´s Crown
- Focus Shift
- The Mundane And The Magic
Denkt man an Death Metal der Marke Göteborg, denkt man automatisch an zwei Bands: IN FLAMES und DARK TRANQUILLITY. Beide begründeten den melodischen Todesblei mit und tauschten in der Anfangsphase ihre Sänger miteinander. Während Anders Fridén mit IN FLAMES inzwischen größere Festivals headlined, hinken ihre Landsmänner mit Rotschopf Mikael Stanne leicht hinterher. Allerdings nur in kommerzieller Hinsicht, nicht in künstlerischer. War das Vorgängeralbum "Character" schon verdammt stark, kann man spätestens jetzt mit "Instict" sagen: DARK TRANQUILLITY sind die besseren IN FLAMES!
Vor allem bewegen sich DARK TRANQUILLITY eine ganze Ecke näher am ursprünglichen Death Metal als die zuletzt oft eher modern klingenden Landsmänner. So rast der Opener 'Nothing To No One' nach einem düster stampfenden Intro mächtig nach vorne, hin und wieder auch mit Doublebass, Blastbeats und Stakkato-Riffs, aber auch mit doppelläufigen Gitarrenmelodien und der typischen Keyboard-Untermalung. Kaum eine Band versteht, wie DARK TRANQUILLITY Brutalität und Melodien zu so einer Intensität zu vereinen. 'The Lesser Faith' zeigt, dass das ganze auch im Midtempo und Vier-Viertel-Takt funktioniert, kombiniert mit dem ersten ruhigeren Zwischenpart des Albums und den stark in Mode gekommenen akustischen Links-Rechts-Kombinationen. Songs wie 'Blind At Heart', 'Empty Me' (hätte auch gut auf "Character" gepasst) und 'Focus Shift' (erinnert ansatzweise an 'Food For The Gods' von IN FLAMES) düsen dann wieder mehr durch die Todesblei-Schneise, nicht aber ohne den Wechsel mit keyboardlastigen Midtempoparts. 'Icipher' und vor allem 'Inside The Particle Storm' folgen verstärkt dem ruhigen Pfad, tragen einen mit langen Gitarrensoli davon oder laden mit ruhigen Klängen zum Verweilen ein. 'Terminus' steigt derweil mit leicht elektronischen Tönen ein, die leicht an das "Soundtrack To Your Escape"-Album von IN FLAMES erinnern oder alte ...AND OCEANS (kennt die eigentlich noch wer?). Allerdings schwingt der Vergleich nur kurz mit, denn DARK TRANQUILLITY nutzen derartige Ansätze nur, um sie in ihre ureigenen Spannungs- und Melodiebögen zu integrieren. Auf zwei Songs soll in diesem Zusammenhang ganz besonders hingewiesen sein: Wer sich schon immer noch mal davon überzeugen wollte, dass Mikael Stanne neben seinem charismatischen Geschreie auch Clean Vocals beherrscht - und zwar um Längen besser als der zuletzt etwas quäkend klingende Anders Fridén - der sollte sich 'Misery's Crown' anhören. Und zu guter letzt erklingt im finalen 'The Mundane And The Magic' noch weiblicher Gesang, der zwar leicht in die Gothic-Ecke geht, ohne allerdings zu sehr auf irgendeinen Zug aufzuspringen.
Diese Review mag sich etwas lesen wie "ich beweise allen, dass IN FLAMES schlechter sind". Das ist allerdings nicht die Intension des Rezensenten, der ihre Alben ebenfalls sehr zu schätzen weiß. DARK TRANQUILLITY sind aber schlicht und ergreifend noch besser. Wer sich ihr neustes Output zu Gemüte führt, es auf sich wirken und sich mit auf eine Reise zwischen Brachialität und extrem vielen Melodien nehmen lässt, wird vielleicht zu einem ähnlichen Schluss kommen wie dem Schreiber dieser Zeilen: "Fiction" ist besser als die letzten drei IN FLAMES-Alben zusammen!
Anspieltipps: Nothing To No One, Terminus, Misery's Crown, The Mundane And The Magic
- Redakteur:
- Carsten Praeg