DARKEST ERA - Severance
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2014
Mehr über Darkest Era
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Cruz Del Sur (Alive)
- Release:
- 13.06.2014
- Sorrow's Boundless Realm
- Songs Of Gods And Men
- The Serpent And The Shadow
- Beyond The Grey Veil
- Trapped In The Hourglass
- The Scavenger
- A Thousand Screaming Souls
- Blood Sand And Stone
Grüne Musik.
Da ist er also, der Nachfolger zum brillanten "Last Caress Of Light"-Album, welches damals sogar unseren monatlichen Soundcheck anführte. Dieses Album hat mich anno 2011 komplett fesseln können und läuft auch heute noch sehr regelmäßig. Ein wunderbar gefühlvolles Scheibchen, welches bei jedem Durchlauf erneut das Kopfkino in Richtung Irland schwenken lässt. Daher bin ich natürlich extrem gespannt auf das, was uns die junge Bande von der grünen Insel mit leicht veränderter Besetzung dieses Mal vorsetzen wird.
Schon das eröffnende 'Sorrow's Boundless Realm' lässt mich etwas verstört zurück, denn einen derartig harschen Gitarrenwall hatte ich nicht erwartet. Dabei fängt es noch so herrlich beschwingt an, denn die ersten Takte sind so sanft wie der Morgentau. Wenn dann allerdings die Äxte zur Baumschlachtung ausholen, spritzt Blut aus den Ohren. Das hat Dynamik, ist gewaltig und episch. Die schon vormals genannten Parallelen zu PRIMORDIAL brechen hervor. Dann setzt Frontmann Krum mit seiner unvergleichlichen Stimme zum finalen Emotionskick an und ich bin erneut hoffnungslos verloren. Verloren in einer musikalischen Welt voll mit tief grünen Akkordfolgen und Wäldern voller Rhythmik. Unweigerlich wird die geballte Faust zum Himmelzelt gereckt und die Freiheit genossen. Ja, das ist Musik, die Emotion frei setzt. Musik, die entführt, die fesselt und fasziniert.
Leider lösen sich die Bilder in meinem Kopf während der zweiten Nummer ein wenig auf, werden matt und verlieren an Konturen. Irgendetwas scheint zu fehlen; ein letzter Funken Emotionalität, der erst wieder beim mächtigen 'The Serpent And The Shadow' auf mich überspringt. Hier hat die Band einen Titel am Start, wie ich ihn nicht erwartet hätte. Das ist purer Heavy Metal mit furios voran galoppierenden Gitarren, einem gewitternden Schlagzeug und einem Schlachtruf – 'Blood For Blood' (!) - , der unweigerlich bereits beim zweiten Durchlauf mit geballter Faust vom Zuhörer mitgebrüllt wird. Fantastisch.
Die dringend benötige Verschnaufpause ertönt dann in Form des getragenen 'Beyond The Gey Veil'. Wer die Band ALL ABOUT EVE kennt, wird eventuell die gleiche Assoziation haben, denn dieser Song lebt von einer feinfühligen Melodie, die mit jedem Anhören tiefer im Ohr haften bleibt. Wunderbar. Noch wunderbarer, wenn die Band im letzten Viertel der Nummer plötzlich den Härtegrad massiv steigert. Spannungsbogen nennt man so etwas.
'Trapped In The Hourglass' ist dann ein weiterer unerwartet harter Song, der sofort zu begeistern versteht. Der kurze, aber sehr prägnante Chorus klinkt sich mit garstigen Widerhaken in die Ohrmuscheln ein, während die Gitarren in guter SOLSTICE-Manier jedes Metallerherz zum Bersten bringen. 'The Scavenger' setzt im Anschluss sogar noch einen drauf und entführt den Hörer auf ein musikalisches Schlachtfeld. Allein die ungemein wuchtige Rhythmussektion ist aufs erste und zweite Ohr ungewohnt, reißt auf der anderen Seite aber auch jeden Hörer sofort mit. Trotzdem kommt diese zunehmende Härte überraschend und ich vermisse, trotz aller kleinen ruhigen Akustikversatzstücke, ein bisschen die grünen Momente in diesen Nummern.
Ebenso heftig marschiert 'A Thousand Screaming Souls' durch mein Wohnzimmer. Hier spricht der Titel schon Bände und im Endeffekt tönt die Nummer auch genau, wie man es von schreienden Seelen erwarten darf: Der Song ist wütend, wild und Furcht erregend.
Das eben schon angesprochene Manko erhöht sich mit diesem Song, denn drei derartig heftige Nummern im direkten Anschluss sind mir ein bisschen zu viel des guten Gehackten. Das ist natürlich Genörgel auf allerhöchstem Niveau, da die Songs für sich ja alle super sind, aber ich vermisse ein wenig das Gefühl, welches mir die Band noch mit der Eröffnungsnummer so wundervoll vermitteln konnte. Wahrscheinlich steht mir mal wieder die eigene Erwartungshaltung im Weg. Doof, so etwas.
Ach, es gibt ja auch noch einen Rausschmeißer. Der heißt 'Blood, Sand And Stone', ist epische acht Minuten lang und versöhnt die Ohren mit grüner Musik bis Knospen aus den Ohren wachsen. Geht doch.
Insgesamt ist "Severance" natürlich wieder ein bärenstarkes Album, welches kraftvoll und verspielt die besten Zutaten unserer Lieblingsmusik zusammenfügt. Ich freue mich darauf, DARKEST ERA bald einmal auf einer Bühne in unseren Breitengraden bewundern zu dürfen.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Holger Andrae