DARKNESS IS MY CANVAS - White Noise
Mehr über Darkness Is My Canvas
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Inverse Records
- Release:
- 27.10.2023
- Fade Into The White Noise
- Drowned
- Titled Vision
- Inverted
- The Game
- Salvation (Slava Ukraini)
Totaler Irrsinn oder einfach nur späte Erdung - auf jeden Fall ein spannendes Prog-Erlebnis.
Dieses Album gibt einem einige Rätsel auf - und das sicherlich nicht bewusst. Doch der Reihe nach: DARKNESS IS MY CANVAS ist eine finnische Prog-Rock-Kapelle, die sich so ziemlich auf alles berufen kann, nur eben nicht auf den klassischen Szene-Querschnitt. Und genau hier fängt dann auch die Grübelei an, welche Kernaussage sich denn tatsächlich hinter dem neuen Werk der Herrschaften befindet. Geht es ausschließlich um Vielseitigkeit und damit um Unberechenbarkeit? Ist "White Noise" eine geplante Antithese zu traditionellen Prog-Arrangements? Ist der Content am Ende doch eher nur etwas kreativer aufgebauter Hardrock mit diversen metallischen Nuancen? Oder ist DARKNESS IS MY CANVAS einfach nur ein wenig eigen und macht sich eigentlich gar keine Gedanken über die Wirkung, die der finale Output in den sechs Songs hat?
Diese Fragen lassen sich auch nach dauerhafter Rotation nur schwer beantworten, weil jede Komposition auf "White Noise" eine ganz neue Richtung einschlägt. Von den eher unscheinbaren, letztlich aber doch penetrant-einprägsamen Melodien im Opener 'Fade Into The White Noise' über die post-rockigen Anflüge im anschließenden 'Drown', bis hin zum etwas offensiveren 'Titled Vision', bleibt die Band auf einer recht straighten Linie und versteckt das verspielte Momentum gerne mal im Subtext. Ein Anflug von Homogenität streift den Horizont, auch wenn die Songs einen sehr individuellen Charakter mitbringen, und wenn man sich eingehender mit dem Material beschäftigt, sieht man auch den inhaltlichen Kontext, der wunderbar aufeinander abgestimmt ist - und dann kommt das völlig konfuse 'Inverted', ein eher ruhiger Song, der sich mit einigen NeoProg-Elementen über Wasser hält, sich musikalisch aber extrem weit von den übrigen Tracks abhebt. Genau hier setzt dann auch besagte Konfusion ein, und das nicht weil DARKNESS IS MY CANVAS die nachweislichen Qualitäten beim Songwriting nicht bestätigen kann, sondern weil man zwischenzeitlich das Gefühl bekommt, hier seien völlig andere Künstler am Werk.
Diese etwas wirre Reise durch die unterschiedlichen Soundscapes der anspruchsvolleren Musik ist folglich fordernd, sie ist weit davon entfernt, schnell zu zünden, und irgendwie wirkt sie bisweilen auch sehr sperrig. Aber wenn man "White Noise" einmal begriffen hat, sticht letztendlich doch noch eine Schönheit aus diesem Album heraus, für die es eigentlich keine passenden Worte gibt. Der Klick-Schalter ist irgendwann umgelegt, auch wenn es hierzu etwas mehr Geduld benötigt, doch ab diesem Moment weiß man auch um das Talent dieser Finnen und die Kunst, die sie in den sechs Kompositionen ihrer neuen Platte darbieten. Spannend!
Anspieltipps: Drowned, The Game
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Björn Backes