DARKNESS, THE - Hot Cakes
Hot Cakes
Mehr über Darkness, The
- Genre:
- Hard Rock/ Bombast Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Canary Dwarf Limited
- Release:
- 20.08.2012
- Every Inch Of You
- Nothin' Gonna Stop Us
- With A Woman
- Keep Me Hangin' On
- Living Each Day Blind
- Everybody Have A Good Time
- She Just A Girl, Eddie
- Forbidden Love
- Concrete
- Street Spirit (Fade Out)
- Love Is Not The Answer
10.09.2012 | 15:18
Hardglam, Zickrock, Oden an die Königin.
Die Band, bei der nie so richtig klar, ist, ob sie einen leicht selbstironischen Blick auf sich und ihr Tun pflegt oder eben nicht. Ist das alles echt? Ist das alles ernst gemeint? Wahr ist es auf jeden Fall: THE DARKNESS wühlen den Grund des Sees auf, in dem sich das männliche Haar zu voluminösen Bergen auftürmt oder über dürre Hälse erstreckt, wo die zementierten Büschel mit Stirnbändern eingezäunt sind, wo die Gitarreros im hodenfreundlichen Halbspagat verharren und Soli mit zerkauten dunkelblau gefärbten Fingern gegniedelt werden. Die Fronthüpfer, durch exzessives Zickentum rundum bekannt, wählen für sich und ihre seufzende Umwelt mehrheitlich hochstimmliche Artistiken, die sie über halbschnell geklopfte Zuckerrock-Hymnen keifen. Nichts dagegen, EXTREME, VAN HALEN, THIN LIZZY oder eben die bei THE DARKNESS angestellte Zicke Justin Hawkins sind versierte Stimmlippenakrobaten und mindestens die romantischere Hälfte der Rockwelt nimmt es jenen nicht übel, wenn sie... Entschuldigung: kreischen, als gibt's eine Fussmaniküre mit dem Stemmeisen.
Nachdem die Band aus dem englischen Norfolk 2003 mit "Permisssion To Land" und dem 2005er "One Way Ticket To Hell... And Back" zwei stark beachtete Alben und vor allem mit der Single 'I Believe In A Thing Called Love'2003 beachtliche Aufmerksamkeit erworben hatte, brach die Band aus den berühmten Gründen auseinander: Der Sänger hatte mit Drogen und Alkoholproblemen zu kämpfen. Wahrscheinlich war die Kür zur besten britischen Rock-Band 2004 gerade Justin Hawkins zu Kopf gestiegen. Im Sinne des Wortes.
Egal, nach diesen Querelen ist das Gerücht einer Wiedervereinigung in den letzten Monaten ständig genährt worden, auch, weil sich die Band zu diversen Festivalauftritten gemeinsam auf die Bühne gewagt hatte. Und zunehmend neue Lieder vorstellte.
Die erste Auskopplung 'Every Inch Of You' ist schon einmal ein gelungener Frontalangriff: Wir sind zurück. Ein aufwändiges Video, einprägsamer typischer THE-DARKNESS-Klopfrhythmus und – als wäre es wie eine Befreiung aus seinem zu lange eingeschnürten Falsettkorsett – ein Schrillschrei – der, natürlich! - zum sofortigen Oralsex aufruft.
Es ist wahr, die Runde der Gedenkminuten geht im aktuellen THE-DARKNESS-Kosmos eindeutig in Richtung QUEEN, deren Arme wedelnder Frontmann einen bleibenden Eindruck hinterlassen musste. Mehrmals wird auch musikalisch weiter, bombastischer ausgeholt, weniger Hairy, dafür mehr gemeinsame Oral-Chorale und sich aufbauschende Goldbrokatwände, die über den exzentrische Köpfen herunterschweben. 'Nothing Gonna Stop Us' und 'Everybody Have A God Time' tragen dem Hard Rock frische Lidstriche auf, indem sie die königinnenlichen Tugenden gekonnt verwenden. Trotz der ganzen Sinnerei nach Sinn und Unsinn der Existenz dieser Britennudeln: Gute, eingängige Songs schreiben, ja das können die.
Wenn hier eine nackte Rechnung aufgetan werden müsste, so ist die Hälfte des Albums sehr gelungen, ein Viertel sprudelt durch, ohne zu beeindrucken und ein letztes Viertel - das wird unter Augenrollen mitgenommen.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben