DARKTHRONE - The Cult Is Alive
Mehr über Darkthrone
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Peaceville / Snapper / SPV
- Release:
- 03.03.2006
- The Cult Of Goliath
- Too Old Too Cold
- Atomic Coming
- Graveyard Slut
- Underdogs And Overlords
- Whisky Funeral
- De Underjordiske (Ælia Capitolina)
- Tyster På Gud
- Shut Up
- Forebyggende Krig
Die kürzlich erschienene Vorabsingle hat es bereits angekündigt und das Album liefert nun die Bestätigung: DARKTHRONE sind zurück, und zwar so stark wie eh und je! Straight, räudig und roh gehen die Herren Nagell und Skjellum zu Werke. Ultraschnelles Geblaste gehört eh seit Ewigkeiten der Vergangenheit an, die Norweger haben schon lange den zäh rockenden Groove für sich entdeckt und den zelebrieren sie auf "The Cult Is Alive" so eingängig und mitreißend wie nie zuvor. Doch keine Sorge, Kompromisse und Anbiederungen habt ihr nicht zu befürchten. DARKTHRONE sind immer noch sie selbst, und das wird sich vermutlich auch nie ändern. Das macht schon der dynamisch stampfende Opener 'The Cult Of Goliath' mit den seit "Panzerfaust" liebgewonnenen HELLHAMMER-Referenzen und Nocturno Cultos unbarmherzig brutalen Shouts unmissverständlich klar. Doch etwas ist neu, und es passt wie die Faust aufs Auge: Meister Skjellum hat die Leadgitarre für sich entdeckt! Sein Solo im Mittelstück ist zwar kurz, aber es sticht positiv heraus. Das folgende 'Too Old Too Cold' ist ja bereits bekannt und vom punkigen Anfang über den extrem einprägsamen Refrain und den bissigen Text bis hin zum doomig-zähen Schlussteil einer der größten Hits der Bandgeschichte.
Weiter geht's mit 'Atomic Coming', das DARKTHRONE dem kürzlich verstorbenen VOIVOD-Gitarristen Piggy gewidmet haben. Einen musikalischen VOIVOD-Einfluss höre ich aber nicht wirklich heraus; ganz so abgedreht sind die Norweger dann doch nicht. DISCHARGE und MOTÖRHEAD schießen mir aber durch den Kopf. 'Graveyard Slut' ist in der Version mit Fenriz am Gesang für meinen Geschmack noch ein bisschen reizvoller und kaputter als in der Single-Version mit Culto. Schön abgewrackter Gruftpunk trifft auf den guten alten keltisch-frostigen Doom und auch hier hat der Mann an der Gitarre ein richtig cool quietschendes Solo im Gepäck... Das nennt man dann wohl Black'n'Roll, oder? 'Underdogs And Overlords' bietet dann wieder mehr Black Metal im klassischen Sinne des Wortes. Teils relativ flott, teils aber auch schleppend, mit stark verhalltem Gesang, zwei Versen in norwegischer Sprache und einigen Reminiszenzen an "Total Death"-Zeiten. Dazu kommt ein etwas längeres Gitarrensolo gegen Schluss. Nekro-Crust-Punk könnte wohl die logische Bezeichnung für das ultimativ abgefuckte 'Whisky Funeral' sein, während es bei 'De Underjordiske (Ælia Capitolina)' mit seinen recht ausladenden Leadgitarren-Arrangements und 'Tyster På Gud' wieder zu hundert Prozent metallisch zugeht. Gerade Ersteres arbeitet mit einer sehr düstren Atmosphäre und für DARKTHRONE-Verhältnisse bemerkenswert epischer Dramatik, während Nocturno Culto beim Letzteren seinen Solier-Ambitionen freien Lauf lassen kann. Dass 'Shut Up' noch mal gut punkig abgeht, dürfte bei dem Titel kaum überraschen. Auffällig ist hier - neben den erneut sehr präsenten Leads - der etwas lässigere Gesang von Nocturno Culto und der deutlich spürbare Stimmungswechsel im Mittelstück. Solltet ihr denken, dass Punk-Einflüsse im Black Metal nichts verloren haben, dann kann ich euch auch nicht helfen; schon VENOM und BATHORY hatten eine gute Dosis Punk und Oi in ihrem Sound und genau da knüpfen DARKTHRONE an. Gerade bei 'Shut Up' sind die VENOM-Vibes sehr spürbar, wie ich finde. Schließlich folgt mit 'Forbyggende Krig' das große Finale, und das zeigt DARKTHRONE in der ersten Hälfte wieder von ihrer unbarmherzig zäh walzenden Seite, die sie mit "Panzerfaust" und "Total Death" vordefiniert haben, doch zum Ende hin explodiert das Ganze mit dem Refrain, den Ted und Fenriz im Duett singen. Es folgt noch ein ellenlanges und saugutes Flanger-Solo, das auch zu Jerry Fogle oder Dave Brock passen würde - und dann ist der Spuk vorbei.
Streckenweise würde ich sagen, dass sich DARKTHRONE auf "The Cult Is Alive" fast neu erfunden haben, ohne sich stilistisch allzu weit zu bewegen. Paradox? Vielleicht. Ihr werdet auf der neuen Scheibe im Prinzip fast alle Markenzeichen finden, die ihr in den letzten zehn Jahren mit DARKTHRONE verbunden habt. Der "Nekro-Sound", die finstren und simplen Riffs, Nocturno Cultos derbe Shouts, Fenriz' organisches, rumpeliges, ungetriggertes aber dennoch punktgenaues Drumming. Das Punk-Feeling, das schon seit "Hate Them" durchaus präsent war, ist nun dominanter als je zuvor, die LMAA-Attitüde so plakativ wie nie. Neu und spannend sind die fast durchgängig prägnanteren Refrains, die ultra-lässigen Soli in vielen Songs und der erhöhte Gesangsanteil von Fenriz. Allesamt Faktoren, die den Wiedererkennungswert der jeweiligen Kompositionen deutlich nach oben schrauben und "The Cult Is Alive" zu einem Album machen, das sehr schnell zündet und auch langfristig hängen bleibt. Wenn ihr DARKTHRONE schon immer zu simpel und zu roh fandet, wird sich das mit der neuen Scheibe nicht unbedingt ändern. Mögt ihr den Sound prinzipiell gerne, hattet aber eure Probleme mit den oft perseverativen Strukturen der Band, dann sollte euch vorliegendes Album den Einstieg deutlich erleichtern. Und wenn ihr - wie ich - seit fünfzehn Jahren beinharte Fans der Jungs seid, dann könnt ihr hier gar nichts falsch machen. Für mich ist der lebendige Kult eine der spannendsten und somit wohl auch eine der besten DARKTHRONE-Scheiben überhaupt und mein erster ganz heißer Anwärter auf die Position "Album des Jahres". Es kommen ja noch eine Menge vielversprechender Veröffentlichungen, aber in jedem Fall gilt jetzt und hier: ÆRE VÆRE DARKTHRONE!!!
Anspieltipps: The Cult Of Goliath, Too Old Too Cold, De Underjordiske, Forbyggende Krig
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle